Australien 2017

- Wenn nicht jetzt, wann dann? -

Übersicht

Es ist wieder soweit: wir wissen noch nicht viel. Eigentlich noch weniger als letztes Mal. Der Flug ist gebucht, der Camper ist gebucht und die Strecke Brisbane - Cairns ist auch dieses Mal gesetzt. Das war einfach zu kurz letztes Mal.

Eine Sache ist dann aber doch neu. Wir schreiben jetzt in 3 Farben:

Himmelblau für Fabi
Pink für Steffi
Grasgrün für Louisa

Ja, ganz recht: ich fahre mit zwei Frauen. Das alte Gästebuch ist übrigens auch wieder auf und steht am unteren Ende der Seite. Wir freuen uns auf Euch :-)

Teil 1: Wenn einer eine Reise tut... ←|→

22. Juni 2017 - Göttingen

Wie beginnt so eine Reise? Wie muss so eine Reise beginnen?

Wir haben die halbe Nacht und den ganzen Vormittag eingepackt, überprüft, wieder ausgepackt und dann doch eingepackt. Es ist 14.00 Uhr und wir fühlen uns bereit, in einer Stunde zum Bahnhof aufzubrechen. Gut, das Hotel in Singapur hat uns kurzfristig mitgeteilt, unser extra Babybett-tauglich ausgewähltes Zimmer sei zu eng für ein Babybett und man würde uns gerne in eine Suite upgraden - für 120$ extra. Auch den Hinweis des HNO-Arztes vom Vortag, wir mögen uns bitte keine Sorgen machen, falls unserem Baby bei der Landung in Singapur eine blutige Flüssigkeit aus den Ohren läuft, haben wir irgendwie verkraftet. Das scheinen diese "Mit Baby reisen ist anders - Sachen" zu sein.

Dann bekomme ich von Steffi die Anweisung, online den für 15.16 Uhr geplanten Zug zum Flug auf Pünktlichkeit zu überprüfen. Hinter der Verbindung leuchtet auffällig ein rotes Dreieck mit Ausrufezeichen. Hinter allen anderen Verbindungen davor und danach auch. Auf der Strecke zwischen Hamburg und Hannover liegt ein Baum, und alle Verbindungen in Richtung Süden sind "unklar", weil von oben keine Züge mehr nachkommen. Ich versuche die Ruhe zu bewahren und diese Information irgendwie neutral und voller Zuversicht an Steffi weiterzugeben. Das klappt leider nicht. In der Wohnung bricht leichte Unruhe aus. Kriegen wir den vorherigen Zug mit 90 Minuten Verspätung noch? Der ist wenigstens überhaupt da. Während Steffi vergeblich versucht, das einzige (!) Taxi in Göttingen mit Kindersitz 15 Minuten früher zu beordern, bekomme ich von der Bahn-Hotline die Info, unser Zug sei nicht betroffen. Das beruhigt uns für den Moment, da wir noch nicht wissen, dass es gelogen ist.

Wir begeben uns also wie geplant mit drei Reisetaschen (die kann man besser im Camper verstauen), zwei Handtaschen (in der Größe von Reisetaschen), 2 Rucksäcken, Kameratasche, Buggy, Tragesystem und Baby per Taxi zum Bahnhof. Hatte ich schon erwähnt, dass Reisen mit Baby anders ist?

Die große Anzeigetafel in der Ankunftshalle zeigt hinter sämtlichen Verbindungen mehr oder minder kräftige Verspätungen. Auch hinter unserer nicht betroffenen. In der Bahnhofshalle bricht leichte Unruhe aus. Am Auskunftsschalter teilt uns der Bahnangestellte mit, er könne leider nichts zu unserer Verspätung sagen. Der Zug sei gar nicht im System. Und er an unserer Stelle würde lieber mit dem Auto fahren. Irgendwer muss sich hier irren, sage ich nicht laut, sondern beschließe stattdessen, Steffi zum Warten zu überreden. Ich habe nämlich keine Lust, die Reisetaschen wieder nach Hause zu schleppen und mich mit dem Auto in den Rückreiseverkehr nach Frankfurt einzureihen.

