Neuseeland (und Australien) 2010

- Der Blog oder: Wie hast Du das denn hingekriegt? -

Übersicht

Wir wissen jetzt noch nicht viel, aber das wird sich ändern. Unser Plan? Unser Plan ist eigentlich unser Flugplan. Hamburg - Dubai - Brisbane. Zwei Wochen mit dem Camper am Reef hoch nach Cairns. Dann Flug nach Sydney, kurz genießen und weiter nach Auckland. Von da zwei Monate querbeet mit dem Camper durch Neuseeland. Von Christchurch wieder zurück nach Hamburg. Anschließend Heiligabend.

Immerhin: Kepler Track und Milford Track im Dezember sind schon gebucht. Der Rest wird sich zeigen...

Da wir zu zweit schreiben führe ich jetzt mal zwei Farben ein:
Himmelblau für Fabi
Pink für Steffi
Wir werden natürlich auch immer einige Bilder hochladen, allerdings weiß ich noch nicht, wie gut sich die auf dem Netbook internettauglich machen lassen. Aber für einen ersten Eindruck sollte's reichen!


Ich spekuliere jetzt mal die erste Etappe:

Teil 1: Jet-Lag in Australien lesen

Samstag, 02.10.2010

Das Abenteuer geht los!! Der erste Flug von Hamburg nach Dubai dauert "nur" 6 Stunden - Fabi nutzt die Zeit, um seine Fähigkeiten in drei verschiedenen Varianten von Pong (das Computerspiel überhaupt) zu perfektionieren.
In Dubai um kurz vor Mitternacht schlagen uns dezente 32 Grad/90% Luftfechtigkeit entgegen. Beim Aussteigen denkt man, die Triebwerke würden noch laufen, es ist aber nur der heiße Wüstenwind. Wie ist es hier bloß tagsüber? Nach dem Rollfeld bewegen wir uns aber für den restlichen Aufenthalt nur von einem klimatisierten Gebäude zum nächsten.
Unsere Pässe werden von echten Scheichs kontrolliert - zumindest sehen die freundlichen Herren in ihren weißen Gewändern so aus. Ins Hotel fahren wir mit dem Taxi, aber nicht mit irgendeinem. Wir bekommen wegen Steffi (=Lady) ein rosafarbenes Lady-Taxi, das nach Bubblegum duftet und dessen Fahrerin ein rosa Hütchen trägt. Dubai ist schon cool... Unser Hotel ist westlich ausgestattet, bezeichnenderweise ist der einzige TV-Sender für die deutschsprachige Touristengemeinde RTL2 in der Schweizer Version. Jetzt wissen wir, wer hier Urlaub macht... ;)


Sonntag, 03.10.2010

Früh am nächsten Morgen geht's weiter auf den langen 14-Stunden Flug nach Brisbane. Vor dem Start dürfen wir noch 3 weitere Stunden im Flugzeug verbringen, wegen technischer Probleme am Triebwerk.. 17 Stunden sind für Pong eine echte Geduldsprobe. Wir spielen ab und zu gegeneinander, gucken Filme, hören Musik, nur Schlafen funktioniert natürlich nicht.

Montag 04.10.2010

Endlich Landung in Australien. Man darf keinerlei organische Stoffe einführen. Auch nach Erde und Wasser an der Schuhsohle wird gefragt. Trotz dicker Trekkingstiefel und obwohl der Spürhund zweimal bei uns anhält und halb Alarm schlägt kommen wir ohne Sonderprüfung durch die drei Sicherheits-Checks.
In Brisbane holen wir unseren Jucy-Campervan ab. Unser neues Zuhause sieht recht klein aus, entpuppt sich aber als Platzwunder. Ziemlich zerstört nach der Reise und mit deutlichem Jet-Lag machen wir uns auf in den australischen Linksverkehr. Das ist gar nicht so schlimm. Ich fahre nur Anfangs viel zu weit links und erschrecke mich ab und zu, wenn mir irgenwelche Riesen-LKW mit vollem Speed auf der vermeintlich falschen Seite entgegenkommen.
Wir verlassen Brisbane Richtung Norden, um erstmal aus der Stadt rauszukommen. Der Jet-Lag ist aber so stark, dass wir bei nächster Gelegenheit am Rand vom Highway, genau genommen auf einem Friedhofparkplatz, ein Schläfchen halten müssen. So fühlen wir uns auch... Schließlich retten wir uns auf einen Campingplatz nach Maroochydore bei Wooloolaba - und bekommen den besten Platz auf dem ganzen Gelände. Unter schattigen Bäumen mit Direktblick auf den Pazifik und den Strand vor der Nase. Wir genießen den Sonnenuntergang am Pazifik, und schlummern danach sehr schnell tief und fest und überraschend bequem in unserem Van..

Dienstag, 05.10.2010

Wir sind sehr früh wach und erleben den Sonnenaufgang über dem Pazifik. Zur Akklimatisierung und weil es einfach weunderschön ist, bleiben wir noch einen Tag hier. Nach kurzer Zeit benutze ich 30er Sonnencreme. Wer mich kennt, weiß was das heißt...
Nachmittags hört unser Kühlschrank auf zu kühlen. Er verbraucht so viel Strom, dass die (Zweit-) Autobatterie nach wenigen Stunden ohne Fahrt leer ist. Einmal pro Tag muss man also eine Runde fahren. Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit erfolgreich mit Nichtstun, halten diverse Schwätzchen mit unseren netten australischen Nachbarn und sammeln fleissig Tipps für unseren weiteren Weg nach Cairns.

Mittwoch, 06.10.2010

Wir sind wieder früh wach und bekommen so die Gelgenheit Kakadus im Sonnenaufgang am Strand zu beobachten - und natürlich zu fotografieren. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg über die Sugar Road auf den Sunshine Motorway zum Rainbow Beach. Da kann man ja nur gute Laune kriegen. Das Hippie-Feeling kommt langsam auf.

Nachdem wir den Motorway verlassen haben, fahren wir auf Achterbahnstraßen durch endlose Wälder, die immer mehr nach Dschungel aussehen. Auf einem kleinen Parkplatz entdecken wir einen mit Holzbalken befestigten Weg in den Dschungel, der an einem kleinen Flussbecken endet, in dem Zee schnorchelt, die hier in der Gegend wohnt. Zee ist ca. 65, hat lange graue Haare und ist ein echter Hippie, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, dass sie Didgeridoos für Touristen herstellt. Sie leiht uns ihre Schnorchelausrüstung und gibt uns noch ein paar Insider-Tipps, was wir uns noch alles anschauen sollen. Je mehr Tipps wir bekommen, desto mehr fällt uns auf, dass wir mit 2 Wochen hier viel zu wenig Zeit, um alles Sehenswerte zu sehen... :(
Nachmittag parken wir unseren Van in einem Caravan Park oberhalb des Rainbow Beach. Wieder mit Meerblick - wenn man sich etwas zur Seite beugt. Wir laufen die paar Meter zum kilometerlangen Strand hinab, der Blick, der uns dort über den Pazifik erwartet, ist atemberaubend. Natürlich müssen wir ins türkisblaue Wasser springen, das schon recht warm ist. Frühling in Australien ist wie Hochsommer auf den Balearen. Wir üben uns ein bißchen im Wellenhüpfen, ich tauge als Wellenbrecher aber nur bedingt..

Donnerstag, 07.10.2010

Natürlich lassen wir uns den Sonnenaufgang über dem Pazifik auch heute nicht entgehen. Vor dem Frühstück gehen wir noch einmal ins Meer, es ist einfach zu schön hier... Aber leider müssen wir recht bald Abschied nehmenn, denn heute ist ein Fahrtag, wir wollen bis zur Town of 1770. Zum Abschied von Reinbow Beach schauen wir noch einmal bei Zee zu Hause vorbei und bekommen einen Reiseführer für die National Parks am Weg, eine herzliche Umarmung und einen Glücksstein, der uns auf unserer Reise beschützen soll.. dann kann ja nichts mehr schiefgehen :)
Die Town of 1770 liegt rund 350 km weiter nördlich. Klingt nicht weit, aber hier gibt's keine Autobahn. Nach einigen Zwischenstopps zwischen Einkaufsmall und Dschungel kehren wir ein paar Kilometer vor unserem Ziel auf einem Campingplatz im Urwald ein, da die Sonne eh schon untergegangen ist. Wir bekommen schon wieder den besten Platz direkt am Wald. Ich halte allerdings bei meinen Wegen über den Campingplatz den Glücksstein fest umklammert, und es hilft. Keine Monsterspinnen weit und breit. Dafür eine große Krötenfamilie, deren Mitglieder vor einem herumhüpfen. Beim Kochen im Dunkeln besucht uns auch dann sogar ein Kangooroo und kommt bis auf 3 Meter an uns ran, solange wir sitzen bleiben.

Freitag, 08.10.2010

Wir sind in der Zeitzone angekommen. Diesmal schaffen wir es nicht zum Sonnenaufgang, sondern schlafen mal so richtig aus...in town of 1770 angekommen suchen wir uns einen Campingplatz, der nah am Strand ist - und finden nach einigem Hin- und Her schließlich the perfect spot. Das uns allein zugewiesene "Grundstück" ist 2500m², von alten schattigen Bäumen umrankt, und es gibt einen eigenen Strandzugang. Direkt durch den Dschungel führt ein gewundener Pfad 1km zum Strand. Wir fühlen uns wie im Dschungelbuch. Plötzlich entdecken wir vor uns auf dem Pfad eine sehr große Echse, die offenbar die Sonne genießt. Als wir näher kommen läuft sie davon, indem sie von dem einen auf das andere seitlich angewinkelte Bein hüpft. Cooles Tier...ich muss diese Fortbewegungsart natürlich gleich imitieren! Der Strand, an den wir schließlich gelangen, haut uns - mal wieder - um, v.a. weil wir die Einzigen an diesem 10km langen Traumstrand sind..

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Teil 2: Bushman - Insektenspray ist unser Deo lesen

Samstag, 09.10.2010

Nachdem wir die letzten Tage quasi durchgehend sitzend verbracht haben, ist heute mal Action angesagt. Und was macht man so in Austalien? Surfen natürlich. Wir nehmen die billigste Surfschule der Welt (nach eigenen Angaben) und bezahlen 17$ für 3 Stunden Surfunterricht. Unschlagbar billig und unschlagbar gut. Am Ende reiten wir beide stehend die Wellen (zumindest gelegentlich...). Leider ist es weiter nördlich nichts mehr mit Surfen. Für heute ist es aber auch genug, wir können beide unsere Arme nicht mehr bewegen (um die Wellen einzufangen, muss man unglaublich schnell paddeln)

Nachmittags wollen wir eigentlich noch eine Chopper-Tour machen, aber unserer Kräfte beraubt cruisen wir nur entspannt mit dem Jucy durch die Gegend und machen einen kleinen Spaziergang durch die Wildnis. Im hohen Gras taucht plötzich ein Kopf auf und wir sehen endlich Kängurus und später auch noch Wallabies im Tageslicht. Cooler Tag.

Sonntag, 10.10.2010

Heute ist Fahrtag, wir reißen 500km bis in den Eungella National Parc. Die Fahrt spar ich mir jetzt mal. Nur soviel: Am Ende sind es 600km und wir sind von 9h bis 19h on the road. Aber dann...
Unsere Unterkunft ist das Palatypus Bush Camp und so ist es auch. Mitten im Regenwald stehen ein paar offene Hütten und Bretterverschläge. Um in das Camp zu gelangen muss der Jucy erstmal (nicht versicherte) Schotterpisten und mehrere Flüsse durchqueren. Bei unserer Ankunft herrscht unter den anderen Campern gerade leichte Aufregung, weil sich eine unbestimmte Schlange in der Dusche aufhält. Ich find's total cool. Steffi auch, aber irgendwie anders...
Deshalb will ich gleich zwei Nächte buchen. Steffi nicht...
Alleine die Soundkulisse ist der Hammer. Da es hier Palatypusse (Schnabeltiere) gibt, geht's morgen auf Expedition!

Ja, also dieses Bush-Camp war auch noch meine Idee. Im Reiseführer hörte sich die Beschreibung dieses Bushcamps auch wild romantisch an, leider war es mir dann viel zu wild, und so gar nicht romantisch...
Überall krabbelten und hüpften völlig überdimensionierte Käfer, Heuschrecken, Schaben etc. herum, und dann auch noch diese Schlange.. Kleine Insekten sind schon nicht so mein Ding, aber für Urzeitmonster, die sich in diesem abgeschiedenen Regenwald in unsere Zeit gerettet haben, kann ich mich - im Gegensatz zu Fabi - nicht erwärmen, zumal man ja hier nie so richtig weiß, ob dieses Tier gerade tödlich giftig ist.
Mit mir durchlitt noch Jenny, die Freundin von Jan, den Abend im Busch. Beide waren auch irgendwie im Bushcamp gelandet. In Jenny hatte ich immerhin noch jemanden gefunden, der sich nicht allein auf die Toilette traute... needless to say, dass ich in dieser Nacht kein Auge zumachte.

Montag, 11.10.2010

Wir stehen um fünf Uhr auf, weil das die beste Zeit zum Palatypus beobachten ist und gehen mit unseren Camping-Nachbarn runter zum Fluss. Da sehen wir dann zwei Stunden gar nichts und gehen schließlich frustriert frühstücken.
Immerhin ist Steffi im mittlerweile erwachten Tageslicht bereit den Tag im Regenwald zu verbringen. Wir jagen unseren Jucy also unter Durchquerung weiterer Flüsse noch weiter in den Dschungel und machen dort eine kleine Wandertour. Der Weg ist genauso, wie man sich das vorstellt: hohge Farne im dicht verwachsenen Unterholz und so gut wie kein Baum, der nicht Wirt für irgendeine Schmarotzerflanze ist. Dazu eine bizarre Geräuschkulisse, die getoppt wird von dem (von mit so benannten) Peitschenvogel, der sich anhört, als würde man eine Peitsche schlagen. Am Ende unseres Weges erwartet uns ein hübscher kleiner Wasserfall und kurz vorher eine hübsche kleine Spinne, die sich besonders Steffi mit ihren ganzen 15-20cm Durchmesser in den Weg stellt... Gemeinsam schaffen wir's aber an ihr vorbei zu schlüpfen.

Anschließend beschließen wir einen anderen Fluss aufzusuchen, um in der Abenddämmerung doch noch Palatyopusse zu sehen. Auf dem Weg lernen wir Jamal und Guilliaume kennen, die sich in Sydney zufällig kennegelernt haben und seitdem zu zweit durch Australien touren. Wir hängen den gesamten Abend zusammen ab und sehen sogar noch gemeinsam die erhofften Schnabeltiere.
Nach dem Abendessen brechen wir aber auf, da Steffi dann doch keine zweite Nacht im Dschungel verbringen möchte. Eine Stunde Fahrt schaffen wir. Dann fallen uns beiden die Augen zu, was das Fahren ungemein riskant macht und wir halten am Strand von Mackay und beschließen wild zu campen. Einmal wird schon gehen...

Dienstag, 12.10.2010

Um drei Uhr Morgens wache ich auf und stehe kurz auf, um den Jucy zu verlassen. Nach wenigen Schritten werde ich von einem Suchscheinwerfer eingefangen, der anschließend neben dem Jucy anhält und sich in rot-blaues Signallicht verwandelt. Das soll woll heißen: herkommen!

Mitten in der Nacht von Blaulicht vor dem eigenen Fenster aufgeweckt zu werden, hat etwas sehr Beunruhigendes an sich. Da campen wir einmal auf einem Parkplatz, und schon werden wir erwischt, denke ich, und habe prompt 'nen Puls von 160. Angesichts von Bußgeldern von §500 ja auch nicht verwunderlich. Dann höre ich Fabi mit dem Officer plaudern, und irgendwie redet Fabi uns mit viel Charme heraus..gerade noch mal Glück gehabt.

Ich habe aus dem 3Uhr-Police-Besuch gelernt, dass Steffi in 2 Sekunden hellwach sein kann. Diese Erkenntnis nutze ich direkt, und klopfe um sieben Uhr unauffällig von innen ans Fenster. Und siehe da: klappt. Steffi hellwach.

Unser Tagesziel Airlie Beach ist nur 2 Stunden von Mackay entfernt, schon am Vormittag haben wir einen sehr schönen Campingplatz gefunden. Airlie Beach ist das Tor zu den Whitsundays und verfügt über alles, was sich das Urlauberherz erwünscht. Nur leider wird das Urlaubsfeeling durch den anhaltenden, ergiebigen Regen getrübt. Wir lassen uns aber die Laune nicht verderben; schließlich haben wir ja (für Neuseeland) gute Regenjacken mit und machen gut eingepackt noch einen Spaziergang durch die Stadt, wo uns alle um unser Outfit beneiden. Nicht schön, aber trocken :)
Die Schönheit des türkisen Meeres vor überwachsenen Dschungelhängen können wir durch das trübe Grau leider nur erahnen; da reißt es auf, und wir setzen uns mit einer leckeren Pizza in der Abendstimmung an den Strand...

Mittwoch, 13.10.2010

Da uns langsam die Zeit davonläuft, haben wir uns entschlossen, heute trotz schlechten Wetters die Whitsunday Island-All-In-One-Day-Tour durchzuziehen. Das beinhaltet eine Rundtour auf einer dicken Motoryacht mit Strandaufenthalt in White Heaven, kleiner Aussichtsrunde am Hill Inlet und Schnorcheln bei der Insel Border Island.
Die Hinfahrt soll eigentlich 1:20 Stunden dauern, entartet aber zu einer 2:30 Stunden Tour mit Mega-Wellengang und extremen Schaukeleinlagen. Zwischenzeitlich haben wir leichte Bedenken, dass die Yacht kentert. Mit leichter Magenflauheit erreichen wir schließlich den strahlend weißen Strand White Heaven Beach und sind in erster Linie dankbar, festen Boden unter den Füßen zu haben. Der feinsandige Strand ist aber wirklich einmalig und als der Magen sich etwas beruhigt hat, machen wir eine kleine Fotosession.

