Schon wieder war der Flug problemlos. Louisas Essen war etwas zu heiß, aber ich konnte
Steffi gerade noch rechtzeitig erklären, dass es durch selber essen nicht abkühlt, sondern lediglich
verschwindet. Und dann kam zum Glück auch schon unser Essen - es haben also alle was abbekommen.
Diesmal landen wir mittags in Singapur. Es sind 30 Grad (wie immer) aber mit Sonne und der hohen
Luftfeuchtigkeit wirkt es deutlich drückender, als beim letzten Mal. Wir schnappen uns wieder ein Taxi
in die Purvis Street, wie vor 5 Wochen, und betreten unser gebuchtes, kleines Hotel, welches direkt neben
unserem alten liegt.
Leider liegt keine Reservierung vor. Oh nein, nicht schon wieder, das ist doch Singapur! Ist es auch,
es wurde nur mein Vorname mit meinem Nachnamen verwechselt. Da mir das bei chinesischen Namen auch
immer so geht, verkneife ich mir eine Bemerkung. Es sind ja auch alle schon wieder so nett.
Unser Zimmer ist winzig aber stylisch und durchdacht - vielleicht mal abgesehen von der
frei im Raum stehenden Toilette. Aber wir sind ja jetzt Nähe gewohnt. Als der Concierge uns erzählt,
dass jedes der geschätzte 8 Quadratmeter großen Zimmer einstmals von 8-10 chinesischen Gastarbeitern
bewohnt wurde, nehmen wir aber maßvoll von weiterem Genöle Abstand und versuchen stattdessen unsere
westlich geprägte Schamggrenze etwas in Richtung Asien zu drücken.
Es ist gerade mal Vormittag, sun is shining, Zeit für sightseeing. Aus diversen Möglichkeiten
wählen wir nach Rücksprache mit dem Concierge Chinatown als lohnenswertes Besichtigungsziel.
Praktischerweise passiert der Weg dorthin auch gleich den historischen Kern von Singapur. Wenn
ich mal Béla Réthy zitieren darf: Die Temperatur ist hier mit Sauna nur unzureichend beschrieben.
Es ist wirklich heiß. In der Stadt herrscht ein geordneter aber ordentlicher Trubel und wir entfliehen
baldmöglichst den großen Straßen. Nach der Durchquerung der gut erhaltenen
Altstadt aus der Jahrhundertwende erreichen wir relativ zügig Chinatown.
Steffi würde hier gerne eine Packung richtig guten Tee erwerben. Die ausschließlich
chinesischen Schriftzeichen an den Geschäften sind aber nicht zweifelsfrei
zu deuten. Schließlich entdeckt Steffi doch noch ein Teegeschäft, mit lauter kleinen Papierbeuteln,
die ordentlich aufgereiht in den langen Holzregalen stehen. Wir bestellen einen schwarzen
Tee, immerhin sprechen hier ja alle Englisch, ernten aber nur eine kritische Nachfrage "Black tea?"
und Blicke voller Unverständnis. Nachdem wir uns nicht einigen können, verlassen wir die
Apotheke also wieder erfolglos, dafür mit Lachflash.
Das ist nicht so einfach mit diesen chinesischen Schriftzeichen.
Das beeindruckendste an Chinatown ist eindeutig der buddhistische Tempel. Und damit meine ich
nicht den umwerfenden goldenen Gebetsraum, sondern die Mönche. Während in anderen
Gotteshäusern auf Zurückhaltung der Besucher großer Wert gelegt wird, ruhen die buddhistischen
Mönche völlig ungerührt der touristischen Scharen in ihrer Meditation. Das monotone
Brummen der Gesänge erfüllt einen völlig unmittelbar mit Ruhe. Ein Geschenk in einer Stadt wie
Singapur.
Wir begeben uns bald auf den Rückweg, da wir noch versuchen wollen das Ausmaß unseres Jetlags mit etwas
Schlaf einzugrenzen. Das klappt erstaunlich gut. Morgen früh geht es nach Hause.