Wir werden für unsere Geduld belohnt. Der Zug fährt zwar 30 Minuten später, aber er fährt. Wir sind unterwegs!

Teil 2: Von Raumschiffen und leuchtenden Bäumen ←|→

23. Juni 2017 - Singapur

Singapore Airlines war supergut. Ich musste nur etwas lächeln, und alle haben sich gefreut und winke winke gemacht, und wir konnten weitergehen. Und im großen Flugzeug hatte ich mein eigenes Bett, und da wollte ich gar nicht mehr raus und habe einfach den ganzen Flug geschlafen. Mama und Papa sehen sehr müde aus. Ich bin auch schon wieder müde, weil es hier so heiß ist, aber wir machen erstmal einen Spaziergang. Die Leute lachen wie Ernie.

Louisa kennt Ernie noch gar nicht. Singapur ist am ehesten zu vergleichen mit Las Vegas: bunt, heiß, glitzernd, laut und faszinierend. Wir sind um kurz nach 17.00 Uhr Ortszeit im Hotel und haben ein Babybett in unserem zu kleinen Zimmer, da wir die E-Mail bezüglich des Upgrades einfach ignoriert haben. Alle sind supernett und hilfsbereit, sogar bei der Immigration und im Taxi. Knapp 30 Grad Dauertemperatur hauen einen auch nicht um, wenn man in der Heimat gerade 37 Grad hatte. Aus fotografischer Sicht müsste ich eigentlich mehrere Wochen in Singapur bleiben. Man ist umzingelt von unglaublich viel verrückter Architektur, und die blaue Stunde ist kurz so nahe am Äquator.

Warum Raumschiffe und leuchtende Bäume? Das zu erklären ist schwer. Taucht für einen Eindruck einfach ab in die Bilder eines Abendspaziergangs.

Teil 3: Von Nacht zu Nacht ←|→

24. Juni 2017 - Singapur

Der Wecker steht auf 04:00 Uhr Ortszeit damit wir unsern Flieger Richtung Brisbane rechtszeitig erreichen. Das entspricht 10.00 Uhr deutscher Zeit. Dialog bei Nacht:

03:30 Uhr
Ich gebe das jetzt auf mit dem Schlafen, in einer halben Stunde klingelt der Wecker eh.
Mir egal, ich schlafe trotzdem!
4:00 Uhr
Zwei Wecker klingeln. Irgendwer stellt sie aus.
(Zur Information der Internetgemeinde: So nennt sich Fabi manchmal selbst..)
04:55 Uhr
Ich wache aus unerklärlichen Gründen von alleine auf: "Steffi, aufstehen! Und zwar sofort!"

Im Hotelzimmer bricht leichte Unruhe aus. Im gut organisierten Singapur schafft man den Flug aber in so einer Situation trotzdem noch.
24. Juni 2017: Brisbane

Wir sind in Australien! Und schon wieder werden wir zur großen Freude von Louisa vom Spürhund aus der Reihe geschnüffelt… Diesmal haben wir irgendwie eine halbe, vermatschte Banane in meinem Rucksack vergessen. Aber Louisa lächelt und so werden wir nicht des vorsätzlichen Bananenschmuggels verdächtigt und sind ruckzuck im Land.

Erschöpft von der langen Reise erreichen wir unser Motel für die ersten zwei Nächte. Leider ist unser gebuchtes Zimmer nicht mehr frei und auch sonst keins. Irgendwer hat versehentlich unsere Reservierung nach hinten geschoben.
Zur Klarstellung: diesmal war es nicht Fabi
Die Dame am Empfang wird leicht nervös, wir sind irgendwas zwischen erschöpft und gleichgültig. Einige Versuche uns anderweitig unterzubringen scheitern, bevor sich zwei eintreffende Aussis bereit erklären, gemeinsam in ein Zimmer einzuchecken, damit wir unterkommen können.