Anschließend gibt's ein etwas zu ausgiebiges Mittagessen an Bord, bevor wir weiter zum Hill Inlet jetten, einem Aussichtspunkt auf ein paar im Meer liegende Sandbänke, die leider wegen der Flut nicht wirklich zu sehen sind. Der dritte Stop ist eine Schnorcheltour vor Border-Island - endlich die Gelegenheit, die Unterwasserknipse mal auszuprobieren. Dummerweise sind wegen des Wellengangs so viele Partikel im Wasser, dass die Sicht gleich Null ist. Dann fotografieren wír uns halt selbst in unseren sexy Neoprenanzügen...
Die Rückfahrt macht mir nochmal schwer zu schaffen, bei uns beiden bleibt auch nach Rückkehr auf's Festland eine latente Übelkeit. Geht aber bald wieder. Insgesamt war der Ausflug zwar nicht der erhoffte Blick ins Paradies, aber trotzdem ein Abenteuer mit bleibender Erinnerung. Den strahlend blauen Himmel mussten wir uns leider dazu vorstellen.
Fazit: Wir sind wohl nicht so die Seebären... :)

Donnerstag, 14.10.2010

Mal wieder Fahrtag. Wir befreien das Auto von diversen grünen Ameisen und machen uns fast pünktlich auf den Weg. Heute ist es ganz entspannt: wir wollen 350km bis Townsville hinter uns bringen aber da nichts Großes mehr starten.
Als wir an einer Raststätte Sandwich-Pause machen fliegen ziemlich coole große, schwarze Papageien vorbei. Der Strand ist auch direkt vor unserer Nase, aber sieht schon aus wie ein Krokodil-Hot-Spot...
Ansonsten passiert nicht mehr sehr viel. Townsville ist so lala, wir nehmen einen Campingplatz direkt am Meer und können schonmal einen Blick auf die vor uns liegenende Magnetic Island werfen. Überall am Strand stehen riesige Bäume, die aus ihren Ästen neue dicke Wurzeln austreiben und deshalb jeder für sich aussehen wir ein kleiner Wald. Nachdem wir einen Liqour-Shop aufgesucht haben, lassen wir den Abend ausklingen.

Freitag, 15.10.2010

Heute steht Magnetic Island auf dem Programm, aber der Tag beginnt erstmal ganz anders. Wir lassen nachts immer das Beifahrerfenster einen Spalt offen, da sonst das Auto komplett von innen beschlägt. Hat auch immer gut geklappt, nicht aber heute. Es ist 5.30, Aufstehenszeit. Schlaftrunken suche ich meinen Pulli, der immer auf den Rucksäcken auf dem Beifahrersitz liegt. Hmm, kein Pulli da. Hmm, auch keine Rucksäcke da. Wo sind die nur? Zunächst zweifel ich an meinem Ordnungssinn, aber dann dämmert es mir langsam, dass wohl jemand eingebrochen ist.
Ich wecke Fabi, und wir sind beide erstmal ziemlich paralyisert. In den Rucksäcken war mein Portemonnaie, mein Handy und unsere Pässe. Und in Fabi's Rucksack seine Objektive... Schock!!! Wir steigen aus, um erst einmal einen klaren Gedanken zu fassen. Wir müssen das deutsche Konsulat finden, zur Polizei gehen, etc., vor meinem inneren Auge sehe ich uns schon nicht aus Australien wegkommen. Aber da entdecken wir vor dem Auto einen Haufen, der aussieht, wie unsere Sachen. Durchwühlt, im Dreck, aber (fast) alles noch da, auch die Pässe. Die Diebe waren anscheinend nur auf der Suche nach Bargeld, was Fabi woanders aufbewahrt hatte. Nur mein Handy fehlt. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Glück im Unglück!!!!

Ein Schatten des morgendlichen Einbruchs bleibt, als wir auf unsere Inseltour aufbrechen. Wir werden aber trotz mäßiger Vorhersage mit Traumwetter getröstet.
Auf der Insel angekommen werden wir direkt übermütig und starten mitten in der Mittagssonne eine kleine (4stündige) Wanderung. Die knallende Sonne macht Steffi nach einer Weile schon ziemlich zu schaffen, aber noch schlimmer sind die großen, schwarzen und äußerst bissigen Fliegen, die jede Pause nutzen, um sich auf unseren Beinen niederzulassen. Wir entleeren an diesem Tag fast eine ganze Flasche Insektenspray und kommen so einigermaßen geschützt in den Genuss wunderschöner Aussichten über die Insel.
Noch besser wird es aber beim zweiten Teil unserer kleinen Inseltour. Magnetic Island ist die Heimat einiger wilder Koalas, und so laufen wir durch die Eukalyptuswälder, immer den Kopf im Nacken und auf der Suche, und werden schließlich fündig. Insgesamt entdecken wir vier der niedlichen Teddybären, davon eine Mama mit Baby. Bei diesem Anblick ist aller Schreck vom Morgen bald vergessen. Wir sind aber trotzdem ganz froh, als wir am Ende der Wanderung im nächsten Inseldorf ankommen und kalte Getränke kaufen können...

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Teil 3: Vier Jahreszeiten lesen

Samstag, 16.10.2010

Heut ist mal wieder Fahrtag. Wir wollen so nah wie möglich nach Cairns und auf der Fahrt ein paar schöne Pausen machen. Beim Abendessen haben wir von unseren Cmapingnachbarn Tanja und Bernd den Tipp bekommen nicht an der Küste zu fahren, sondern durch die Atheron Tablelands - also machen wir das!
Unsere erste Pause machen wir aus Versehen am 5-Mile-Creek südlich von Tully und entdecken prompt eine Badestelle, an der sich noch eine kleine australische Grillgesellschaft eingefunden hat. Weil wir so nett dasitzen bekommen wir Bratwürstchen umsonst und dank eines kleinen Stausees irgendwo unterhalb können wir ohne Krokodilgefahr ins perfekt temperierte Wasser springen. So können jetzt alle Pausen werden!
Als wir später in die Tablelands abbiegen, bekommen wir schon einen ersten Eindruck der grünen Hügel von Neuseeland. Wir wollen in Milla Milla übernachten, eine der vergessenen Milchhauptstädte Austaliens. Der Name hat übrigens nichts mit dem Produkt zu tun. Gleich nebenan ist eine 15-km Wasserfallroute. Das machen wir aber morgen. Nur bei den Milla-Milla-Falls schauen wir noch mal kurz vorm Schlafen gehen vorbei.

Sonntag, 17.10.2010

Ganz kurz nach Sonnenaufgang sind wir die Ersten, die an diesem Morgen bei den Milla-Milla Falls sind. Fabi nutzt die Gelegenheit, um ins Wasser zu springen und unter dem Wasserfall durchzutauchen. Bestimmt eine super Methode um aufzuwachen, aber mir ist es etwas zu früh und etwas zu kalt :) Der weitere Verlauf der 15km Wasserfall-Rundfahrt ist ebenso beeindruckend wie die Milla-Milla Falls, und das mitten im Regenwald.
Vom Bestaunen der Naturschönheiten hungrig geworden, fahren wir weiter durch die Table Lands zu den Crater Lakes, die vulkanischen Ursprungs sind, und an denen wir noch ein kurzes Frühstück einnehmen. Leider müssen wir danach die Table-Lands auch schon wieder verlassen, denn heute steht Auto-Tausch in Cairns an. Wir verabschieden uns von unserem Jucy, der uns treu durch Australien gebracht hat, und bekommen einen kleinen roten Flitzer für die Rückfahrt nach Townsville.

Wir fahren nun an der Küste wieder zurück Richtung Süden und machen Halt in Mission Beach, "where the rainforest meets the beach". In einem Backpacker Hostel direkt am Strand - Scotty's - bekommen wir das letzte Doppelzimmer - Glück gehabt. Das Hostel ist sehr relaxed, mit Pool und jeder Menge Hängematten. Der offene, geräumige Aufenthaltsbereich füllt sich zum Abend, denn es gibt hier nicht nur eine Kochgelegenheit sondern auch Computer, die alle Backpacker eifrig zum Kontakt mit den Daheimgebliebenen nutzen. Wir auch. Endlich einmal per Skype nach Hause telefonieren :)

Montag, 18.10.2010

Morgens stehe ich früh auf, um den Sonnenaufgang am Mission Beach zu bestaunen. Irgendwie ist es schon ein kleiner Abschied von Australiens Weite, da wir heute in die Metropole Sydney fliegen. Das kommt einem vor wie eine andere Welt, nach zwei Wochen am Strand und im Regenwald. Mit dem Flieger gehts von Townsville nach Sydney. Als wir nachmittags ankommen, scheint zur Begrüßung sogar die Sonne :) wie schön..

Mit einem Kleinbus fahren wir in unser Hotel "Lord Nelson Brewery", das in den "Rocks", dem Altstadtteil von Sydney, gelegen ist und angeblich das älteste Hotel der Stadt ist. Wir haben ein sehr hübsches Zimmer, nach zwei Wochen im Jucy ist es super, sich auch mal aufrecht hinstellen zu können :) Wir schmeißen aber nur schnell unsere Taschen ins Zimmer, denn es zieht uns zum Sonnenuntergang in den Hafen, der nur einen 5-minütigen Fußweg entfernt ist.
Uns bietet sich das perfekte Postkartenmotiv, Sydney Harbour Bridge und Opera House vor violett-rosa-blauem Himmel. Nach einer ausgiebigen Foto-Session lassen wir den Abend bei uns im Pub mit einem frisch gezapften Pint Lord Nelson Bier ausklingen.

Dienstag, 19.10.2010

Da Steffi die Stadt schon kennt, haben wir heute tatsächlich einen Plan, was wir in Sydney tun wollen: Mit der Fähre eine "low-budget" Hafenrundfahrt, dann rüber nach Manly und ein bißchen an einem der Stadtstrände chillen, am Ende noch durch den Stadtpark bummeln. Leider vermiest uns das graue Nieselwetter die Tour und so schlendern wir erstmal durch den Hafen zum Park und hoffen auf bessere Zeiten für eine Fährfahrt.
Da bin ich allerdings direkt in meinem Element: Im Park lebt eine riesige Flughundkolonie, hunderte der Tiere hängen in einem bestimmten Areal in den Bäumen herum. In ihrer Kopf-über-Pose wecken sie Assoziationen mit alten Drakula-Filmen. Dank einiger Geduld von Steffi, schaffe ich es trotz fehlender Sonne ein paar Bilder zu bekommen.
Leider reißt es den ganzen Tag nicht mehr auf und so schauen wir uns Abends schließlich Sydney im Sonnenschein vom Hotelzimmer aus an - in "Finding Nemo". Das Bier in der Hotel-eigenen Brauerei ist übrigens Klasse...

Mittwoch, 20.10.2010

Sehr sehr früh am Morgen, genauer um 5.00 Uhr, müssen wir zum Flughafen :(( Aber die Aussicht, nach Neuseeland zu fliegen, erleichtert das Aufstehen ungemein. Mit dem Airbus A380 fliegen wir nach Auckland, Leider sieht man vom Innenleben des Fliegers nicht viel, denn die obere Etage wird sofort von den Stewardessen abgesperrt, damit wir - der Economy-Pöbel - nicht Luschern gehen kann. Aber als wir zum Start ansetzen, macht sich die Größe des Flugzeugs schon bemerkbar. Auch von der Landung bekommt man so gut wie nichts mit.. toll! Gute Arbeit aus Finkenwerder!!
In Auckland angekommen holen wir erst mal unseren Jucy ab, für uns schon Routine. Durch das undurchschaubare Straßengewimmel von Auckland schlagen wir uns zunächst Richtung Norden durch und errichten unser Nachtlager am Orewa Beach. Hier ist es zwar landschaftlich wunderschön, aber echt kalt. Sehr kalt, und vor allem sehr windig. Nach der Hitze Nordaustraliens schon eine gewisse Umstellung. Aber als Nordlicht freue ich mich, endlich mal wieder 'ne kalte Nase zu haben. Außerdem haben wir ja all unsere warmen Klamotten mitgeschleppt, nun brauchen wir sie auch!!
Schnell besorgen wir noch das Nötigste im Supermarkt und erstehen die für das Camperglück unverzichtbaren Campingstühle (ich bekomme einen pinken :)), dann ist es auch schon Schlafenszeit.



Donnerstag, 21.10.2010

Am nächsten Morgen lernen wir das berühmte Neuseelandwetter kennen, vier Jahreszeiten an einem Tag. Beim Aufwachen in Orewa ist ganz eindeutig Winter, aber als wir nach kurzem Weg den Strand (immer noch in Orewa) erreichen, ist es plötzlich Sommer. Wir nutzen die Wärme der Sonne zu einem Strandspaziergang und finden die größten Muscheln, die ich je gesehen habe. Von Austern über Schnecken bishin zur berühmten Shell-Muschel ist alles dabei.
Unser Weg führt uns weiter nach Norden, wo wir zufällig direkt am Highway einen Regenwald-Walking- Trail entdecken, der zu einem kleinen Wasserfall führt. Das nun einsetzende Aprilwetter kann uns nicht abschrecken, schließlich sind wir mit Regenjacken bestens ausgestattet. Mittags halten wir in Warkworth, einem kleinen, für neuseeländische Verhältnisse historischem Örtchen, das wir bei der Parkplatzsuche noch im strömenden Regen, beim anschließenden Stadtbummel aber im strahleneden Sonnenschein erleben dürfen.
Wir entscheiden, dass wir für heute genug im Auto gesessen haben, und machen uns ins nah gelegene Mangawhai Heads auf, einem Urlaubsort direkt am Strand. Mit etwas Glück finden wir dort auch eine kostenlose Campinggelegenheit, direkt am Surfbeach, von wo aus man den Sonnenuntergang mit Blick auf die XXX Island genießen kann. Perfekt, wäre da nicht der immer noch stürmisch wehende Wind, der jeden Kochversuch mit unserem kleinen Gaskocher kläglich scheitern läßt.

Freitag, 22.10.2010

Nach all den Reisetagen, starten wir den Tag heute endlich mal wieder mit einer kleinen Wanderung. Direkt vom Strand, an dem wir übernachtet haben, startet eine kleine Rundtour hoch auf die Klippen und am Meer zurück. Subtropisches Frühlingswetter eröffnet uns herrliche Ausblicke über grüne Hänge, ein Vielzahl kleiner, menschenleerer Buchten und türkisblaues Wasser. Auf dem gesamten Weg begegnet uns kaum eine Menschenseele
Nachmittags beschließen wir, den Nordzipfel von Neuseeland nicht mehr anzusteuern, da das Zusammentreffen von Pazifik und Tasmanischem Meer zu beobachten wohl eher symbolischen Charakter hat und wir uns die 2 Tage Fahrt dafür sparen möchten. Stattdessenn geht's auf nach Goat Island, einem Meeresreservat, das 30 Jahre Zeit hatte sich von den Menschen zu erholen und daher heute eine paradiesische Unterwasserwelt bieten soll. Endlich wieder schnorcheln!

Vor der Insel angekommen, entdecken wir erstmal eine Kormorankolonie, die haben hier wohl fette Beute. Die Insel selbst liegt nur einen Katzensprung vom Festland entfernt, weshalb man auch von hier direkt ins Wasser starten kann, was wir auch gleich tun.
Das Wasser ist A...kalt! Die wenigen anderen Menschen im Wasser tragen durchweg Neoprenanzüge - zu Recht. Ich wage mich als erster rein. Das Unterwaserleben zieht mich direkt in seinen Bann und ich vergesse sofort die Kälte des Meeres. Man sieht nicht einen oder der zwei der hier ansässigen Fische, man sieht sie alle. Endlich die Unterwasserkamera im Einsatz. Das ist allerdings schwieriger als gedacht: Die Fische ziehen zwar in aller Seelenruhe an mir vorbei, aber der Auftrieb macht mir arg zu schaffen. Nach 15 Minuten verlasse ich völlig unterkühlt das Meer, weil Steffi mich dazu zwingt - wir haben nur eine Taucherbrille. Länger wäre aber auch nicht gesund gewesen. Nachdem Steffi auch die bunte Unterwasserwelt bestaunt hat, fliehen wir ins von der Sonne aufgeheizte Auto. Cooler Tag!

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Teil 4: Von Wächtern und Tölpeln lesen

Samstag, 23.10.2010

Die Nacht haben wir auf einem sehr hübschen Campingplatz in Sandsplit verbracht, der wie ein historisches Dorf aufbereitet ist, wobei die antiken Häuschen zum Teil wirklich alt sind.
Da die Sonne uns auf den Kopf scheint, beschließen wir nochmal schnorcheln zu gehen. Wir bilden uns ein, das Wasser sei diesmel etwas wärmer, trotzdem entsteigen wir dem Meer erneut völlig unterkühlt. Da hilft nur noch 30 Minuten heiß duschen. Also verbringen wir direkt noch eine zweite Nacht auf dem schönen Campingplatz in Sandsplit.

Sonntag, 24.10.2010

Unser Kühlschrank funktioniert nicht. Tatsächlich haben wir an Bord unseres Jucys eine Kühlbox, die wie ein kleiner Kühlschrank mit Strom, der aus einer zweiten Autobatterie generiert wird, unsere Nahrungsmittel kühlen sollte. Tut sie aber nicht. Da wir ohnehin auf unserem Weg zur Coromandel Peninsula wieder durch Auckland müssen, legen wir einen Stopp bei Jucy Rentals ein, und bekommen dort eine heile Kühlbox - denken wir zumindest...