Wir verbringen den Abend mit Dominos Pizza auf dem Zimmer und völlig kontraproduktiven abwechselnden Schlafeinheiten. Auf dem Verdauungsspaziergang sehen wir einen 10cm langen Hundertfüßer, zwei weiße Gekkos und (wahrscheinlich) ein Possum auf einem Ast über uns.

Teil 4: Ein Sonntagsspaziergang ←|→

25. Juni 2017 - Brisbane

Völlig unerwartet können wir alle drei problemlos um 08.00 Uhr aufstehen und sind topfit. Das Frühstück im Motel ist wie man es in der neuen Welt so erwartet: Cornflakes, Toast und Erdnussbutter.

Wir lernen Brisbane von seiner grünen Seite kennen: Nach einem kurzen Bummel zwischen verspiegelten Wolkenkratzern und Gebäuden aus der Kolonialzeit starten wir mit dem am Fluss gelegenen Botanischen Garten, der neben weiten Parkanlagen auch Regen- und Mangrovenwälder beherbergt. Und alles mit gepflasterten Wegen, so dass selbst ich keine Angst vor kleinen oder größeren Achtfüßlern habe. Über eine Fußgängerbrücke erreichen wir die andere Uferseite, auf der sich das Expo-Gelände von 1988 erstreckt, heute eine Art australischer Stadtpark mit riesigem Spielplatz, einer nepalesischen Pagode, einem öffentlichen Pool und - es ist schließlich Winter in Brisbane - einer Outdoor-Schlittschuhanlage bei 24 Grad Außentemperatur. Zu meiner großen Freude entdecke ich auch das Queensland Performing Arts Center, in dem bald das Royal Ballet gastieren wird. Leider gehen die Vorstellungen erst in einer Woche los, so dass ich mich mit den Ankündigungsplakaten begnügen muss.

In Brisbane gibt es überall Störche (Papa sagt dazu Ibis, der weiß wohl nicht, wie Störche aussehen). Die kommen ganz nah ran, aber Mama hat was dagegen, dass ich EiEi mache. Dafür darf ich auf dem Spielplatz so lange auf einem drehenden Teller fahren, bis alle anderen Kinder (und deren Eltern) uns böse angucken. In der Stadt bekomme ich einen gelben Luftballon am Stöckchen - diese Frau Vodafone ist wirklich sehr nett. Wir spielen ein lustiges Spiel: Ich lasse das Stöckchen los, und Mama und Papa rennen dem Ballon hinterher. An irgendwas erinnert mich das…

Teil 5: Stadtflucht ←|→

26. Juni 2017 - Scarborough

Im Gegensatz zu Singapur wurde Brisbane nicht sonderlich fußgängerfreundlich gestaltet. Unsere Vermieterin ist sich dessen offensichtlich bewusst, als wir ihr unsere Absicht darlegen, zu Fuß zu der 45 Minuten entfernten Autovermietung zu marschieren. Jedefalls lässt ihr völlig verständnisloser Gesichtsausdruck darauf schließen.
Wir schlagen uns aber irgendwie lebendig entlang dreispuriger Straßen zum Kedron Brook Bikeway durch und laufen fortan recht idyllisch entlang eines Flusses zur Nudgee Road, wo unser Apollo Camper auf uns wartet. Oder eher wir auf ihn, denn die Übergabe zieht sich einige Stunden. Insbesondere die Tatsache, dass wir ab zwei (auch fremdverschuldeten) Kratzern praktisch den Gegenwert des Autos erwerben müssen, lässt uns leicht schlucken. Aber da wir nicht nach Cairns laufen wollen, bleibt uns nicht viel übrig.
Wir schaffen es etwa 30 Kilometer aus der Stadt heraus und peilen dann irgendeinen Campingplatz in Scraborough an, da es bereits dunkel wird. Dieser ist nur leider komplett ausgebucht. Aber Louisa lächelt, und man könnte meinen, die netten Vermieter hätten nur auf uns gewartet, um ihre Emergency-Site für kleine, gestrandete Campervans zu offerieren. Praktischerweise liegt diese abgelegen neben einer kleinen Kücheninsel ganz vorne mit Meerblick. Das Glück ist mit den Verirrten - für den geringen Unkostenbeitrag von 40$. Das stört uns aber in dem Moment so gar nicht. Ich gehe sogar noch eine temporäre Mitgliedschaft im ortsansässigen Yacht-Club ein, damit wir dort mangels Alternativen Essen können. Das ist allerdings erstaunlich günstig und unglaublich Urlaub - wir sitzen nämlich am Pazifik...