Unser Weg führt uns aus der Großstadt hinaus in östlicher Richtung auf die Coromandel Insula hinauf nach Miranda, an die Seabirdshore, wo es bei Flut viele Seevögel zu beobachten geben soll. Als wir ankommen, ist jedoch gerade Ebbe:( Trotzdem kann man ein paar schöne Wattvögel auf spiegelndem Sand beobachten.
Nachmittags fahren wir weiter ins benachbarte Thames, dem Startpunkt für Wanderungen hoch zum Pinnacle. Für die Nacht quartieren wir uns auf einem einfachen Campingplatz des DOC (Department of Conservation) ein, der wild romantisch zwischen zwei Flüssem mitten im Naturschutzgebiet liegt. Zu meiner großen Freude gibt es hier nur Ungeziefer in Normalgröße, also kann sogar ich den Aufenthalt voll und ganz genießen
Als es dämmert, machen wir uns ganz begeistert noch ein kleines Feuer an, an dem wir uns etwas wärmen können. Sobald die Sonne weg ist, wird es doch sehr kalt hier in Neuseeland. Voller Vorfreude auf die Wanderung am kommenden Tag schlafen wir ein..

Montag, 25.10.2010

Viel zu spät starten wir um 10h unsere Tagestour auf die Pinnacles, aber wir haben uns vom DOC eine flexible Route empfehlen lassen, bei der wir am Ende zwischen einem kurzen und langen Abstieg wählen können. Leider nehmen wir irrtümlicherweise direkt die lange schwierige Passage für den Aufstieg, bemerken unseren Fehler jedoch nicht, denken, wir benötigen viel zu viel Zeit, verfluchen unsere vermeintlich völlig falsche Wanderkarte und gehen nur noch nach Kreuzungsschildern und Himmelsrichtung. Macht aber nichts.
Der Weg ist wunderschön abwechslungsreich, zumindest bis uns ein paar entgegenkommende Wanderer lächelnd entgegenrufen:" Quiet a few steps to go!". 30 Meter weiter beginnen die Treppen. Das DOC (oder irgendwer anders) hat gefühlte 7000 Treppenstufen in diesen Berg gemeißelt, die wir jetzt unter strahlend blauem Himmel erklimmen. Die immer schöner werdenen Ausblicke auf bewaldete Berge und Täler trösten uns ein wenig darüber hinweg.
An einem Fluss verlassen wir den Pfad und pausieren oberhalb eines mehrstufigen (wie wir später lernen) 180m hohen Wasserfalls. Ich klettere einige Stufen nach unten, kehre dann aber zu Steffi zurück, die sich oben in der Sonne räkelt. Wir denken ja auch immer noch wir hängen zeitlich deutlich hinterher.

Im oberen Teil werden die Treppen rar und schließlich erreichen wir auf verschlungenen Pfaden die Pinnacles Hut kurz vor dem Gipfel. Da heute in NZ Feiertag ist, sind uns auf dem Weg sehr viele Wanderer entgegengekommen, die hier ein langes Wochenende verbracht haben, aber jetzt sind wir mutterseelenallein auf der 80-Betten-Hütte.
Nach einer halben Stunde stößt vom Gipfel eine kleine Wandergruppe zu uns und wir erkundigen uns nach der Zeitdauer für das letzte Stück. Sie berichten uns von knapp 2 Stunden und so beschließen wir den Gipfel noch mitzunehmen und einfach schneller zu gehen. Leider erwartet uns erstmal zum warm werden die nächste 500 Stufen-Treppe, aber die letzten 15 Minuten können wir auf einem ziemlich spaßigen Klettersteig mit jeder Menge beeindruckender Aussichtspunkte zurücklegen. Das entschädigt für so einiges!
Wir schaffen den Gipfel in der Hälfte der angegebenen Zeit, was uns etwas beruhigt und machen uns nach einer kurzen Pause wieder auf den Rückweg. Erst kurz vor dem Parkplatz bemerken wir an einer Kreuzung, dass wir Morgens falsch abgebogen sind. Ab jetzt werden wir die Schilder von Anfang an lesen...

Dienstag, 26.10.2010

Für die Nacht nach unserer 9stündigen Wandertour gönnen wir uns in Thames ein luxuriöses Backpackerhostel, und das meine ich nicht ironisch!! Dieses Hostel hat wirklich alles, was man sich wünschen kann, ein tolles Doppelzimmer für uns, eine vollständig ausgestattete und saubere Küche, Internet etc. Besonders gut gefällt mir der antike Pooltable im TV-Zimmer, und ich fordere Fabi zu einem Match heraus, bei dem ich leider eine Schlappe einstecke. Aber das gibt 'ne Revanche!
Da sich unsere müden Knochen bei so einer komfortablen Unterkunft gut erholt haben, gehen wir am nächsten Morgen noch ein bißchen in Thames shoppen. Im Outdoorladen suche ich leider vergeblich nach Damenkleidung, man hat sich hier ganz auf den Bedarf für "den" Angler spezialisiert, Anglerinnen gibt es nicht ;) Aber Fabi findet endlich THE HAT. Ein echter, lederner Crocodile Dundee Hut!! Der steht Fabi so ausgezeichnet, dass er ihn nicht mehr abnimmt, im Laden nicht, und danach auch nicht mehr.

Wir verlassen Thames, den Pinnacle und den Anglerladen und fahren zur Bay of Plenty, genauer nach Tauranga. Dort finden wir auf einem Campingplatz, der sich direkt am Fuße des malerisch gelegenen Mount Maunganui befindet, einen Beachfront-Platz für unseren Jucy. Da wir gleich im Trainig bleiben wollen, kraxeln wir in der Abendstimmung noch auf den Mount Maunganui hinauf - Mount ist allerdings etwas irreführend, es ist eher ein Hügel, auf den man in einer Stunde gut hinaufspazieren kann. Von dort aus haben wir beeindruckende Blicke auf die Landzunge, auf der der Mount liegt und auf die im Meer untergehende Sonne. Ein echtes Highlight!!

Mittwoch, 27.10.2010

Da unsere neue Kühlbox wieder nicht funktioniert, fahren wir heute nach Roturua, um von einer Jucy-zertifizierten Werkstatt eine neue entgegenzunehmen. Jetzt muss Steffi sich doch die berühmten Schwefelquellen antun, die sie eigentlich vermeiden wollte...
Auf dem Weg machen wir noch einen kleinen Stop an den McLaren-Falls, die per se recht unspektakulär sind, aber von einer sehr hübschen Parkanlage komplementiert werden, in der wir Mittagessen inklusive Verdauungsspaziergang und Fotopause abhalten. Die kleinen Enten im Park sind gerade geschlüpft.
Als wir Nachmittags in Rotorura ankommen, riecht es plötzlich seltsam im Auto. Prüfend woher dieser Geruch kommen mag, fahre ich auf einen Parkplatz und öffne das Fenster. Fehler. Man kann sich zwar durchaus in gewissem Maße an Schwefelgeruch gewöhnen, aber als Rookie sollte man das Zeug auf keinen Fall derart unverdünnt inhalieren, wie es hier aus der Erde strömt. Wir flüchten Hals über Kopf zu unserer Werkstatt, wo es glücklicherweise keinen Schwefel gibt. Leider auch keine neue Kühlbox.
Wir beschließen, während der Mechaniker versucht den Verbleib unseres Ersatzteils zu lokalisieren, uns jetzt die volle Dröhnung zu geben und die vulkanischen Quellen im Maori-Dorf Whakarewarewa zu inspizieren. Die letzte Führung ist gerade zu Ende, aber unsere Eintrittskarten sind zwei Tage gültig, so dass uns ein kurzer Blick auf den Geysir und ein paar tiefe Atemzüge für heute reichen.
Bei unserer Rückkehr zur Werkstatt weiß man immer noch nicht mehr und ersucht uns am nächsten Morgen wiederzukommen. Wir brauchen Sauerstoff, verlassen Rotorua und übernachten außerhalb an einem See. Herrlich...

Donnerstag, 28.10.2010

Am nächsten Morgen herrscht immer noch Unklarheit über den Verbleib der Kühlbox. Ich habe genug und hinterlasse unsere neue neuseeländische Handynummer, dann machen wir uns erneut auf nach Whakarewarewa. Heute erfahren wir einiges über die Maori-Kultur und sind begeisterte Zeugen eines kurzen aber umwerfenden Maori-Konzertes, dass mit hawaianisch anmutendem Gesang und ausdruckstarken Gesten verzaubert. Der Ursprung der Maori wird auf Tahiti vermutet.
Nach dem Konzert drehen wir noch eine ausgiebige Runde durch das noch heute von Maori bewohnte Dorf und die umliegenden Schlammlöcher und heißen Quellen. Als Steffi gerade richtig schlecht wird, klingelt das Telefon und wir können endlich unsere funktionierende Kühlbox in Empfang nehmen. Wer soll uns jetzt noch aufhalten...

Freitag, 29.10.2010

Die Nacht haben wir zusammen mit schwarzen Schwänen und einigen anderen Campervans auf einem traumhaft gelegenen Picknickplatz am Lake Taupo verbracht. Da schlecht vohergesagtes Wetter uns die geplante Überquerung des Tongariro Alpine Crossing verbaut, machen wir uns auf in die Welthauptstadt des Art-Deco: Napier.
Und da mich das irgendwie überhaupt nicht interessiert und an der Küste angekommen gerade die Sonne scheint, fahren wir gleich weiter zum Cape Kidnapper und starten eine Wandertour Richtung Klippen, wo ein eine Tölpel-Brutkolonie angesiedelt sein soll. Wir kommen glücklicherweise kurz vor Ebbe an und können direkt starten. Bei Flut wäre der der Weg am Meer nicht begehbar gewesen.
Der Blick über den gelben Sand auf das türkisblaue Wasser und die weiß im Hintergrund leuchtenden Klippen ist wie gemalt. Der Weg passiert ausgewaschene Steinformationen die sich über Millionen Jahre hier abgelagert haben und jetzt von den Wogen des Meeres ihrer uralten Geheimnisse beraubt werden. Im nachhinein lesen wir am Ziel darüber, dass wir versteinerte 6 Millionen Jahre alte Muscheln in den Felsen sehen.

Endlich nach 1,5 Stunden sehen wir die ersten Tölpel über dem Meer kreisen und dann plötzlich im Sturzflug wie eine Rakete ins Wasser schießen, um den erspähten Fisch zu überraschen. Nur kurze Zeit später passieren wir die ersten 15-20 Tiere, die auf einem 3 Meter hohen Felsen nisten und dabei die auf einem Traktor vorbeifahrende Touristengruppe stoisch ignorieren.
Hierbei handelt es sich aber nur um die Vorhut: wenige hundert Meter weiter sitzen weit mehre als hundert Tiere verteilt auf Felsen und Klippen. In meiner Begeisterung muss Steffi mich auf das Schild hinweisen, das die Hauptkolonie erst einige Kilometer weiter ankündigt. Nach dem Erklimmen eines steilen Klippenweges stehen wir direkt vor einer 1000 Exemplare umfassenden Kolonie der riesigen Meeresjäger mit dem markant gezeichneten gelben Kopf. Weiter unten auf den weißen Felsen befinden sich sogar nochmal doppelt so vielen Tiere.
Ich bin völlig begeistert und Steffi muss mich wieder mit leichter Gewalt zum Aufbruch bewegen, da die aufkommende Flut uns irgendwann denn Rückweg abschneidet. Wir schaffen es aber noch rechtzeitig ohne nasse Füße zu bekommen und mit jeder Menge neuer Tölpel-Fotos.

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Teil 5: Rauf und runterkommen lesen

Samstag, 30.10.2010

Da uns die 6-stündige Tölpelwanderung vom Vortag noch in den Knochen steckt, beschließen wir den Tag ruhig angehen zu lassen. Wozu sich auch eilen? Über der Nordinsel erstreckt sich an diesem Samstag ein Gebiet ergiebigen Regens, da können wir getrost die "Indoor"-Highlights von Napier erkunden.
Wir beginnen im örtlichen Aquarium, das neben Nemo, Haien und riesigen Meeresschildkröten eine Echse beherbergt, die es nur noch in Neuseeland gibt - die Brückenechse.
Außerdem haben wir Gelegenheit, in einem dunklen Gehege, in dem tagsüber die Nacht imitiert wird, Kiwis zu beobachten, die puscheligen Wahrzeichen Neuseelands. Da diese flügelllosen Vögel nachtaktiv sind, sieht man sie in freier Wildbahn so gut wie nie.
Zum Abschluss unseres Aquariumaufenthalts darf ich noch Karussell fahren :) Unter dem großen Aquarium verläuft ein Tunnel, durch den man auf einem Laufband durchfahren kann und von dem aus man sich die Haie ansehen kann. Das machen wir gleich dreimal.

Vom regnerischen Nachmittag bekommen wir auch nichts mit, denn wir gehen shoppen!! Ich brauche für unsere geplanten Wanderungen in alpinen Höhen noch eine Mütze und Handschuhe, und so etwas im Frühsommer zu einem akeptablen Preis zu finden ist gar nicht so leicht, aber am Ende werden wir fündig. Die lila Pudelmütze gefällt mir so gut, dass ich sie gar nicht abnehmen mag.
Zum Abschluss unseres Regentags finden wir mit Hilfe des Lonely Planet ein entspanntes Restaurant mit einem offenen Kamin!! Tolll! Wir ergattern einen Platz am Feuer und machen es uns bei einem Glas Wein mit dem Netbook gemütlich, um zu bloggen. Manchmal hat so ein Regentag auch was für sich.

Sonntag, 31.10.2010

Das Wetter ist immer noch nicht berauschend, also bummeln wir erstmal durch die City und harren der Dinge da kommen mögen. Eigentlich ist unser einziger Tagesplan zurück Richtung Tongariro National Park zu kommen, da die Wettervorhersage gut ist. Das machen wir dann auch so.
Im Park finden wir einen super Campingplatz mit guten Tipps und einem Whirlpool. Wir nehmen uns ausnahmsweise eine Cabin, um unsere Rucksäcke zu packen. Das stellt sich als Glücksgriff heraus. Obwohl wir nur auf 700m sind wird es Nachts saukalt und wir genießen unsere Heizung.

Montag, 01.11.2010

Endlich der Aufbruch zum Tongariro Alpine Crossing. Wir wollen die Vulkankrater überschreiten, auf der anderen Seite in einer Hütte übernachten und am nächsten Tag zurücklaufen.
Unser Capmingplatz-Wirt fährt uns früh morgens in unserem Auto zum Startpunkt, damit wir nicht über Nacht im Nirgendwo parken müssen und das billiger als der Bus. Erstmal kratzen wir allerdings die Schieben frei.
Mit uns starten noch einige weitere Wanderer auf die Strecke, aber davon lassen wir uns nicht stören. Wir preschen erstmal vorweg durch die Steppe des Hochplateaus und kommen bald an die erste große Steigung und zu unserer grenzenlosen Freude an eine Vielzahl von Treppenstufen. Sicherlich, der scharfkantige und lose Vulkanschotter wäre nicht die reine Freude gewesen, aber da muss man halt durch wenn man auf einen Berg will...
Glücklicherweise ist das aber nach Erreichen des South Crater und damit der ersten großen Caldeira vorbei. Ab hier ist es einfach nur noch traumhaft schön. Wir passieren mehrere Krater völlig unterschiedlichen Charakters, wie den Mount Ngauruhoe, der genauso aussieht wie ein Vulkan aussehen muss, und den Red Crater, erwartungsgemäß rot und dazu mit einer Lavaspalte versehen.
Das nächste Highlight sind die Vulkanseen. Ein Seitenabstecher eröffnet uns den Blick auf den Blue Lake. Er ist den Maori heilig, weshalb man nicht darin baden darf, was aber angesichts der gefühlten Temperatur durchaus zu verschmerzen ist. Die nächsten Seen sind eher grün und lauwarm durch die thermischen Aktivitäten. Dafür riecht's mal wieder etwas nach Schwefel...
Viel zu schnell ist die Überquerung zu Ende und wir erreichen nach einem kurzen Abstieg unsere Hütte. Es ist erst 12 Uhr - deutlich zu früh, um auf einer Hütte abzuhängen. Nachdem wir eine Stunde totgeschlagen haben, fassen wir den neuen Plan die Hütte sausen zu lassen, ganz ins Tal abzusteigen und zu Fuß zurück zum Campingplatz zu laufen. Letzteres stellt sich nur als zweitbeste Lösung heraus, da wir 1,5 Stunden über die Landstraße schlurfen. Der verwirrte Blick unseres Platzwirtes beim Einmarsch und der Whirpool belohnen uns aber auch für diese Strapazen.

Dienstag, 02.11.2010

Weil es uns gestern so gut gefallen hat, planen wir heute einen weiteren Trip im Tongariro National Park und zwar zu den Tama Lakes. Die Route ist nur einige Kilometer weiter und wurde uns auf der Hütte gestern von ein paar Schweizern mit einem Rother Wanderführer empfohlen (warum haben wir den nicht gekauft???).
Das erste kleine Highlight der Wanderung sind die Taranaki-Falls, ein hübscher 20m-Wasserfall, den man durch einen kleinen Umweg passiert. Auf dem Rückweg erfahre ich, dass man auch dahinter klettern kann...
Anschließend führt der Weg wie gestern durch eine weite Steppe und mitten hindurch zwischen dem Mount Ngauruhoe (da waren wir gestern) und dem Mount Ruapehu, dem höchsten Vulkan des Parks. Obwohl sich der Weg etwas zieht, wird es mit den ständig neuen Aussichten auf diese beiden Gipfel nie langweilig und wir kommen gut voran.

Schließlich erreichen wir den Lower Tama Lake, der am anderen Ende eine Kraters liegt und in verschiedenen Blautönen schimmert. Wir rasten kurz und bewundern mal wieder die Farbenpracht dieses Vulkansees, bevor wir uns aufmachen den einzigen steilen Teil des Weges hinter uns zu bringen. Nach einem kurzen aber anstrengenden Anstieg durch losen Schotter zeigt sich uns auch der Upper Tama Lake, der unterhalb des Mount Ngauruhie thront. Ein traumhafter Fleck zum Verweilen - sofern man eine gute Windjacke hat, um der frischen Brise hier oben zu trotzen.
Wir sitzen eine ganze Weile da, genießen die Traumkulissen, die Ruhe und lassen die Gedanken schweifen. Als es zuzieht machen wir uns aber vorsichtshalber wieder auf den Rückweg, der noch drei Stunden dauert. Das Wetter kippt aber nicht mehr.

Mittwoch, 03.11.2010

Nach drei Nächte im Tongagriro National Park machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel - der Westküste. Auf dem Weg dorthin passieren noch einmal Taupo und stoppen an den Huka Huka Falls, die wir bislang ignoriert hatten, da wir ja schon soooo viele schöne Wasserfälle in Australien gesehen haben. Die Huka Huka Falls sind aber wirklich sehenswert: Gewaltige, türkis schimmernde Wassermassen zwängen sich durch einen schmalen Felslauf und man kann die Energie, die sich hier entlädt, förmlich spüren.

Beeindruckt fahren wir weiter zum Naturpark Orakei Korako. Dort geht es zunächst mit dem Boot über einen kleinen See, hinter dem sich ein natürliches Farbspektakel erstreckt, das thermale Aktivitäten auf diesem Gebiet geformt haben. Gelb, rot und grün leuchtende Steinterassen wurden vom schwefelhaltige Wasser gefärbt, das hin und wieder aus kleinen Geysieren spritzt. Trotz der beeindruckenden Szenerie hält sich meine Begeisterung angesichts des seit Roturua wohlbekannten Schwefelgestanks in Grenzen. Bei mir heißen die Felsformationen dann auch nur noch die "Stinketerassen". Der grünschimmernde Höhlensee gefällt mir dann aber doch sehr gut, der sieht so schön mystisch aus...
Abends fahren wir auf dem Weg zur Westküste durch neuseeländisches Niemandsland: wunderschöne begrünte Hügel, viele, viele Schafe, und sonst nichts, wirklich gar nichts. Wir beschließen, in der Gegend wild zu campen, denn es ist einfach keiner da, den es interessieren könnte. An einem hübschen Feldweg schlagen wir unser Nachtlager auf. In dem einzigen PkW, der an diesem Abend an uns vorbeifährt, sitzt die lokale Bäuerin, die extra anhält, um uns zu fragen, ob wir uns verfahren hätten oder ob wir sonst Hilfe bräuchten. Wir verbringen hier eine sehr, sehr ruhige Nacht..

Donnerstag, 04.11.2010

Wir wachen mit den Schafen auf, so macht man das hier. Um halb sieben sind wir schon wieder on the road und verlassen das schöne Niemandsland, um zu den Waitamo Caves zu fahren. In einem kleinen Park am Wegesrand machen wir eine Frühstückspause. Fabi fotografiert den blauen Kingfisher, ich genieße die Sonne...
Bei den Waitamo Caves angekommen, müssen wir mal wieder tief in die Tasche greifen, um die Attraktion bewundern zu dürfen. Geschäftstüchtig sind die Kiwis (=Neuseeländer), das muss man ihnen lassen.
Wir entscheiden uns wir das Schmalspurprogramm und buchen "nur" eine der drei Höhlen im Angebot. Mit 30 anderen Touris quetschen wir uns in die Glowworm-Cave hinein und bestaunen dort erst die Stalagmiten und Stalagtiten, bevor es auf einer kurzen Bootstour auf dem unterirdischen Höhlenfluss die Glowworms zu sehen gibt. Allerdings sind es gar keine Glühwürmchen, sondern Mückenlarven, die durch das Leuchten ihres Körpers andere Insekten anlocken, um sie zu fressen. Jedenfalls hängen die leuchtenden Tierchen zu Tausenden in der Höhle, so dass man unter leuchtenden Teppichen am Höhlenhimmel dahingleitet. Sehr zu Fabis Verdruß durfte man in der ganzen Höhle keine Fotos machen :(

Als wir aus der Unterwelt heraufsteigen, merke ich, dass ich irgendwie kaputt bin und so gar keine Lust verspüre, zur nächsten Attraktion zu eilen. Fabi geht es nicht viel anders, und so setzen wir unseren bereits in Deutschland gefaßten Plan, auch mal eine Bach (=Ferienwohnung) zu mieten, in die Tat um. Über ein Internetportal buchen wir für den selben Abend eine Bach, die mitten an der Westküste in Mokau (=im Nirgendwo) liegt.
Dort angekommen, begrüßt uns gleich sehr herzlich die Vermieterin der Wohnung und zeigt uns unser Paradies für die nächsten Tage: diese Bach ist wirklich ein Volltreffer. Von der sehr gemütlich eingerichteten großzügigen Wohnung aus hat man einen sagenhaften Ausblick auf das raue Meer der Westküste und auf den sich majestetisch über die Wolken erhebenden Mount Taranaki. Und wir haben ein eigenes Bad, eine eigene Küche, ein weiches Bettt und - einen kleinen Kamin!! Nach gut vier Wochen on the road das Verwöhnprogramm schlechthin. Der Mann macht sogleich ein Feuer an, und ich beschließe, dass wir hier länger bleiben müssen als die gebuchten 2 Nächte...

Freitag, 05.11.2010

Wie gut, dass wir in "unserer" Bach sind. Ich habe mir eine Erkältung weggeholt und hüte mit einer Wärmflasche bewappnet vor dem Kamin die Couch. Sich in diesem Paradies die Zeit zu vertreiben, fällt nicht schwer. Heute guckt der Mount Taranaki deutlich aus den Wolken hervor, und ich beschließe, dass dieser Vulkan mein neuer Lieblingsberg ist. Abwechselnd stricke ich an meiner Mütze herum und bewundere den Vulkan, vielleicht nicker ich zwischendurch auch mal weg.. Fabi erkundet derzeit unsere nähere Umgebung in Mokau.
Die Umgebung von Mokau ist herrlich geeignet, einfach abzuschalten und sich an den kleinen Dingen zu erfreuen. Die Meeresbucht heizt sich während der Ebbe lauwarm auf, im Fluss springen die Fische herum und am Ufer steht ein kleiner Felsen mit einer Höhle darin. Nichts spektakuläres aus dem Reiseführer, einfach ein kleiner Ort am Pazifik mit ein bißchen von allem. Perfekt geeignet für eine kurze Fototour am Meer zum Appettit holen. Und Vorfreude auf ein prasselndes Feuer im Kamin.

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Teil 6: Runter ist schöner lesen

Samstag, 06.11.2010

Der gestrige Tag reinen Nichtstuns hat mir und meiner Erkältung gut getan: heute unternehmen wir einen kleinen Ausflug von unserer Bach aus. Zuerst geht es zu den Three Sisters, drei schroffen Felsformationen im Wasser, zu denen man bei Ebbe über den Strand hinlaufen kann. Als wir ankommen, ist zwar noch nicht ganz Ebbe, wir scheuen aber das nasse Element nicht und wagen uns barfuß durch das Wasser zu den Three Sisters.
Anschließend fahren wir die White Cliffs bestaunen, der 5-Stunden-Walkway entlang der dieser Steilküste ist uns dann aber doch zu viel, schließlich wollen wir ja relaxen..
Von der frischen Seeluft müde geworden kehren wir heim zur Bach, wo unser allabendliches Kaminfeuer und der umwerfend schöne Blick auf den Mount Taranaki im Sonnenuntergang uns schon erwarten.

Sonntag, 07.11.2010

Nachdem wir drei Tage lang von unserer Bach aus auf den Vulkangipfel geschaut haben, machen wir uns heute endlich auf, ihn aus der Nähe zu erkunden. Eine Besteigung ist ohne Schneeequipment leider noch nicht möglich, das wäre aber auch heute etwas zu früh für die immer noch leicht angeschlagene Steffi gewesen.
Die ersten xxx Höhenmeter sind zu fast unserer aller großen Freude auf durch dichten Dschungel geschlagenen, erstaunlich gut befahrbaren Serpentinen zurückzulegen. Schließlich kommen wir am Basis-Infozentrum an und lassen uns von dem urigen Hüttenwart nochmal bestätigen, dass wir wirklich nicht ohne Steigeisen hochkönnen. Es ist offensiochtlich, dass er, wenn er nicht durch sein Hinkebein verhindert wäre, viel ieber selber hochklettern würde, statt anderen darüber zu erzählen.

Der Weg, den wir schließlich auswählen, geht bis zur Gipfelhütte und dann mal schauen, wie weit wir noch kommen. Im unteren Bereich des Berges brennt die Sonne noch kräftig vom Himmel, sodass wir unsere Kleidung auf dem steilen, von Laubbäumen und Riesenfarnen windgeschützten Schotterweg bald auf ein Minimum reduzieren. Das ändert sich aber schlagartig. Kaum oberhalb der Baumgrenze peitscht ein eiskalter Südostwind über den Grat und bewegt uns dazu, alles an Kleidung anzulegen, was wir im Rucksack mit uns führen. Trotzdem wird uns nur warm, wenn wir uns weiter den immer steiler werdenen Weg hochkämpfen, auf den kalten Wind sind wir nicht ausreichend vorbereitet. Schließlich erreichen wir die Hütte und wärmen uns etwas auf. Nach einem kurzen Schwatz mit einigen heute gescheiterten und erfolgreichen Gipfelstürmern, machen wir uns aber lieber wieder an den Abstieg runter in wärmere Gefilde...

Montag, 08.11.2010

Eigentlich brechen wir auf, den Whanganui River, den größten Fluss Neuseelands, mit dem Kanu zu bepaddeln. Da wir aber erst morgen losfahren können - wir sind etwas spät losgekommen -, nutzen wir den Tag, die ob ihrer malerischen Ausblicke hochgelobte aber gemächliche Whanganui River Road entlangzufahren und unseren baldigen Abenteuerspielplatz schonmal von oben in Augenschein zu nehmen.
Die Straße schlängelt sich elegant am Felsen oberhalb des Flusses entlang, oft ist es zu eng für zwei Autos, aber es kommt uns so gut wir niemand entgegen. Parallel verläuft noch eine Schnellstraße ins Landesinnere, die sämtlichen Verkehr hier abzieht. Lediglich eine vorbeiziehende Schafherde zwingt uns zu einer kleinen Rast. Und natürlich das Panorama.
Am Ziel unserer Reise angekommen, lassen wir uns von einem holländischen Pärchen, das die Fahrt heute unternommen hat, eine Tour empfehlen und buchen gleich für den nächsten Morgen. Wir campen wild-romantisch auf einem Parkplatz neben der Toilettenhütte. Das ist aber auch die einzige Option in dem 12-19 Enwohner zählenden Örtchen...

Dienstag, 09.11.2010

Heute geht's auf's Wasser. Zur sicheren Verwahrung unseres Gepäcks, bekommen wir eine große blaue Tonne, die später in der Mitte unseres Kanus stehen soll. Erstmal geht's aber auf das Jetboat. Die Kanus wurden zu unchristlicher Zeit bereits 13km Flussaufwärts deponiert und wir werden jetzt mit 60km/h hinterhergepeitscht. Steffi kriegt das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.
Unser Pilot kommentiert schonmal im Schnelldurchgang alle Sehenswürdigkeiten und auch alle Rapids (Stromschnellen), die wir später auf welche Art auch immer passieren sollen. Besonders die 50/50-Rapid genießt Aufmerksamkeit, da hier 50% aller Kanus kentern. Uns, als blutige Anfänger, kann das natürlich nicht schocken.
Als wir die Kanus erreichen, bekommen wir noch einen Crashkurs, und dann sind wir auch schon alleine auf dem Wasser unterwegs und schippern recht harmonisch und in nur geringen Schlangenlinien den Fluss hinab. Wir genießen die nur vom Rauschen des Wassers und einigen Vogelstimmen durchdrungene Stille um uns herum und machen ab und zu Snack- und Fotopausen, da ich meine Kamera während der Fahrt schlecht aus der blauen Tonne bekomme.

Das Highlight sind aber definitv die Stromschnellen. Nachdem wir gleich die erste mit Bravour genommen haben, lassen wir keine mehr aus und preschen mit dem Mut des Tüchtigen und ein wenig Glück durch die Strudel im Wasser. Das ganze funktioniert vier Stunden super. Dann kommt die 50/50-Rapid. Wir bewerten unsere bisher erworbene Erfahrung als hervorragend und steuern nicht wie empfohlen rechts vorbei sondern mitten rein. Das Ganze ist ein Riesenspaß. Wir werden vom Wildwasser hin- und hergeschleudert, paddeln wie die Blöden, um das Kanu stabil zu halten, und... Ach was rede ich. Ich habe mir die Unterwasserkamera an die Rettungsweste gebunden. Schaut's euch selber an ;-)

Das Video ist als WMV gespeichert. Wer diesen Text liest kann WMV (warum auch immmer) nicht abspielen.

Immerhin haben wir das Boot und die Ruder fest im Griff, als wir es 3-5 Minuten später endlich durch die Strömung ans rettende Ufer schaffen. Laut lachend und sehr erfrischt entleeren wir das Boot und machen uns kurze Zeit später wieder auf den Weg. Steffi's Flip-Flops und eine Trinkflasche können wir weiter unten aus dem Fluss fischen, alles andere war glücklicherweise in unserer wasserdichten und fest verzurrten blauen Tonne gelagert.
Dummerweise zieht es genau nach unserem kleinen Bad zu, so dass wir in unseren nassen Sachen etwas zu schlottern anfangen. Mit kräftigen Ruderschlägen heizen wir uns aber von innen auf. Trotzdem lassen wir von den restlichen Rapids vorsichtshalber einige aus...

Mittwoch, 10.11.2010

Wieder vollends getrocknet haben wir heute eine recht lange Autofahrt vor uns, denn wir müssen aus dem Whanganui National Park wieder ganz heraus fahren und wollen ein gutes Stück nach Süden kommen, da wir am Freitag die Fähre in Wellington nehmen wollen.
Kurz vor unserem Tagesziel Paraparaumu fahren wir durch den kleinen Ort Otaki, in dem es ausschließlich Outletstores gibt. Ein Glücksfall, denn wir brauchen dringend Schuhe!! Fabi findet für seine am Whanganui River verlorenen Flip-Flops in einem Surferladen schnell Ersatz, ich suche hingegen neue Wanderschuhe. Meine ohnehin schon etwas ausgelatschten alten Wanderschuhe haben irgendwo zwischen dem Tongariro Alpine Crossing und den Tama Lakes das Zeitliche gesegnet und sind nun in Höhe der Ferse durchgebrochen. Das ist gar nicht gut, denn auf der Südinsel wollen wir einige Mehrtageswanderungen machen.

Mir schwahnt nichts Gutes, als ich mich auf Schuhsuche begebe, denn ich hatte schon in Hamburg gefühlte 50 Wanderschuhe anprobiert, ohne Erfolg.. Als wir endlich einen Outdoorladen finden, ist es 17.00 Uhr - die übliche Ladenschlusszeit in NZ - und der Chef will seinen Laden gerade abschließen. Aber als er meinen zutiefst enttäuschten Blick sieht, öffnet er netterweise die Türen noch einmal, den Blick scheine ich ganz gut drauf zu haben ;)
Was folgt, nennt man wohl einen wahren Schnäppchen-Shoppen-Siegeszug. Innerhalb von 10min finde ich ein Paar komplett lederne, stabile Wanderschuhe, die mir tatsächlich passen, sowie eine winddichte Softshelljacke, die mir die Stürme Neuseelands vom Leib halten soll, und zwei Paar Merino-Wandersocken. Und das Beste ist, dass ich alle Sachen zu Mitarbeiterpreisen bekomme, weil der Chef gerade einen guten Tag hat. Regulär hätten die Sachen 500€ gekostet, Outletpreis wäre 300€ gewesen, aber ich zahle für meine gesamten Errungenschaften nur 170€!!
Abends führe ich meine neuen Sachen gleich am sehr windigen Westküstenstrand aus und veranstalte ein kleines Freudentänzchen. Jetzt müssen die Schuhe nur noch eingelaufen werden :)

Donnerstag, 11.11.2010

Heute ist ein Fabi-Tag, denn ich darf den ganze Tag auf Kapiti Island Tierbilder machen. Kapiti Island ist ein Reservat, das von eingeschleppten Fressfeinden gesäubert wurde, um extrem bedrohten einheimischen Vogelarten ein Rückzugsgebiet zu erschaffen und sie damit vor dem Aussterben zu bewahren.
Frühmorgens stehen wir auf, frühstücken und... der Motor springt nicht an. Batterie alle, weil wir die ganze Nacht rumgeorgelt haben. Durch puren Zufall haben wir aber 200m neben der Marina geparkt, wo unser Boot abfährt. Glück gehabt. Wir lassen das Auto vorerst stehen.
Nach der Ankunft bekommen wir erstmal eine kleine Einführung über die Maori-Geschichte der Insel (die Maori erzählen gerne zu allem kurz ihre Geschichte, auch wenn man sich eigentlich mehr für Vögel interessiert) aber anschließend ein paar gute Tipps, wie man wenigstens ein paar der seltenen Tiere auf der 10km langen Insel zu Gesicht bekommt. Dann dürfen wir auf festen Pfaden losziehen.

Steffi und ich nehmen den weniger belaufenen, steilen Weg zum Gipfel, da mit uns eine Schulklasse auf der Insel landet und ich neuste-Playstation-Spiele-verbal-nachahmen als Auschlusskriterium zur Vogelbeobachtungen antizipiere. Im unteren Bereich zwitschert und pfeift es auch direkt um die Wette. Man hört sehr deutlich, dass die Vogelwelt hier gesundet ist und man sieht es auch an dem Geflatter auf den Baumwipfeln. Je höher wir kommen, desto lauer wird es allerdings und auf dem Gipfel angekommen bin ich trotz toller Aussicht etwas enttäuscht über meine Fotoausbeute.
Wir verweilen nicht lange und machen uns auf den Rückweg. Ein Kaka, ein einhemischer Papagei, rettet unseren Tag. Als wir eine Pause machen, kommt er neugierig angeflogen und landet schließlich auf Steffi's Schulter, in der Hoffnung ihren Müsli-Riegel zu ergattern. Durch Wechsel des Riegels von der einen Hand in die andere, erreicht man, dass der Kaka immer auf den Schultern hin- und hertippelt. Als es Steffi zuviel wird bekommen ich den Lockstoff und darf auch mal.
Da wir mit dem Kaka und dem anschließenden Smalltalk mit der Wildhüterin viel zuviel Zeit vertrödeln sind wir plötzlich ziemlich in Eile, das Boot noch zu erreichen. Deshalb dürfen wir eine Abkürzung nehmen und sehen dadurch völlig überraschend noch zwei der neun auf der Insel lebenden, extrem seltenen Takahes. Mein Fototag ist gerettet. Unser Autotag auch. Ein Filmteam von NZOne, dass mit uns auf der Insel war, um eine Doku zu drehen, will uns überbrücken, aber das Auto springt von alleine wieder an. Aufgeheizt von der strahlenden Sonne...