Teil 6: Abhängen und Ankommen ←|→

27. Juni 2017 - Beachmere

Wir schlafen viel zu lange in unserem wenn auch völlig chaotischen so doch sehr gemütlichen Campervan. Anschließend gehen wir in dem Cafe vor unserer Nase Frühstücken und machen noch einen kleinen Bummel zum Spielplatz. Na gut, das mit dem Spielplatz war so nicht vorgesehen, aber wir sind zufällig daran vorbeigelaufen, und Louisa hat es gesehen. Damit war das klar. Darüber hinaus muss ich zwischendurch auch die eine oder andere Minute der fotografischen Erschließung der faszinierenden einheimischen Fauna widmen. Kurzum, wir fahren viel zu spät los und landen folglich wieder 30km weiter auf dem nächsten Campingplatz in Beachmere. Ist auch ganz gut, sich schrittweise wieder der Ordnung des Linksverkehrs anzunähern. Diesmal habe ich vorher angerufen - man soll sein Glück ja nicht überstrapazieren - dabei allerdings kaum ein Wort des Aussie-Slangs verstanden. Irgendwie scheinen wir dennoch einen Platz reserviert zu haben.
Wir haben einige nette Nachbarn, die uns nicht nur gute Tipps für die Weiterfahrt geben sondern (wenn auch erst am nächsten Morgen) zwei Klappstühle schenken, damit wir draußen sitzen können. Es hat auch was, etwas abseites der üblichen Touristenroute zu fahren. Ziemlich cool ist es, in der Dämmerung nach oben zu schauen. Am Himmel kreisen riesige Flughunde, und aus den Bäumen schauen mit großen Kulleraugen die Possums herab, natürlich in der Hoffnung, etwas Fressbares zu erhaschen. Die ersten Loris fliegen auch schreiend herum und natürlich diese ganzen anderen Vögel, die es bei uns einfach nicht gibt.

Da wir es auf dem Weg endlich in den Supermarkt geschafft haben, können wir abends sogar in der Outdoorküche ein paar Nudeln kochen (ja, am ersten Tag müssen es immer Nudeln sein). Wir unterhalten uns mit den anderen Ostküstenbummlern, die hier gestrandet sind, und müssen feststellen, dass wir sowohl Bier als auch Wein vergessen haben. Trotzdem fallen wir in unserem noch immer chaotischen Van in einen tiefen Schlaf.

Teil 7: Ordnung im Tierparadies ←|→

28. Juni 2017 - Bribie Island

Der neue Tag hat Struktur. Wir beschließen, noch einen Tag zu verweilen und erstmal ein System für den Campervan zu entwickeln. Die 5 Reisetaschen plus Zubehör wollen praktikabel und zugreifbar verstaut werden. Die Konzeption und Umsetzung ziehen sich einige Stunden, aber wir sind heute früh aufgestanden und noch vor dem Mittag sieht der Van zu unser aller Zufriedenheit deutlich aufgeräumter aus. Draußen trällern und pfeifen die Vögel in der Luft, und auf der Leine wehen zwei feuchte Handtücher in der lauen Meeresbrise.

Die einhellige Meinung aller anwesenden Aussies ist, wenn wir noch einen Tag blieben, kämen wir nicht umhin, uns Bribie Island anzusehen. Also fahren wir los uns Bribie Island anzusehen. Nach einer 25 Minuten-Fahrt machen wir Stopp an einem Info-Stand und lösen mit unserer Frage, was wir uns denn am besten ansehen sollten, geradezu Begeisterung aus. Gespickt mit Informationen und Informationsmaterial starten wir mit der wilden Ostseite, welche durch die offene Pazifik-Lage auch der Surfer-Spot ist. Wellen sind allerdings nicht da, dafür ein mäßig bevölkerter Traumstrand samt Traumwetter. Also Seele baumeln lassen. Steffi kann Louisa nur mit einem Eis dazu bewegen, den weißen Sand wieder zu verlassen.
Auf der Ost-Seite befindet sich ein Birdwatching-Point, der auch im Reiseführer stand, aber so kurzfristig wenig Spektakuläres zu bieten hat. Also ziehen wir weiter zum Kakadoo-Strand, und das ist der Hammer. In der tollen Lichtstimmung der Abendsonne führt ein Kinderbuggy-tauglicher Pfad zwischen exotischen Pflanzen am Meer entlang, gesäumt von hübschen 3-5 Mio-$ Villen. Auf Schritt und Tritt fliegen uns laut kreischend die Allfarb-Loris im Sturzflug um die Ohren, und auf den Bäumen sitzen andere nektarliebende Vögel. Über einem geschützten Strandabschnitt fliegen Kakadus vorbei und auf dem Meer schaukelt der ein oder andere Pelikan nebst weiteren Meeresvögeln. Ich bin etwas unter Feuer. Eher unbedarft umschleiche ich wegen des besseren Lichtes einen großen Strandvogel mit Kingfisher-Schnabel (eine Art großer Eisvogel) und kriege ihn ganz gut drauf. Hinterher gratulieren mir nacheinander vier Leute zu dem Bild, da der Kumpel wohl sehr selten ist. Den Namen muss ich noch mal rauskriegen.

Die Sonne geht leider hinter den Wolken unter, aber die Glasshouse-Mountains über dem Meer am Horizont stellen auch so eine tolle Kulisse für den Sonnenuntergang dar. Das ist der nächste Tipp von einem Einheimischen und der Plan für morgen!

Teil 8: In die Berge ←|→

29. Juni 2017 - Glashouse Mountains

Ich beginne den Morgen mit einem kleinen Spaziergang und versuche, ein paar der einheimischen Vögel zu erwischen, da ich sonst häufig eine kleine Maus trage. Das Wasser am Strand ist gerade auf Ebbe und so fallen mir kleine Huckel im Schlick auf. Bei näherer Betrachtung bewegen sich die kleinen Huckel schwarmförmig von mir weg und verschwinden komplett im Sand, als ich mich weiter nähere. Es handelt sich um blaue Krabben, die sich innerhalb weniger Sekunden im Schwarm ein- und ausbuddeln. Ein witziger Anblick.
Gegen Mittag erreichen wir (nach ein paar Schaukeleinheiten auf dem Spielplatz und leckerem Lunch auf einer der vielen öffentlichen Picnic-Areas) den Ort Glasshouse Mountains. Nachdem Fabi am Vorabend von einem einheimischen Millionär auf Bribie Island den Tipp bekommen hatte, den Berg Ngumgum zu besteigen, wissen wir schon recht genau, wo wir hinwollen. Die Wanderung führt uns recht sportlich bergauf durch ein dschungelähnliches Wäldchen, das nach oben hin immer weiter ausdünnt. Nach kurzem Kraxelaufstieg erreichen wir den sonnigen Gipfel, von dem aus sich ein schönes Panorama über die Glasshouse Mountains bietet. Louisa ist natürlich das einzige Baby am Berg (und auch die einzige, die den Berg hinaufgetragen wurde). Nach sonniger Rast auf dem Gipfel und dem obligatorischem Gipfelfoto steigen wir wieder ab. Es hat sehr gut getan, mal wieder zu wandern..