Freitag, 12.11.2010

Sehr früh am nächsten Morgen machen wir uns auf zur Südinsel. Mit der Fähre dauert es von Wellington aus knapp drei Stunden, bis man in Picton ankommt. Die Fahrt wird uns durch tolle Ausblicke auf die Marlborough Sounds versüst, die fjordartigen, fein verästelten Landzungen, die im Norden der Südinsel in den Pazifik hineinragen und für einen großartigen Windschutz sorgen, der erste Teil der Überfahrt war noch recht windig gewesen.
Die Fähre erreicht Picton, und die meisten Fährpassagiere setzen sogleich ihre Fahrt nach Süden fort. Wir bleiben hingegen ein bißchen in Picton, denn das kleine Örtchen hat eine malerische Bucht, die zum Verweilen einlädt.

Nachmittags fahren wir auf dem Queen Charlotte Drive von Picton nach Nelson. Die Straße schlängelt sich an den Bergen entlang, die einen der vielen Fjorde bilden, und bietet großartige Ausblicke auf kleine Buchten, begrünte Hügel und türkisblaues Meer. Wir fühlen uns an die Whitsundays in Australien erinnert, nur mit dem Unterschied, dass hier die Sonne vom Himmel strahlt. Nach etlichen kleinen und größeren Foto- und Entspannungspausen erreichen wir am Abend sehr entspannt Nelson, eine der wenigen Städte der Südinsel.
Nelson liegt südlich vom Abel Tasman National Park, durch den ein Great Walk führt, den wir am nächsten Tag beginnen wollen. In der Touristeninformation erfahren wir, dass übermorgen das Wetter leider umschlagen soll. Statt für eine Mehrtageswanderung entscheiden wir uns also lieber für eine ausgedehnte Tageswanderung, bei der man mit einem Jetboot an der Küste abgesetzt wird und den 23km Track zurück zum Ort läuft. Endlich die neuen Wanderschuhe einlaufen!!

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Teil 7: Ab in den Süden lesen

Samstag, 13.11.2010

Heute wollen wir den Abel Tasman National Park erkunden. Um 9.00 Uhr geht unser Wassertaxi von Marahau aus 23km an den Buchten und Wäldern der Tasman Bay entlang bis zur Bark Bay, von wo aus wir unsere Wanderung zurück nach Marahau starten. Fast verpassen wir die Abfahrt unseres Wassertaxis, da wir die kurvige Anfahrt nach Marahau unterschätzen, aber dank Fabi's Formel 1-würdigen Kurvenfahrkünsten kommen wir gerade noch rechtzeitig. Die windige Fahrt mit dem kleinen Jetboat macht sehr viel Spaß, und wir entdecken vom Boot aus sogar einen kleinen Pinguin.
In der Bark Bay angekommen führt uns der Track durch verwachsenes Buschland an der Küste entlang und bietet wunderschöne Aussichten auf malerische Buchten. Anders als in Australien spielt hier das Wetter auch mit, so dass wir uns bald ein bißchen wie in der Karibik fühlen. Als der Weg eine riesige Sandbucht kreuzt, beschließen wir, dass 2 Stunden Wanderung erstmal genug sind und legen uns an den paradiesischen Strand. Aufgeheizt von der Sonne wagen wir uns ins herrlich erfrischende Wasser und planschen eine ganze Weile im türkisblauen Naß herum.

Nach zweieinhalb Stunden Pause brechen wir schweren Herzens wieder auf, 17km warten noch auf uns. Wir passieren noch einige weitere beschaulichen Buchten und Strände, die zum Verweilen einladen, aber wir bleiben hart und setzen unseren Weg fort. Die 23km bis nach Marahau sind doch weiter als gedacht, und so langsam machen sich meine neuen Wanderschuhe unangenehm bemerkbar. Zum Glück kann ich meine Füße zwischendurch in einer Bucht im Meereswasser kühlen, das hilft!
Als wir abends Marahau erreichen, sind wir ziemlich kaputt und freuen uns umso mehr darüber, dass sich direkt am Ausgang des National Park eine luftige, rustikale Strandkneipe befindet, in der wir uns zum Ausklang des Tages noch ein wohlverdientes kühles Bier gönnen.

Sonntag, 14.11.2010

Da wir schon den Nordzipfel der Nordinsel ausgelassen haben, nehmen wir wenigstens den Nordzipfel der Südinsel mit und machen uns zu diesem Zweck auf Richtung Farewell Spit, einer Landzunge eben dort. Da wir völlig unbedarft sind, lassen wir uns unsere Fahrt dahin einfach von einer netten I-Site-Frau mit kleinen Highlights spiken.
Das erste ist ein Höhlensystem gleich neben der Straße, dass uns ebenso beeindruckt, wie die Glowworm Caves auf der Nordinsel - aber zu einem Bruchteil des Preises als auch der Gruppenstärke. Sehr informativ und persönlich werden wir durch die riesige Höhle geführt und dürfen dabei soviele Fotos machen, wie wir wollen. Nur der Glowworm-Teil fehlt leider, aber das tut dem Ganzen absolut keinen Abbruch.

Unser nächster Abstecher führt uns zu den Te Waikoropupu Springs, der angeblich reinsten Süßwasserquelle der Welt und mit 14.000 Litern der größten Neuseelands. Hört sich toll an, ist aber irgendwie etwas langweilig. Natürlich darf man nicht den Kopf reinhalten und trinken oder gar reinspringen, um eine Verschmutzung zu vermeiden. Ansonsten ist die Quelle natürlich unter einem See verborgen. Trotzdem ein schöner Platz für's Mittagessen.
Der dritte Seitentrip bringt uns in die Groves, einem Felswald, in dem die Bäume auf den Steinen stehen und die Wurzeln seitwärts zur Erde herabwachsen - ein ziemlich cooler Anblick.
Insgesamt war das ein super Programm, um die ansonsten etwas trübe Fahrt gen Norden aufzufrischen. Danke liebe I-Site-Frau!

Montag, 15.11.2010

Heute ist Steffi-Tag: Wir werden heute am Strand von Farewell Spit entlang reiten!! Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut!! Als Kind war ich ganz pferdeversessen, habe aber seit ca. 15 Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Aber jetzt!!
Wir haben einen zweistündigen Ausritt am Strand gebucht, hier in Neuseeland lässt man jeden auf einem Pferd ausreiten, egal ob man Reiterfahrung hat oder nicht. Eine nette Dame aus England, die beim Reitstall arbeitet, ist unser Guide für die Tour. Für Fabi ist es der erste Ausritt, und da auch ich schon ganz schön lange raus bin, sind wir beide ganz zufrieden, dass wir im gemähchlichen Schritt durch die raue Landschaft zum Strand reiten. Am Strand entlangspazieren ist ja schon schön, aber hoch zu Ross ist es noch eimmal was ganz anderes.. Auf dem Rückweg traben wir auch kurze Abschnitte, und als wir am Reitstall wieder ankommen, bin ich nicht unglücklich wieder absteigen zu können, denn das Gesäß schmerzt etwas :) so ist das im Alter..
Etwas erschöpft vom Ausritt verbringen wir den Nachmittag ganz entspannt mit einem Spaziergang am windgepeitschten Farewell Spit, das ganz anders ist als die idyllischen Strände des Abel Tasman Parks - und eindeutig mehr unser Ding!!

Dienstag, 16.11.2010

Heute fahren wir zum Nelson Lakes National Park. Zu seinem Lieblingswandergebiet auf der Südinsel befragt, hat uns diesen Tipp ein ca. 90jähriger neuseeländischer Wandersmann gegeben, den wir auf Kapiti Island getroffen hatten. Schon die Fahrt zu diesem etwas ab vom Schuß gelegenen National Park ist wunderschön, hinter blumenüberwachsenen Tälern erheben sich die ersten Bergausläufer im strahlenden Sonnenschein, und uns kommen während der ganzen Zeit vielleicht drei PkW entgegen.
Ausgangspunkt für Wandertouren rund um die Nelson Lakes ist das winzige St. Arnaud, das hauptsächlich aus der Nationalparkverwaltung und einer Tankstelle besteht. Im DOC-Büro erfahren wir, dass sich das traumhafte Wetter auch die nächsten Tage noch halten soll, und wir beschließen spontan, eine 3-Tageswanderung zur St. Angelus Hut zu starten.
Wir packen unsere Wanderrucksäcke für die nächsten beiden Tage und nehmen v.a. Trockenfutter als Verpflegung mit, denn anders als in den Alpen sind die Hütten in Neuseeland nicht bewirtschaftet und wir müssen das gesamte Essen für drei Tage selbst mitbringen. Noch schnell Schlafsack, Zahnbürste und Wandersocken eingepackt, und los geht es auf den (zunächst) ebenerdigen Lake Rotoiti Trail zur Coldwater Hut. Obwohl der Weg alles andere als anstrengend ist, machen sich die ca. 13kg auf meinem Rücken doch recht bald bemerkbar - ganz schön schwer.
Als wir die Coldwater Hut am frühen Abend erreichen, sind wir erstmal geschockt!! Eine komplette Schulklasse tummelt sich in der Hütte, und da die 12 verfügbaren Betten hier nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" verteilt werden, sehen wir uns die Nacht schon auf dem harten Hüttenboden verbringen. Zum Glück macht die Schulklasse aber einen richtigen Outdoor-Ausflug und schläft draußen unter Zeltplanen - Glück gehabt, wir bekommen also noch ein Bett. Zusammen mit Eliska, einer Tschechin, und den Lehrerinnen der Schulklasse machen wir es uns in der Hütte gemütlich. Fabi schmeißt sogar noch ein Feuer im Kamin an, jetzt kommt echtes Hüttenfeeling auf. Da schmeckt sogar die in der Plastikflasche transportierte Ration neuseeländischen Rotweins...

Mittwoch, 17.11.2010

Die Wegbeschreibung von Tag Zwei ist prinzipiell simpel: Folge dem Fluss. Das wird der märchenhaften, abwechslungsreichen Strecke allerdings in keiner Hinsicht gerecht. Der Fluss führt uns zuerst durch ein weites, ebenes Tal zwischen den Bergen hindurch und zieht hier gemächlich und leise rauschend seine breite Bahn Richtung See.
Aber es dauert nicht lange und bald fließen aus den Bergen kleinere und größere Bäche in unseren Fluss, die wir mal einfach mal schwieriger überqueren. Dem größten von ihnen folgen wir schließlich den Berg hinauf und finden uns in einem Zauberwald aus vermoosten Bäumen und herabgefallenen Felsbrocken wieder, der wiederum von vielen rechts und links herabfließenden Wasserläufen durchschnitten wird.
Es geht steil bergauf und unser Fluss fließt nicht mehr ruhig dahin sondern fällt sprudelnd und schäumend von einer Wasserkaskade in die nächste abwärts ins Tal hinab. Es ist nicht mehr so einfach ihm zu folgen, da die Schnee- und Steinlawinen des Winters viele der alten Bäume auf dem Weg umgerissen und zu einem teilweise recht mühsamen Hinderniss aufgetürmt haben, das wir umgehen oder durchklettern müssen.
Schließlich erreichen wir eine mit trockenem Gras bewachsene Hochebene und nutzen die strahlende Sonne, um uns auf dem weichen Boden niederzulassen und die heißen Füße in unserem mittlerweile deutlich ruhiger und auch schmaler dahinplätschernden Fluss abzukühlen.
Nach einer Weile ziehen wir uns gegenseitig hoch und machen uns auf den Gipfel zu erstürmen. Ab jetzt wird die ohnehin recht steile Strecke stetig noch steiler und wir kommen ziemlich aus der Puste, während die Ausblicke zurück immer herausragender werden. Unser Fluss fließt nicht mehr, er fällt nur noch Meter um Meter neben uns herab und als wir uns endlich die letzten Meter hinaufziehen, sehen wir endlich seine Quelle, den vereist in der Sonne spiegelnden Angelus Lake.
Unsere Unterkunft liegt direkt am See und ist eine ziemlich coole Hütte, auf der bereits drei Bergkumpane ihre heiße Suppe kochen. Etwas später kommt noch eine kleine Gruppe aus einem Neuseeländer, einer Deutschen und einem Brasilianer dazu, die netterweise ausreichend Wein mitgeschleppt haben. Insgesamt genießen wir am Ende zu elft den feuerroten Sonnenuntergang hinter den Bergen.

Donnerstag, 18.11.2010

Nachdem wir gestern ausschließlich bergauf gegangen sind, dürfen wir heute ein paar Stunden über eine Route auf dem Kamm kraxeln und anschließend wieder absteigen. Mit wehmütigem Blick schauen wir nochmal auf unsere Unterkunft und machen uns auf den Weg.
Unser Weg führt über Schotter und Fels und wir müssen im Gegensatz zu gestern das gesamte Wasser mitschleppen, da es nichts mehr auf dem Weg gibt. Unsere Flaschen sind mit frischem Eiswasser aus dem See gefüllt, als wir über die Felsen am Grat entlangklettern. Meistens kommen wir gut voran und da der Weg den Kamm immer kreuzt haben wir abwechselnd tiefe Ausblicke in die Täler, die sich rechts und links auftun. Überall schimmern blaue und grüne Seen in der Sonne, wenngleich keiner an die Größe und Schönheit des Angelus Lake heranreicht.
Nach einer Weile ist der Weg von einer unangenehm steilen und rutschigen Schneedecke verdeckt. Wir sind durch die Hinweise unserer Hüttenfreunde, die diesen Weg heraufgekommen sind, gewarnt und klettern halb über Felsen, halb durch den Schnee, um die kritische Passage herum.
Als uns mal wieder eine kleiner See anfunkelt verlassen wir die Route und steigen zum Wasser herab, um ein wenig abzukühlen und zu pausieren. Leider ist das Wasser bei näherer Betrachtung nur Knöcheltief, aber jetzt sind wir extra abgestiegen und die Füße freuts trotzdem.
Der weitere Weg ist gemütlicher und wir spazieren entspannt auf dem breiter werdenden Grat entlang, bis wir schließlich die Waldgrenze erreichen. Ein Zickzackweg führt uns die steile Bergflanke hinunter und jetzt endlich haben wir auch einen guten Blick auf unseren Startpunkt, den Lake Rotoiti. Das hatten wir schon viel früher erwartet. Tot aber glücklich finden wir unseren Jucy unversehrt dort wieder, wo wir ihn vor drei Tagen abgestellt haben.

Freitag, 19.11.2010

Wir erwachen schon wieder am Lake Rotoiti. Gestern hatten wir keine Muße mehr längere Strecken verschwitzt im Auto zurückzulegen, deshlab sind wir über Nacht geblieben. Jetzt geht's aber auf Richtung Ostküste und Pazifik.
Einen ganz wichtigen Schlenker machen wir dabei nach Benheim, der Top-Weinanbaugegend der Südinsel, um endlich eine kostenlose Weinprobe zu veranstalten. Wir entscheiden uns für's Wine Village, da dort verschiedene Anbieter unter einem Dach sitzen. Das ganze geht recht schnell und unkompliziert über die Bühne. Eine halbe Stunde später haben wir einen Chardonnay in der Tasche und die Erfahrung besser keinen Neuseeländischen Rotwein zu kaufen. Dazu bekommen wir noch einen Geheimtipp, wo wir am Besten Heuler beobachten können.
Erstmal heißt es aber fahren und als wir die Küste erreichen, nehmen wir die nächstbeste Ausfahrt Richtung Meer und lassen uns zum Abendbrot den stürmischen Pazifik-Wind um die Ohren wehen.

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Teil 8: Whale Waiting lesen

Samstag, 20.11.2010

Bei Kaikoura direkt vor der Ostküste Neuseelands gibt es einen steil abfallenden 800m tiefen Graben, der ideale Voraussetzungen Wale beobachten bietet. Als wir ankommen spielt das Wetter nicht so richtg mit. Das macht den Walen zwar nichts aus, aber der Ottonormalverbraucher würde einen Tag im offenen Pazifik unter ungünstigen Wetterbedingungen nicht unbedingt als Highlight seines Lebens in Erinnerung behalten. Deshalb fahren die Boote nicht.
Wir folgen also erstmal der rauen Küste runter Richtung Christchurch, weil sich dort ein weiterer Kathmandu Outlet-Store befindet und ich ein bißchen neidisch auf die ganzen Schnäppchen bin, die Steffi in Otaki geschlagen hat. Der Weg wird uns mit einer Seehundkolonie nach der anderen versüßt. Die Tiere liegen überall auf den Felsen herum und trotzen dem stürmischen Wetter mit stoischer Unbeweglichkeit. Lediglich ein kleiner Seehund hebt müde die Flosse nachdem ich ihn gut getarnt übersehe und fast über den Haufen renne, sackt dann aber ob der intensiven Anstrengung direkt wieder zusammen.

Ein besonderes Schmankerl entdecken wir oberhalb eines kleinen Flusses. Ein paar Kiwis bei der Weinprobe haben uns von einem Planschbecken erzählt, in dem die Seehunde ihre kleinen Heuler zum Spielen absetzen. Das Flussbecken liegt versteckt im Busch unterhalb eines Wasserfalls und obwohl die Saison fast vorbei ist, können wir noch drei kleine Seehunde beobachten, die aufgedreht im Wasser tollen und wie Delphine umhersausen. Leider ist es sehr düster und verregnet, aber wir können nicht anders als die Kleinen trotzdem ein Weilchen zu beobachten.
In Christchurch angekommen durchstöbern wir den Outlet, werden aber nicht wirklich fündig. Auf dem weiteren Weg entdecken wir allerdings noch eine ganze Straße volle weiterer Outdoorläden. Da wir den ganzen Tag unterwegs waren und etwas durch sind, nehmen wir uns ein Stylo-Zimmer im Hotel SO im Zentrum und beschließen morgen weiter zu shoppen.

Sonntag, 21.11.2010

Christchurch sind die Auswirkungen des Bebens noch deutlich anzumerken. Insbesondere viele ältere Gebäude und Straßen sind zerfallen und jede Menge anderer stehen leer oder zum Verkauf. Trotzdem scheint der Alltag normal weiterzugehen. Das niedliche Zentrum ist auch Sonntags geöffnet und voll von Menschen und Touristen. Wir bummeln und shoppen den Vormittag durch die Stadt und am Ende habe ich adäquaten Ersatz für meine sich langsam verabschiedenden Wanderstiefel gefunden.
Nachmittags machen wir uns auf den Weg zurück nach Kaikoura zum Wale beobachten (davon wollen wir jetzt auch nicht mehr abrücken...). Immerhin können wir für den Folgetag schonmal Plätze für eine Tour reservieren.

Montag, 22.11.2010

Heute soll's endlich rausgehen zum Wale beobachten. Wir machen uns frohgemut auf zum Whale Watching Center und können direkt mit ansehen, wie die Tour gerade gestrichen wird. An der Küste scheint zwar die Sonne, aber der Wellengang ist zu hoch. Wir bekommen eine Doppelreservierung für den nächsten Morgen und heute Nachmittag, falls es noch besser werden sollte.
Den angebrochenen Tag nutzen wir zu einer kleinen Wanderung am Meer, vorbei an einer Seehund- und einer Möwenkolonie und zurück über die Klippen mit herrlichen Aussichten auf die wild zerklüftete Küstenlinie. Das wunderbar wechselhafte Küstenwetter passt so richtig zu dieser rauen Landschaft voller Leben.
Zurück in Kaikoura gibt es heute keine Wal-Tour mehr. Also bleiben wir noch einen Tag auf dem Campingplatz, entspannen im Swimming- und Whirlpool und bloggen ein wenig...

Dienstag, 23.11.2010

Jetzt aber wirklich: Wir haben eine ganz frühe Tour gebucht, machen uns auf den Weg und... die Tour findet statt! Das Boot ist natürlich voll von den ganzen aufgeschobenen Wal-Begeisterten, aber immerhin haben wir eine 95%-Chance Wale zu entdecken. Wir wollen raus über den Meeresgraben jetten und dann sollen die Wale per Mikrofon geortet werden. Während der Fahrt müssen alle drinnen sitzen bleiben, bei den Messungen und natürlich im Falle einer erfolgreichen Walortung dürfen alle aufstehen und sich an Deck begeben.
Das Boot sprintet zügig los und der hohe Wellengang schlägt unbarmherzig unterschwellig zu. Ich sehe bald ein, warum so viele Touren abgesagt werden. Bei der ersten Ortungs-Pause sind alle froh an die frische Luft zu kommen. Als wir nach der zweiten Messung wieder Fahrt aufnehmen, sammeln sich alle gestandenen Kerle (mich eingeschlossen) mit krampfhaft weißem Gesichtsausdruck hinten an der Reeling, weil das Boot da ruhiger ist, während alle Damen an Bord (Steffi eingeschlossen) sich vorher ausreichend mit Drogen vollgepumpt haben, die ihnen jetzt ein unbeschwertes Seevergnügen ermöglichen. Ich erinnere mich (stellvertretend für alle gestandenen Kerle hinten an der Reeling) gesagt zu haben "Brauche das Zeug nicht. Werde nicht seekrank."

Um die folgenden Jet-Fahrten und Mess-Pausen abzukürzen: wir gehören zu den 5% die keine Wale entdecken. Dafür sehen wir riesige Albatrosse und einen flippigen Delphinschwarm, bei dessen Anblick ich all meine latente Übelkeit direkt vergesse. Da wir 80% Erstattung bekommen, haben wir immerhin eine sehr billige Albatros- und Delphintour gehabt. Damit geben wir uns vorerst zufrieden.
Wir machen uns auf Richtung Westküste und zu Steffi's Freude kurve ich heute etwas bescheidener durch die Passtraßen als üblich...

Mittwoch, 24.11.2010

Um von der Ostküste zur Westküste zu gelangen, muss man über einen der Pässe die Südalpen durchqueren. Wir wählen den Arthur's Pass und kommen bei strahlendem Sonnenschein in dem kleinen Passörtchen an, das passenderweise auch gleich Arthur's Pass heißt. Von hier aus führen einige Tageswandertouren ins Gebirge hinauf und wir starten mittags auf den Avalanches Peak Track. Die Wegbeschreibung ist recht simpel: 1000 Höhenmeter rauf, 1000 Höhenmeter wieder runter, beides vorwiegend senkrecht. Der anstrengende und anspruchsvolle Anstieg samt Kraxeleinlage zum Gipfel lohnt sich aber: wit haben einen tollen Panoramablick auf die Südalpen, die uns umgeben.

Da der Track nicht ganz so bekannt ist, gehört der Gipfel uns. An sich Zeit für eine romantische Rast, aber da haben wir die Rechnung ohne die Keas gemacht. Keas sind die neugierigen Gebirgspapageien, die man in Neuseelands Bergen häufiger antrifft, obwohl es nur noch 5000 von ihnen gibt. Da Menschen und vor allem ihr Essen sehr interessant zu sein scheinen, leisten uns zwei Keas fast eine Stunde Gesellschaft und lassen sich bereitwillig ablichten.
Als wir abends den Abstieg hinter uns gebracht haben, sind wir ganz schön kaputt - bergab ist immer anstrengender als bergauf. Aber Rettung naht: wir entdecken eine kleines Ferienhaus, das wir für die Nacht mieten, und belohnen uns mit einer heißen Dusche!!

Donnerstag, 25.11.2010

Unser nächstes Ziel sind die Gletscher Franz Joseph und Fox Glacier, die fast bis an die Westküste herunterreichen. Bis dahin ist es von Arthur's Pass aus ein weiter Weg entlang der Westküste. Wir unterbrechen unsere Fahrt in Hokitika, um uns in der örtlichen Touristeninformation schon mal für den nächsten Tag einen Platz bei den beliebten Gletschertouren zu sichern. Auf der Weiterfahrt machen wir an einem der vielen Seen Halt, um unseren Lunch in schöner Umgebung zu uns zu nehmen, und treffen auf sehr willkommene Gesellschaft: Ilse und Bramen (das niederländische Päarchen hatten wir schon am Whanganui River getroffen)hatten die gleiche Idee und freuen sich wie wir über das Wiedersehen.

Kurz vor Fox Glacier überfahren wir fast ein kleines Entenküken, das völlig unbeholfen über den Highway tapst. Da hier viele Campingwagen langheizen, hat das Küken so gut wie keine Überlebenschance. Fabi rettet das Küken von der Straße, aber nun scheint es uns als Eltern anzusehen, und so gern wir diese Rolle übernehmen wollen, im Jucy geht es leider nicht. So lassen wir die kleine Paradise Duck in der Obhut einer Farmersfrau, die in der Nähe wohnt, und hoffen, dass sich Entenmama und Küken irgendwie wiederfinden.

Freitag, 26.11.2010

Wir haben schon Wetterglück, man kann es nicht anders sagen. Am Fox Glacier regnet es jeden zweiten Tag, und auch wenn es trocken ist, ist es doch meist grau und bewölkt. Für unsere Gletschertour aber strahlt die Sonne vom Himmel, kein Wölkchen verdeckt den tiefblauen Himmel. Für schmerzhaft viel Geld haben wir eine Tagestour gebucht, bei der man in 10er Gruppen von zwei Gletscherführern geleitet auf dem Gletscher herumkraxeln kann. Das hört sich - zu unserer Enttäuschung - gefährlicher und spannender an, als es tatsächlich ist. Statt Gletschertour sollte sich dieses Angebot eher "Seniorengerechtes Eiswandern für Fußkranke" nennen. Wir bekommen zwar Steigeisen für die Tour, die man auf dem Eis auch braucht, das war's dann aber auch schon mit Abenteuer. Die Gletscherführer hauen mit einer Eisaxt bewaffnet bei jeder noch so harmlosen Steigung Stufen ins Eis, so dass die 6stündige Tour hauptsächlich aus Warten besteht, bis auch die letzte Stufe touristengerecht sicher ins Eis gehauen ist.
Man soll nicht ungerecht sein: natürlich war es ein besonderes Erlebnis, auf einem Gletscher zu wandern, und für viele der meist nicht trittsicheren Gäste waren die Stufen auch notwendig. Wir hatten uns halt nur ein bißchen mehr Kraxeln erhofft.
Nach der Gletschertour machen wir uns auf, die Abendsonne am Lake Matheson zu genießen, von dem aus man einen tollen Blick auf die beiden höchsten Berge Neuseelands hat: Mt. Cook und Mt. Tasman. Nachdem wir den See umrundet und an jedem Lookout verweilt haben, macht sich bei uns großer Hunger breit. Also gibt's zum Abendessen ein anständiges Steak mit Pommes und Bier in der lokalen Kneipe - lecker!!

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Teil 9: Sandfly Serenade lesen

Samstag, 27.11.2010

Von Fox Glacier aus führt uns der Weg weiter die Westküste hinab, die in ihrem südlichen Teil deutlich reizvoller ist als im Norden. Das erste Highlight ist der Monroe Beach, eine raue Bucht irgendwo zwischen Fox Glacier und Haast, zu der man nur über einen 45min Walking-Track gelangt. Hier kann man - mit etwas Glück - Dickschnabelpiguine beobachten, etwa 30 Paare haben ihre Nester im Gebüsch am Strand und kommen mehrmals täglich an Land, um die Kleinen zu füttern. Ein Schild des DOC weist einen darauf hin, dass eine Pinguinsichtung Erfolg versprechend ist, wenn man still und leise auf der Stelle sitzt und den Strand beobachtet. Das tun wir, aber es wird einem hier wirklich nicht leicht gemacht. Am Strand gibt es nämlich nicht nur Pinguine, sondern auch jede Menge Sandflies. Diese etwa fruchtfliegengroße Biester kennen kein Erbarmen und fallen hemmungslos über menschliche Wesen her, mit dem einzigen Ziel ihr Blut zu saugen. Moskitos und Mücken sind dagegen eine wahre Wohltat!! Mit Minirock und T-Shirt bin ich nicht gerade Sandfly-tauglich ausgerüstet, aber Fabi und ich harren der Attacke, schließlich gilt es Pinguine zu sichten. Unsere Geduld zahlt sich nach ca. 30min aus, und wir sehen einen einsamen kleinen Pinguin, der sich beim Versuch, vom Meer aus an Land zu watscheln erst einmal auf die Klappe legt. Total putzig!! Das entschädigt für die Übergriffe der Sandflies.

Weiter geht es vom Monroe Beach aus bis nach Haast und von hier aus über den Haast Pass ins Landesinnere. Der Haastpass führt mitten durch den Mt. Aspiring National Park und bietet an jeder Ecke tolle Ausblicke auf die Southern Alps. Nach einigen Stopps an malerischen Seen und Wasserfällen und entdecken wir schließlich mitten im Nationalpark einen Campingplatz des DOC mit herrlicher Aussicht auf die Berge. Wir beschließen, auf diesem lediglich mit einem Plumpsklo ausgestatteten Platz zu nächtigen, die Aussicht ist einfach atemberaubend. Der Genuss wird allerdings von unseren neuen Freunden, den Sandflies, getrübt. Fabi macht sogar noch ein Feuer an, aber auch das kann die kleinen Biester nicht fernhalten. Schon wieder werden wir Opfer eines Sandfly-Angriffs und flüchten schließlich in den Jucy, nur um festzustellen, dass der Feind auch hier schon auf uns wartet. Nur so viel: Es ist eine unruhige Nacht, und an nächsten Morgen wachen wir arg zerstochen auf. Gegen Sandflies ist der Mensch einfach machtlos.

Sonntag, 28.11.2010

Beim Frühstück leisten uns eine israelische Mutter und ihre Tochter, die in unserem Alter ist, Gesellschaft. Wir treffen die beiden auch an unserem nächsten Halt, den Blue Water Holes wieder. Hier hat sich der Gletscherfluss gestaut und bildet kleine runde Seen in einer fast schon unnatürlich blauen Farbe - wunderschön.
Der Haast Pass mündet schließlich am Lake Hawea und am Lake Wanaka, zwei riesigen Seen, die nebeneinanderliegen und an denen die Straße abwechselnd entlangführt. Da es recht warm ist, beschließen wir nicht bloß Fotos vom Lake Hawea zu machen, sondern zur Abkühlung auch einmal hineinzuspringen. Sehr erfrischend, um nicht zu sagen a...kalt. Aber jetzt sind wir wach!!
Wir fahren weiter nach Wanaka, dem perfekten Ort zum Nichtstun, malerisch an einer windgeschützten Bucht des Lake Wanaka gelegen und mit einer Postkartenaussicht auf die Südalpen. Wanaka bildet die Provinzmetropole überhaupt, obwohl es nur 4000 Einwohner hat. Hier springen wir gleich noch mal ins Wasser und legen uns zum Trocknen ans grasige Ufer des Sees - herrlich. Urlaubsfeeling stellt sich ein, hier wollen wir ein bißchen länger bleiben. Wir finden einen großartig gelegenen Campingplatz und machen es uns am Ufer des Lake Wanaka gemütlich..

Montag, 29.11.2010

Wanaka ist zu schön, um gleich wieder zur nächsten Attraktion zu eilen. Also machen wir uns auf die Suche nach einer "richtigen" Bleibe. Über das Internet finden wir schließlich ein Ferienhaus am benachbarten Lake Hawea, in Wanaka selbst war leider schon alles ausgebucht, andere finden es hier wohl auch ganz schön...
Unser Ferienhaus ist riesig und kann eine 6-7 köpfige Familie beherbergen - genug Platz, um nach Wochen im engen Jucy mal wieder die Beine auszustrecken. Unsere Vermieterin ist eine nette, pensionierte Dame und freut sich sichtlich über internationalen Besuch in Hawea. Und wir freuen uns über unsere tolle Bleibe - der Blick auf den Lake Hawea ist atemberaubend, und im geräumigen Wohnzimmer fühlen wir uns sofort heimisch.
Abends kochen wir uns noch was "Anständiges", eine voll ausgestattete Küche muss man nutzen: die nächsten Tage gibt es jedenfalls keine Nudeln mit Fertigsauce :)

Dienstag, 30.11.2010

Wunderbar entspannt wachen wir in unserem richtigen Bett auf und fühlen uns tatkräftig genug, um eine kleine Wanderung durch den Mt. Aspiring National Park zu machen. Am Diamond Lake führt ein Pfad auf einen Hügel hinauf, von dem aus man einen schönen Blick auf den Wanaka Lake hat. Obwohl der Wanderweg gut ausgebaut ist und nur drei Stunden in Anspruch nimmt, reicht es mir danach schon mit Wandern für heute, denn es sind 30 Grad, Hitzerekord für November in Wanaka.

Zur Abkühlung springen wir in den See und statten anschließend dem örtlichen DOC-Büro einen Besuch ab, um uns über Mehrtageswanderungen in der Nähe zu informieren. Uns wird der Rees-Dart Track empfohlen, von dem wir schon während unserer Tour durch den Nelson Lakes National Park gehört haben. Anders als die doch recht überlaufenen Great Walks in der Nähe gilt der Rees-Dart Track als Geheimtipp, da sich kaum Touristen auf den wenig ausgebauten Track wagen. Für uns hört sich das genau richtig an!! Wir planen noch einen weiteren Tag des Müßiggangs in unserem Ferienhaus ein und wollen dann mit frischen Beinen den Rees-Dart Track bewältigen.

Mittwoch, 01.12.2010

Heute gibt es keine Bilder - aus dem einfachen Grund dass wir einmal gar nichts machen. Ich habe mir in Wanaka ein sehr spannendes Buch gekauft und bin daher abgemeldet, und Fabi verbringt die Zeit damit, alle Bilder, die sich in den letzten Wochen angesammelt haben, zu bearbeiten und internettauglich zu machen. Außerdem muss man zwischendurch immer mal wieder den Kopf heben um zu gucken, ob der Hawea Lake noch da ist... :)
Am Abend werden die Wanderrucksäcke mit dem Nötigsten für den Rees-Dart Track gepackt, denn es geht sehr früh am nächsten Morgen los. Um 9.00 Uhr müssen wir einen Bus in Glenrochy bekommen, der uns dann zum Ausgangspunkt des Tracks mitten im Nationalpark bringen wird. Da die Fahrt von Hawea nach Glenrochy ca. 2 Stunden dauert und wir um 7.00 Uhr losmüssen, gehen wir zeitig zu Bett. Noch einmal auf Vorrat schlafen, denn die nächsten Nächte verbringen wir in den nicht ganz so luxuriösen Backcountry-Hütten des DOC.


Donnerstag, 02.12.2010

Nach den erholsamen Tagen in der Bach machen wir uns heute auf den Comfort-Level wieder von 9 auf 2 abzusenken. In den nächsten Tagen werden wir voll bepackt das Tal des Rees-River hochlaufen, dann einen Gebirgspass queren und anschließend durch das Tal des Dart-River wieder zurücklaufen. Erstmal müssen wir allerdings den Bus erwischen, der uns zum Startpunkt der Reise bringen soll und das stellt sich als erstes kleines Hinderniss heraus, da wir deutlich zu spät losfahren. Die aussichtsreiche Panoramastraße nach Glenorchy rasen wir daher beschämenderweise wie die Derwische entlang ohne einen wirklichen Blick riskieren zu können. Immerhin, wir sind pünktlich auf die Minute...
Als wir aus dem Bus aussteigen ist erstmal Alarm. Und zwar Sandfly-Alarm. Die putzigen Tierchen sind - sehr zur Freude von Steffi und den drei anderen Mitwanderern, nicht aber zu meiner eigenen - auf Fabi-Blut ganz besonders heiß. Da wir aber zwei Flusstäler durchlaufen, hat Steffi vorrausschauend eine Extra-Dose des Überlebens-wichtigen Mückensprays Tropical Strength eingepackt. So kann auch ich schließlich meine Stiefel schnüren.