Abends checken wir im schönen Örtchen Maleny auf dem dortigen Showground ein. Das ist eine Art Mehrzweckplatz, auf dem sich neben Kricket-Platz und Gym ein Fußballplatz befindet und eben die Möglichkeit zum Camping besteht. Wenig luxeriös aber zweckmäßig und preisgünstig. Da wir in den Bergen sind, wird es abends deutlich kühler als an der Küste. Wir kochen das erste Mal in unserer kleinen Camperküche, und das funktioniert erstaunlich gut. Angenehmer Nebeneffekt: es wird gleich ein bißchen wärmer im Auto. Wir gehen ausnahmsweise mal früher schlafen, um morgen fit für die Blackall Range zu sein.

Teil 9: Kleine Schreckmomente ←|→

30. Juni 2017 - Blackall Range

Wir erwachen im Regen. Fabi hat aber ein überdachtes Plätzchen für unseren allmorgendlichen Tee gefunden, so dass das bißchen Regen überhaupt nicht stört. Ehe wir richtig wach sind, hat der Regen auch schon wieder aufgehört. Unser Frühstück nehmen wir heute an den malerischen Gardeners Falls ein. Es handelt sich dabei um einen Wasserfall des Oki Oki Creek, der die gesamte Blackall Range durchzieht, einem kleinen Gebirgszug im Hinterland der Sunshine Coast. Die Sonne kommt raus, der Tee ist heiß, so geht der Tag gut los. Auf zu weiteren Abenteuern!
Vor der Abenteuerlust kommt aber die Planung:
Heute wollen wir mal ganz clever und geschickt schon vormittags die Unterkunft für den Abend reservieren. In Queensland (und in New South Wales) sind nämlich Schulferien, was unsere Reiseplanung deutlich erschwert. Uns einfach treiben lassen und spontan dort übernachten, wo wir gerade sind, ist nicht. Alles ist ausgebucht und teuer, die guten Spots natürlich zu allererst. An sich wollten wir - anknüpfend an unseren letzten Australien-Aufenthalt - wieder Halt in Maroochydore machen, auf dem schönsten Campingplatz der Welt direkt am Pazifik. Aber man winkt telefonisch ab, wie auch jeder andere Campingplatz in Maroochydore. Da wir aber endlich an die Sunshine Coast wollen, damit Louisa im Sand buddeln kann, versuchen wir unser Glück weiter im Norden und buchen einen Campingplatz in Coolum Beach für - festhalten - AUS$ 51. Da wir diese horrenden Preise aber bei unserem Telefonmarathon schon öfter gehört haben, beißen wir die Zähne zusammen und buchen.

Nun aber Abenteuer:
Los geht's im Regenwald. Der beliebte Regenwaldtrail Mary Cairncross Scenic Reserve in der Blackall Range wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Im Eingangsbereich gibt es ein gut gemachtes Education Center, das einem Flora und Fauna erklärt, die man auf dem Trail entdecken kann. Zu meiner Beruhigung versichert mir die nette Dame von der Information, dass die Spinnen derzeit in Erdlöchern hocken und wir sie nicht zu sehen bekommen werden. Australien im Winter ist toll! Der Trail beeindruckt mit riesigen Bäumen, Fallwurzeln, Lianen, Farnen und - Flughunden. Fabi ist für die nächsten 45min verloren. Louisa und ich beschließen daher, dem schattigen Regenwald den Rücken zu kehren und lieber der sonnigen Picknick-Area einen Besuch abzustatten, wo Louisa schaukeln kann und es für mich einen Kaffee gibt. Und das bei 24 Grad - herrlich!

Den Abschluss unseres Besuchs der wirklich sehenswerten Blackall Range bilden die Mapleton Falls. Hier kann man kann einem Wasserfall beim Hinabstürzen in eine beachtliche Palmen-Schlucht zusehen und dahinter das Panorama der untergehenden Sonne vor der großartigen Kulisse der Glasshouse Mountains bewundern. Auch hier gibt es einen kleinen Regenwald-Trail, den ich bei schwindendem Licht aber etwas spooky finde. Während ich Modell für Fabi stehe (also als Größenvergleich für einen Mammutbaum herhalten muss), läuft vor meinen Füßen etwas weg, vermutlich eine große Ratte. Ich erschrecke mich fast zu Tode. Jetzt reicht es mir dann doch mit Abenteuer..