Wir machen uns auf den Weg in das Tal und folgen dem Fluss aufwärts. Schon bald ist absehbar, dass der erste Teil der Reise nicht mit trockenen Füssen vonstatten gehen wird. Wir müssen nicht nur diverse Seitenarme des Rees ohne Brücken queren, sondern auch ziemlich sumpfige Feuchtwiesen. Anfangs reichen die wasserdichten Stiefel zwar noch, aber als es dann Knie-tief wird, müssen wir barfuss weiter. Steffi findet's ganz toll, besonders die Sümpfe...
Die Sonne knallt mal wieder erbarmungslos vom Himmel und Hut und Sonnencreme retten uns vor dem sicheren Sonnenstich. Trotzdem sind wir froh als wir endlich die ersten Wälder erreichen, die uns ein bißchen Schatten und Kühle spenden. Wären da nicht unsere kleinen Kumpel mit dem Rüssel, die besonders gerne im Schatten lauern, könnten wir auf dem weichen Moosboden entspannte Pausen machen. So ziehen wir aber durch und erreichen am späten Nachmittag die erste Hütte. Trotz unserer neuen Hüttenfreunde Andi und Thilo, wird der Abend nicht sehr lang.

Freitag, 03.12.2010

Wir brechen heute sehr früh auf, da wir beschlossen haben eine Hütte zu überspringen und direkt zur übernächsten durchzuwandern. Was der genaue Anlass für diesen bescheuerten Plan ist, wissen wir hinterher auch nicht mehr so genau, aber es hat irgendwas mit Zeit zu tun. Wie dem auch sei, den Sonnenaufgang erleben wir auf dem Track, was doppelt schön ist, da die Morgenluft doch noch recht frostige Temperaturen mit sich bringt.
Wir folgen dem Flussbett des bald versiegenden Rees-River weiter aufwärts bis zu einem kleinen aber steilen Aufstieg und haben bald den Rees-Saddle erreicht, der die höchste Stelle unserer Tour markiert. Ab jetzt geht's quasi bergab. Der weitere Pfad ist über dem Snowy Creek markiert, welcher in einem kleinen Canyon teilweise recht spektakulär abwärts strömt, bis wir schließlich die ersten Blicke auf den Dart-Gletscher bekommen, der Quelle des Dart River. Hier wäre das Ziel unserer heutigen Tour, das ja wir überspringen wollen. Wir nutzen den Schutz der Hütte und machen drinnen unsere Mittagspause. Dabei stellen wir fest, dass die Zeitangabe für die nächste Teilstrecke hier höher ist, als in unserer DOC-Wegbeschreibung. Schlechtes Zeichen...

Als wir uns wieder aufmachen, schließt sich uns Raz aus Israel an, der wie wir zwei Strecken an einem Tag läuft und bereits eine kleine Bergtour hinter sich hat. Anfangs legen wir ein ordentliches Tempo hin und fegen oberhalb des Dart-River durch den Wald abwärts. Es dauert aber nicht sehr lange und bei Steffi machen sich erste leichte Knieschmerzen bemerkbar. Dazu kommen die erbarmungslos senkrecht vom Himmel brennende Sonne und unsere schweren und immer schwerer werdenden Rucksäcke. Der ziemlich dunkelhäutige Raz bekommt verblüfft den ersten Sonnenbrand seines Lebens. Schließlich müssen wir das Tempo bremsen und legen dazu vermehrt Pausen ein, was uns weitere Zeit kostet.
Der Tag wird sehr lang. Uns fehlt eine richtige Karte, was dazu führt, dass wir unseren Fortschritt nicht einschätzen können, was psychologisch nicht zu unterschätzen ist. Den wundersch önen Dart River, der breitflächig vor der Bergkulisse dahinströmt, nehmen wir nur schleppend aus dem Augenwinkel wahr. Wir retten uns von Waldstück zu Waldstück und schließlich muss ich Steffi einen Wanderstock suchen, da sie nur noch humpeln kann. Die Hütte ist wie eine Erlösung. Wir lassen beim kurzen Abendessen alle Sandfly-Stiche über uns ergehen und schlummern sehr schnell tief und fest ein.

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Teil 10: Nichts über's Knie brechen lesen

Samstag, 04.12.2010

Heute werden wir ausnahmesweise vom Wecker geweckt. Steffi's Knie hat gestern arg gelitten und deshalb ist unser Tempo deutlich eingeschränkt, allerdings wartet um 14h an unserem Ziel, dem Chinamans Bluff, der Bus. So bleibt uns leider keine große Wahl, als früh aufzustehen.
Anfangs legen wir gut los, aber sobald es bergab geht, kann Steffi nur noch Tippelschritte machen. Wir beschäftigen uns daher sehr mit dem Gehen und haben, wie bereits gestern Nachmittag, nicht so viele Augen für die wunderschöne Umgebung. Glücklicherweise besitzt Steffi noch den Wanderstock.
Den schwierigen Teil der Strecke haben wir schon hinter uns. Es geht leicht bergab am Dart-River, entlang, der, wie es sich für einen Gletscher-Fluss gehört, milchig-blau ins Tal hinab strömt. Der Fluss ist deutlich breiter als der Rees auf dem Hinweg und zu unserer Erleichterung ist die Umgebung kaum sumpfig, so dass man relativ gut laufen kann. Das einzig Dumme ist schon wieder das Fehlen der deraillierten Wanderkarte, was in absoluter Unwissenheit über den Fortschritt unseres Tagesunterfangens endet.
Immerhin erreichen wir den Chinaman's Bluff pünktlich und der Bus ist sogar schon ein bißchen früher da als erwartet und bringt uns zurück zu unserem Jucy. Diesmal nehmen wir uns für die Fahrt über schöne Strecke von Glenorchy nach Queenstown mehr Zeit und springen zwischendurch in den tiefblauen See, um eine kleine Abkühlung nach der anstrengenden Wandertour zu genießen.

Sonntag, 05.12.2010

Auf unserem schönen Campingplatz am Seeufer lassen wir es heute morgen ruhig angehen, schliesslich besteht kein Anlass zur Eile. Nach den Anstrengungen der vergangenen Tage haben wir heute nur ein Tagesziel, und das ist unsere Bach in Te Anau. Genialerweise hatten wir uns im Vorfeld überlegt, dass es nach einer dreitägigen und vor einer viertägigen Wanderung vielleicht ganz angenehm wäre, ein paar erholsame Tage in einer Ferienwohnung zu haben, und haben über das Internet das sogenannte "Rustlein Cottage" in Te Anau gebucht, das hörte sich so nett an.

Nachdem wir in der Großstadt Queenstown (immerhin 10.000 Einwohner) noch ein paar Besorgungen gemacht haben, brechen wir auf in die Einsamkeit Fjordlands, in dessen Herzen Te Anau liegt. Fjordland liegt im Südwesten der Südinsel und ist - wie der Name schon erahnen lässt - eine von Fjorden durchzogene, sehr einsame Gegend, da es angesichts der vielen Meeresarme und der steil abfallenden Küsten hier kaum Straßen und damit auch kaum Menschen gibt. Während unserer Fahrt ist das Wetter entsprechend fjordländisch: es ist sehr windig mit leichtem Regen, immer von vorn. Nachmittags erreichen wir unser Rustlein Cottage und richten uns für die nächsten zwei Tage häuslich ein. Sonst machen wir nicht mehr viel, wir haben schließlich Urlaub :)

Montag, 06.12.2010

Entspannungstag: Wir machen da weiter, wo wir gestern aufgehört haben. Nichtstun ist angesagt, besonders für mich, da mein Knie vor dem morgen beginnenden Milford-Track noch etwas Ruhe braucht. Also bleiben wir bis auf einen kurzen Gang durch Te Anau zu Hause, und auch dieser Spaziergang dauert nicht lang, denn Te Anau ist sehr klein und übersichtlich, dafür schön am Lake Te Anau gelegen.


Dienstag, 07.12.2010

Heute geht's los auf den weltberühmten Milford Track. Die Wanderung, die vom nördlichen Ufer des Lake Te Anau erst durch ein Tal, dann über einen Pass und schließlich durch noch ein Tal zum Milford Sound führt, wird als eine der schönsten Wanderungen der Welt bezeichnet. Anders als die Wanderungen, die wir bisher gemacht haben, muss man diesen Track schon lange im voraus buchen. Bereits im August haben wir uns online für den 7.-10.12. angemeldet, denn es dürfen nur 40 Wanderer täglich auf den Track.
Unser Wetterglück bleibt uns erhalten, bei strahlendem Sonnenschein fahren wir erst mit dem Bus von Te Anau nach Te Anau Downs und von hier aus eine Stunde per Boot bis zum Ende des Lake Te Anau. Die Bootsfahrt ist wunderschön: kein blödes Geschaukel und keine Übelkeit wie auf dem Pazifik, sondern ein ruhiges, sonniges Dahinschippern mit tollen Ausblicken auf die Sounds.

Nach diesem Auftakt müssen wir heute nur ca. 2 Stunden zur ersten Hütte spazieren, ein gemähchlicher Spaziergang auf gut ausgebauten Wegen. Mit uns sind noch 38 andere "independent walkers" gestartet, außerdem noch 25 "guided tramper". außerdem noch 25 "guided walkers". Man kann den Milford Track auch "all inclusive" wandern, das wußten wir vorher gar nicht. Die "guided walkers" haben einen Wanderführer, schlafen in Deluxe Hütten mit echten Betten und Duschen, und Essen für 4 Tage müssen sie auch nicht durch die Gegend schleppen, der Anbieter bereitet auf den Hütten und unterwegs 3-Gänge-Menus zu. Dafür kostet der Spass aber für 4 Tage aber auch 10mal so viel, nämlich 2000€ p.P. Das wäre es mir dann doch nicht wert, außerdem geht dann ja das Outdoorfeeling ein bißchen verloren, wenn man alles so hat, wie zu Haus :)
Am späten Nachmittag kommen wir an der Hütte an und sind erst mal ein bißchen geschockt: 40 Leute auf einer Hütte, das ist schon ziemlich voll. Auf den etwas abgelegeneren Hütten, auf denen wir sonst waren, waren wir maximal mit 8 anderen Leuten da. Das war immer nett und persönlich, aber 40 sind dann schon fast zu viele. Naja, wir ergattern einen Schlafplatz im Hochbett und eine Kochgelegenheit für unsere Instantnudeln, also alles gut. Abends machen wir noch mit dem Hüttenwart eine Nachtwanderung zu einer Glühwürmchenkolonie, die wie Sterne am Himmel leuchten, aber eben unter einem Felsvorsprung.

Mittwoch, 08.12.2010

Die Nacht haben wir dank der überlebenswichtigen Ohrstöpsel gut geschlafen. Wenn man mit 20 Leuten in einem Schlafsaal schläft, ist immer ein Schnarcher dabei, bei uns sogar ein besonders lautes Exemplar. Aber die examenserprobten Superohrenstöpsel von Beiersdorf haben auch diese Lärmbelästigung verlässlich ausgeblendet.
Auf ebenen, sonnigen Wegen führt uns der Weg durch das Tal und erlaubt immer wieder schöne ausblicke auf die uns umgebenen Berggipfel. Die Sonne knallt vom Himmel herab, man will sich ja wirklich nicht beschweren, aber es ist ganz schön heiß. Zum Glück gibt es immer wieder längere schattige Abschnitte auf Waldwegen.

Unsere Mittagspause machen wir am Hidden Lake und treffen hier auf Baraket und Asaf, ein sehr nettes israelisches Päarchen. Zusammen genießen wir unsere Sandwiches in traumhafter Umgebung. Im gemütlichen Tempo schlendern wir zur nächsten Hütte, die wir am späten Nachmittag erreichen. Mein Knie hält sich soweit ganz gut, bis jetzt ging es aber auch kaum bergauf bzw. bergab. Die Hütte lädt eigenlich zum Verweilen auf der sonnigen Terasse ein, aber die Sandflies lassen einem hier keine Wahl: man muss sich einfach im Inneren der Hütte aufhalten. Dann kommen aber doch noch mal alle Wanderer hervorgekrochen: zwei Keas statten der Hütte einen Besuch ab und ernten besonderes Aufsehen für den Versuch, die blauen Socken eines japanischen Wanderers zu klauen. Aber auch Schnürsenkel und Digitalkameras sind vor den Keas nicht sicher.
Abends lernen wir Christoph und Anne aus Heide kennen und haben so zu unserem wenig erquicklichen Abendessen sehr erquickliche Gesellschaft.

Donnerstag, 09.12.2010

Der heutige Wegabschnitt verspricht ein bißchen mehr Action. Wir müssen 500 Meter hoch und hinterher, deutlich bedeutungsschwerer, 1000 Meter runter. Von dem erfolgreichen (und für Steffi erträglichen) Gelingen dieses Unterfangens hängt ab, ob wir im Anschluss noch den deutlich schwierigeren und bereits gebuchten Kepler-Track laufen, unsere geplante 4-tägige Abschlusstour.
Rauf sind wir erwartungsgemäß ziemlich schnell und obwohl wir mal wieder als letzte gestartet sind erreichen wir den Pass so früh, dass erstmal eine ausgiebige Pause drin ist. Das mit uns auch der Großteil der anderen Wanderer hier pausiert, ist Grund genug für die Keas ebenfalls zu landen und das herumliegende Gepäck auf der Suche nach interessanten Gegenständen näher in Augenschein zu nehmen. Auch ein Weka gesellt sich mit ähnlichen Motiven dazu. Mittlerweile haben aber alle gelernt keine tragbaren Gegenstände offen herumliegen zu lassen...

Schließlich starten wir die Feuerprobe und es dauert nicht sehr lange, bis klar ist, dass wir den Kepler-Treck knicken können. Immerhin ist der Abstieg, wie schon die gesamte Strecke, sehr Allerweltstauglich ausgebaut und absolut nicht mit dem Rees-Dart-Track zu vergleichen. Dadurch bleibt alles erträglich und wir können die Naturschönheiten um uns herum weiterhin angemessen genießen und würdigen.
Nachdem wir die Waldgrenze passiert haben, folgt der Weg einer berauschenden Wildwasserklamm und der Fluss ergießt sich durch eine Vielzahl kleiner Wasserfälle und Becken abwärts ins Tal. Dazu begleitet uns erneut strahlender Sonnenschein bei unserem Abstieg und verwöhnt unsere Augen mit tiefgrün leuchtendem Regenwald, der aus dem duftenden, von Farn und Moosen zugewachsenen Boden himmelwärts ragt.
Wir lassen uns alle Zeit der Welt und genießen die Pracht und Stille um uns herum in vollen Zügen. Als wir die Hütte erreichen sind wir die Letzten, aber das war es hundertmal wert.

Freitag, 10.12.2010

Zum Abschluss des Milford Track erwartet uns ein einfacher Weg ohne große Steigungen, was natürlich gut für Steffi's Knie ist. Allerdings müssen wir schon wieder um 14h ein Boot erreichen, so dass es heute leider nichts wird mit Ausschlafen und Bummeln. Ausserdem ist um die Mittagszeit ein Wetterumschwung vorhergesagt und wenn es hier regnet, dann richtig. 9000mm Jahresniederschlag belegen das deutlich.
Nichtsdestotrotz beginnen wir unsere Wanderung noch im Trockenen, obgleich die Sonne heute größere Schwierigkeiten hat, sich hinter dem dichten Morgendunst zu zeigen. Da wir heute das erste Mal frühzeitig mit allen anderen aufbrechen, erleben wir auf dem Weg ein munteres Stelldichein und sind eigentlich nie länger als 2 Minuten alleine unterwegs. Die Schnacks und Pläuschchen am Wegesrand sind zwar ganz unterhaltsam, aber ich bin insgesamt froh, dass wir an den anderen Tagen immer weit nach den Stoßzeiten aufgebrochen sind und ansonsten eher unbekannte Tracks ausgewählt haben.

Dann beginnt der Regen. Anfangs tröpfelt es nur ein wenig und auch als die Tropfen langsam wachsen zeigen wir uns recht unbeeindruckt und trotzen dem Wasser leicht verächtlich. Die Worte des Hüttenwirts vom Morgen klingen uns noch in den Ohren, als es dann richtig anfängt zu regnen: "Put on whatever you consider your most rain-proof clothing". Die Wassermassen ergießen sich in Strömen vom Himmel und unsere Hi-Tech Regenjacken, -hosen und -Rucksackcover entblößen wirklich jede ihrer Schwachstellen. Und der Regen lässt auch nicht mehr nach oder hört gar auf. So sind wir dann beim Erreichen der rettenden Schutzhütte ziemlich nass und ziemlich froh, dass wir dieses Naturerlebnis am letzten Tag genießen durften, da uns Abends unsere kleine Bach erwartet und kein 40-Mann Schlafsaal mit Gleichbetroffenen.
Als das Boot kommt sind viel zu viele Leute da, weil alle ihr Gehtempo im Regen signifikant erhöht haben und jetzt die Passagiere der Zweiten Rücktour auch schon da sind. Ohnehin völlig durchnässt und mit der Aussicht auf einen kuschelig-warmen Sitz im Bus nach Te Anau, erklären wir uns bereit die Bootsfahrt an Deck zu verbringen und kommen dadurch nicht nur in den Genuß eines verzweifelten Kampfes mit unendlichen Massen an Sandflies, sondern auch einer versöhnlich spektakulären Aussicht auf die vom strömenden Regen brachial angewachsenen Wasserfälle, die rechts und links von den Felsen in den Fjord sprudeln.
Bleibt noch zu erwähnen, dass in dem Bus die Heizung ausfällt und wir uns zwei Stunden lang den A... abfrieren, während der Fahrer verzweifelt versucht gleichzeitig mit rechts zu lenken und mit links die beschlagene Windschutzscheibe von innen trocken zu wischen. Mann, kann so eine Ferienwohnung schön sein.

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Teil 11: Safari auf Neuseeländisch lesen

Samstag, 11.12.2010

Da wir gefühlt trotz heißer Dusche und Kuschelbettchen immer noch nass sind, machen wir heute mal wieder gar nichts. Nur auf dem Sofa abhängen und unter größten psychisch und physischen Anstrengungen gelegentlich herumwandern... Reicht auch.

Sonntag, 12.12.2010

Heute begeben wir uns - frisch erholt - auf unseren nächsten Roadtrip, abwärts durchs Fjordland Richtung Südküste. Da wir das Fjordland während der Begehung des Milford Track in all seiner Pracht und Vielfalt kennenlernen konnten, reduzieren wir die Ziwschenstopps auf der Strecke auf einige Highlights, die wir dem Lonely Planet entnehmen.
Hervorzuheben hierbei sind eindeutig die Clifdon Caves - zumindest meinerseits. Spärlich beschrieben und noch spärlicher ausgeschildert werden diese Höhlen meist zufällig von vereinzelten verirrten Besuchern frequentiert, die, nach einem unvorbereiteten Blick in die unscheinbare Spalte im Fels, lieber wieder ins Auto steigen und weiterfahren. Die Höhlen sind nämlich weder ausgebaut noch beleuchtet und hat man sich erstmal durch diverse enge, feuchte und stockdüstere Löcher ins Innere gequetscht helfen einem nur gelegentliche Reflektorstreifen bei der Orientierung. Das Ganze ist absolut nichts für Menschen mit Nachtangst, Klaustrophobie oder schlechter Orientierung. Leider auch nicht für Steffi, weshalb ich mich entgegen aller Warnhinweise alleine mit Stirnlampe und Kamera auf den Weg mache - der Höhlenforscher in mir ist geweckt.

In den 1 1/2 Stunden, die Steffi mir eingeräumt hat bevor sie die Feuerwehr zu meiner Bergung rufen will, klettere ich in der schwarzen Finsternis durch Felsspalten so eng, dass ich die Kameratasche vorschieben muss, um hindurchzukommen und lande anschließend in kleinen Kathedralen mit glitschigem, vom Wasser ausgespülten Steinboden. Als mein Blick die Wand streift reflektieren winzige Perlenketten den Schein der Stirnlampe - nach allem, was ich bisher über sie gelernt habe, sehen so die die Fangfäden von Glowworms aus. Ich schalte die Lampe aus und nachdem meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, erstreckt sich ein Sternenimmel aus kleinen grünen Leuchtpunkten über mir an der Höhlendecke. Fantastisch.
Nach der Durchquerung der Fjordlands landen wir Nachmittags wieder am Meer. Neben spektakulären Flugeinlagen der einheimischen Seeschwalben, entdecke ich, dass (Zak) McKracken hier war und nur wenige Kilometer von Monkey Island entfernt einen Outlook errichtet hat. Das kann kein Zufall sein. Ich suche aber vergeblich nach dem Tollhaus und kann auch keinen Tempel des Todes entdecken.

Montag, 13.12.2010

Ab geht's nach Steward Island! Seit zwei Monaten hören wir überall, dass hier der einzige Ort ist, an dem man Kiwis (also jetzt die Vögel) tagsüber beobachten kann. Einfach so am Strand. Voller Vorfreude springen wir nach der einstündigen Überfahrt vom Boot und marschieren voller Tatendrang ins DOC-Büro, um uns einnorden zu lassen. Die Dame verzieht angesichts unserer Pläne leicht die Mundwinkel: "I will eat my hat if you find a Kiwi around here." Kleine Bremse. Das hört sich irgendwie nicht nach "einfach so" an.
Es gibt hier Kiwis. 15.000 Stück. Aber die Entdeckung eines solchen rund um die Halfmoon Bay, den einzig bewohnten Teil der Insel, ist ein Ereignis, das es üblicherweise auf das Titelblatt der Lokalzeitung schafft. Bessere Chancen hat man bei einer mehrtägigen Wandertour ans andere Ende der Insel, allerdings auch dies fernab von "einfach so" und da wir die Unterkunft im Ortskern bereits gebucht haben deutlich ausserhalb unseres Bewegungsradius. Entgegen der Auskunft im Informationszentrum auf dem Festland gibt es nämlich ausschließlich Wanderwege und keinerlei Straßen geschweige denn Busse dorthin. Naja, dann halt nicht.

Immerhin haben wir einen schnuckeligen Backpacker mit netten Mitbewohnern. Abends machen wir noch eine 3-Stunden-Tour zu einer Kolonie von Blue Penguins, die leider - wie auf allen Informationstafeln beschrieben - tatsächlich erst nach Einbruch der Dunkelheit an Land kommen und deshalb etwas schwer zu erkennen sind. Dafür kreisen die Albatrosse im Licht der untergehenden Sonne und wir sind mutterseelenallein. Ausserdem wollte ich schon immer mal wissen, was ISO 12.800 auf meiner Kamera im Leben bedeutet.

Dienstag, 14.12.2010

Die Dame im DOC-Büro hat uns am Vortag zur weiteren Vogelbeobachtung Ulva Island empfohlen, eine kleine Insel vor der Bucht, die - ähnlich wie Kapiti Island - von jeglichem menschlichen Eingriff in die Natur befreit wurde. Dahin machen wir uns nun in einer 3 Meter-Nussschale auf den Weg und erleben, dass Seegang auch richtig Spaß machen kann, solange das Boot kleiner als die Wellen ist. Die Überfahrt dauert aber nur 6 Minuten.
Das schöne an Ulva Island ist, dass hier nur einige der Besucher herkommen, die eigentlich gerade Steward Island besuchen. Und das sind sehr wenige. Wir landen also ziemlich ungestört am Ufer und Steffi bleibt direkt am ersten menschenleeren Strand hängen und schickt mich zur Vorerkundung erstmal alleine in den Dschungel, um es sich mit einem Buch in der Sonne bequem zu machen.
Mit dem Wald betritt man eine andere Welt, die eigentlich seit hunderten Jahren verschollen ist. Die endemische Vogelwelt hatte ausreichend Zeit und Schutz ihren Urzustand wieder herzustellen und feiert sich selbst in einem Meer aus buntem Pfeiffen, Trällern und Krächzen. Dabei merkt man deutlich, dass hier sehr wenige Besucher herkommen, denn die Vögel sind kaum auf Menschen fixiert und selbst die sonst sehr kontaktfreudigen Kakas sind eher mit sich selbst beschäftigt ohne dabei irgendeine Scheu zu zeigen.

Nachdem ich 90 Minuten alleine durch den dichten grünen Wald marschiert bin, hole ich Steffi ab und wir machen noch eine Inseltour zum Strand auf der anderen Seite. Hier sammeln sich üblicherweise die Besucher auf ihrem Rundgang und sofort sind auch wieder Wekas präsent und erwarten verbotenerweise gefüttert zu werden. Ich imitiere ihre Laute und schaffe es so die Küken aus dem Gebüsch zu locken, die mit meinem Anblick konfrontiert etwas verwirrt hin- und herlaufen und mich nur zögerlich als Bandenmitglied akzeptieren.
Die Rückfahrt ist ebenso spaßig, wie die Hinfahrt und wir fahren auch gleich weiter zurück auf's Festland. Steward Island ist eigentlich nichts für zwei Tage. Das wissen wir jetzt für's nächste Mal.

Mittwoch, 15.12.2010

Die nächsten Tage durchqueren wir die Catlins, ein sehr kurzes Kapitel im Reiseführer und das völlig zu Unrecht. Die Region ist nicht besonders ausgebaut für Touristen und deshalb wohl meist nur Durchgangsstraße und genau das unterstreicht ihren besonderen Charme. Wild zerklüftete Küstenabschnitte wechseln sich ab mit endlos kilometerlangen, windgepeitschten Stränden und kleinen einsamen Traumbuchten hinter dem dichten Regenwald. Eigentlich müsste man in der dünn besiedelten Gegend alle Seitenstraßen erkunden, denn jeder einzelne Abstecher belohnt den willigen Entdecker auf seine eigene Art. Der südlichste Abschnitt der Südinsel macht seinem Ruf als Ende der Welt alle Ehre und ist zudem Anlaufpunkt für eine Vielzahl von Meeresbewohnern, die man sonst nur selten zu Gesicht bekommt inklusive der normalerweise sehr scheuen Pinguine.
Letztere beobachtet man am Besten dort, wo kein Schild auf sie hinweist. Ein bißchen Kletterei über die Felsen und ein bißchen Geduld reichen aus, um sein ganz persönliches kleines Pinguinabenteuer zu erleben. Aber auch Delphine gibt es hier und angeblich kann man einfach so mit Ihnen schwimmen - eine Erfahrung von deren Wahrheitsgehalt wir uns diesmal angesichts einiger fehlender Grade Wassertemperatur nicht persönlich überzeugen...

Donnerstag, 16.12.2010

Gestern haben in Neuseeland die langen Sommer-Winter-Weihnachtsferien angefangen und das merkt man. Hinter einer endlosen Schotterstraße haben wir die Nacht mit der Aussicht auf völlige Abgeschiedenheit auf einem ausgesprochenen Basic-Campground am Meer verbracht, allerdings hatten mit uns geschätzte 50 Neuseeländer die gleiche Idee. Aber Neuseeländer sind ja sehr nett und immerhin können wir mal wieder Schwätzchen mit Nicht-Europäern halten...
Die Catlins knüpfen nahtlos an den Vortag an. Nach einer völlig ungestörten morgendlichen Pinguintour machen wir uns auf zum Nugget Point. Der einsame Leuchtturm auf den rechts und links tief abfallenden Klippen steht aufrecht wie die letzte Bastion der Menschheit auf Erden vor den Urgewalten des Meeres und trotzt dem stürmischen Wind und den herandonnernden Wogen der Südsee. Menschen sind hier nicht wirklich willkommen, aber auf den Felsen unten am Meer tummeln sich Pelzrobben und Seelöwen und diverse Meeresvögel streiten um die besten Sitz- und Nistplätze. Sonnenschein würde hier nicht wirklich herpassen.

Schließlich verlassen wir die Catlins - wie am Ende vieler Reisen wir die Zeit knapp - und fahren die Ostküste hoch nach Dunedin und zur Otago Peninsula. Auch hier peitscht der Wind an den Klippen entlang und das ist eine wichtige Vorraussetzung für die einzige Albatroskolonie auf dem Festland. Die schweren Vögel brauchen den Wind zum Starten. Ich trotze dem Sturm dick eingepackt und werde von den Riesen der Lüfte reichlich belohnt. Sie fliegen mehrere Male so elegant kurz vor und über mir entlang, als könne sie der Sturm nicht im Geringsten beeindrucken, ganz im Gegenteil zu den wild herumgeschleuderten Möwen.

Freitag, 17.12.2010

Die Wettervorhersage in Neuseeland ist irgendwie anders als bei uns. Nachdem gestern Wolken und diesiges Wetter meine ultimativen Albatross-Aufnahme erfolgreich verhindern konnten, ist für heute Aufklarung und blauer Himmel vorhergesagt. Bis zum Mittag verdichtet sich der Nebel allerdings weiter bis zu einer Sichtweite von etwa 5 Metern. Ein Einheimischer klärt uns schließlich darüber auf, dass die Wettervorhersage nicht für Dunedin gilt und dass es auch keine gültige gibt. Ahhhhja. Dann eben kein ultimatives Albatross-Foto.
Alternativ machen wir uns auf in die Stadt und zwar zur Schokoladenfabrik. Das stellt sich als liebevolle Nachmittagsveranstaltung für alle Freunde von Umpalumpas heraus. Nicht nur ist der Eingangs- und Wartebereich verspielt für junge und alte Entdecker ausgebaut und mit nützlichen Informationen rund um das köstliche Naschzeug gespikt, nein, es stellt sich heraus, dass es sogar einen Schokoladenwasserfall gibt! Der hat allerdings absolut keine Bedeutung für die Schokoladenproduktion, sondern wird einzig und allein zur Unterhaltung der Besucher vorgehalten. Dazu gibt es natürlich reichlich Schokolade, unter anderem einen kleinen aber mächtigen Becher flüssige Schokolade aus der aktuellen Produktion. Ich bin der einzige, der zwei nimmt, weil sich alle Mädchen nach der Vernichtung der ersten Bombe mit offensichtlich schlechtem Gewissen nicht mehr trauen.

Erwähnenswert auch die didaktische Meisterleistung der Guides: Die vermittelten Infos werden immer einige Minuten später wieder abgefragt und wer's als erster richtig beantwortet, bekommt einen Schokoriegel in den anfänglich ausgeteilten Sammelbeutel. Nach 10 Minuten drängeln sich alle Gruppenmitglieder bei jedem Stopp sofort um die Erzählerin, um auch ja alle Informationen aufzusaugen. Davon träumt jeder Lehrer.
Nachmittags fahren wir nochmal raus zu den Klippen, der dichte Nebel hat sich nicht verzogen. Aber wir hatten ja heute schon unser Abenteuer...

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Teil 12: Kommt der Berg nicht zu Dir... lesen

Samstag, 18.12.2010

Unsere heutige Reise führt uns landeinwärts, die gewonne Zeit durch die Stornierung des Kepler Tracks wollen wir nutzen, um die höchste Erhebung Neuseelands, den Mount Cook, zu besuchen. Netterweise ist der Mount Cook, der von den Maori Aoraki genannt wird, fast vollständig per Auto zu erreichen, was natürlich Steffi's Hinkebein entgegenkommt. Anschließend muss man nur noch eine halbe Stunde bis zum Fuß und dann eine Woche bis zum Gipfel einplanen - wenn man denn will.
Wir machen uns erstmal, nach einer kurzen Info- und Merchandisingtour durch das lokale Besucherzentrum, auf den Weg zum ersten Ausichtspunkt am Fuß des Tasman-Gletschers unterhalb des Mount Cook. Das ist zwar schon wunderschön, aber natürlich unzureichend. Ich sage nichts, ich weiß ja schon was jetzt kommt: "Wir können ja erstmal ein Stück hochklettern und schauen, wie es so klappt mit dem Knie. Wenn's nicht geht, sage ich Bescheid." Steffi ist in den Bergen einfach nicht zu halten.

Also klettern wir in einem strammen Tempo erstmal eine doch ziemlich steile Bergseite hoch, um eine noch bessere Aussicht zu bekommen. Das ganze dauert so 1 1/2 Stunden und es lohnt sich wirklich: Wir bekommen einen traumhaften Blick auf den Mount Cook und den Ostgrat, sowie auf das langegezogene Tal Richtung Osten. Ich klettere noch ein bißchen weiter, um die direkt gegenüberliegenden Gletscherkanten zu betrachten. Aber dann müssen wir wieder leider wieder runter. Bergab ist immer die schlechtere Variante für kapputte Knie und so quälen wir uns wieder 1 1/2 Stunden runter - Steffi aus Schmerz, ich aus Mitleid.
Am Ende klappt es aber und der Jucy wartet schon am Hang auf seine letzte Nacht. Langsam kommt die Wehmut und Gewissheit, dass es bald zu Ende ist.

Sonntag, 19.12.2010

Neuseeland versucht uns den Abschied etwas zu erleichtern. Auf dem Weg Richtung Christchurch ist es recht trüb draußen. Trotzdem ist natürlich alles schön, der Straßenrand ist auf einer Strecke von gefühlt 30km mit Millionen von weißen, blauen, lila, orangen und roten Lupinen gesäumt. Zum Glück fängt es bald an zu regnen.
In Christchurch angekommen suchen wir uns ein Motel, um die gesamten Klamotten umpacken zu können. Irgendwie ist unser Besitzstand seit der Ankunft signifikant gewachsen. Wir packen einen der Wanderrucksäcke als Extragepäck. Passt. Jetzt müssen wir nur noch einen guten Sitzplatz im Flugzeug bekommen.
Nach einer kurzen Shoppingtour (irgendwo waren noch 10 Kubikzentimeter Luft), gestalten wir den restlichen Abend zur Ablenkung mit neuseeländischem Kabelfernsehen.

Montag, 20.12.2010

Heute müssen wir den Jucy, unser lieb gewonnenes Heim auf vier Rädern, schweren Herzens wieder zurückgeben. Neben uns mietet gerade eine kleine Familie einen anderen Jucy und kann ihr Glück gar nicht fassen, als wir sie beim Aufräumen nach und nach mit kostenlosen Lebensmitteln, Klappstühlen und Kartenmaterial ausstatten.
Etwa fünf Stunden zu früh sind wir am Flughafen. Wir wollen Notausgangsplätze. Basta. Der Check-In ist noch nichtmal geöffnet, aber die nette Dame am Infostand bucht uns netterweise irgendwie per Telefon für alle Flüge wunschgemäß um. Ein Traum. Zusammen mit dem kurzweiligen Acionroman meines neuen australischen Lieblingsauthors Matthew Reilley ist insbesondere der erste 21-Stunden-Flug (inklusive Tankstopps in Sydney und Bangkok, weil Start und Landung so viel Spaß machen) damit gerettet. Dann heißt es traurig Abschied nehmen... Seeya Aotearoa.


Beglückte güldne Zeit, Geschenk der ersten Güte,
Oh, daß der Himmel dich so zeitig weggerückt!
Nicht, weil die junge Welt in stetem Frühling blühte
Und nie ein scharfer Nord die Blumen abgepflückt;
Nicht, weil freiwillig Korn die falben Felder deckte
Und Honig mit der Milch in dicken Strömen lief;
Nicht, weil kein kühner Löw die schwachen Hürden schreckte
Und ein verirrtes Lamm bei Wölfen sicher schlief;
Nein, weil der Mensch zum Glück den Überfluß nicht zählte,
Ihm Notdurft Reichtum war und Gold zum Sorgen fehlte!
(Albrecht von Haller, 1729)

Ende des Abenteuers... für diesmal.
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Teil 13: Kann ich noch nicht sagen

Teil 14: Keine Ahnung

Teil 15: Wenn ich das wüsste

Teil 16: Kennt Gott allein

Teil 17: ...