Hier gibt es tolle, doppelstöckige Lauflern-Klettergerüste. Die gibt es hier viel öfter als Spielplätze, aber manchmal werden sie von den großen Leuten einfach zweckentfremdet. Bank sagen die dazu. Wenn wir an einem Lauflern-Klettergerüst vorbeigehen, mache ich Mama und Papa darauf in aller Deutlichkeit aufmerksam. Aber immer haben wir keine Zeit: Wir müssen in Regenwäldern wandern gehen, an Bäumen hoch- und von Bergen runterschauen.. mühsam! Aber immerhin - im Sonnenuntergang am Mapleton Falls Lookout darf ich endlich mal nach Herzenslust stehen und laufen üben. Ich bin schon richtig gut darin.

Teil 10: Sammeln am See ←|→

01. Juli 2017 - Lake Cooroibah

Bei Sonnenaufgang sind wir am Meer. Endlich mal! Von alleine sind wir zwar nicht aufgewacht, aber das tut ja nichts zur Sache. Trotzdem schaffen wir es mit Auto-Umbau und Frühstück nicht vor 10 Uhr loszufahren. Unser Plan sah eigentlich einen Abstecher nach Noosa vor, aber die Schulferien in Queensland fahren uns etwas in die Parade. Ich wähle einen Spot namens Boreen Point in der näheren Umgebung Noosas als Alternative aus. Das stellt sich als gute Wahl heraus. Der Campground liegt direkt am Lake Cooroibah, einem ziemlich großen See, der augenscheinlich ob der strammen Winde viel von Seglern genutzt wird.
Wir lassen uns am hinteren Ende des Campgrounds unter alten Bäumen nieder und buchen gleich für zwei Nächte. Neben uns hat eine australische 3-Generationen-Familie ihr Lager aufgeschlagen. Die nehmen das mit dem Campen schon ernst. Ein Hauszelt und mehrere Schlafzelte nebst diversen Offroad-tauglichen Gefährten und einer Ausrüstung mit dem Potential ein autarkes 6-monatiges Überleben im Bush sicherzustellen sind schon beeindruckend, wirken hier aber etwas überdimensioniert.
Da wir am nächsten Tag unseren Tagestrip nach Noosa unternehmen wollen, nutzen wir den restlichen Tag für Picknick, Spaziergang am See und Seele baumeln lassen.

02. Juli 2017 - Lake Cooroibah
Da ich etwas früher wach bin, drehe ich morgens erstmal eine kleine Runde am See und treffe einige altbekannte Vogelarten wieder. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns dann schon auf Noosa zu erkunden. Die Stadt ist aufgrund des sonntäglichen Marktes der lokalen Lebensmittelbauern gerammelt voll und wir müssen außerhalb parken. Noosa ist offensichtlich sowas wie die Flaniermeile der Ostküste. Die Hastings Street mit lauter Bars, Restaurants und kleinen Läden läuft parallel zum Strand, so dass man immer zwischen Beachwalk und Bummelmeile wechseln kann. Das ist definitiv the place to be für alle Schönen und Reichen, die gerade Winterferien haben :-)

Wir hängen einfach nur faul am Strand ab, tauchen unter ein paar Wellen im Pazifik durch und warten auf den Sonnenuntergang. Das fehlte bisher ein bißchen, also beschließen wir spontan hier während eines kleinen Urlaubs vom Urlaub ab morgen einzuchecken.

Teil 11: Urlaub vom Urlaub ←|→

03. - 05. Juli 2017 - Noosa Heads

Urlaub vom Urlaub ist wichtig. Man kann schließlich nicht ständig Abenteuer erleben, das ist auf die Dauer einfach zu anstrengend. Also beziehen wir am Vormittag unser Domizil für die nächsten drei Tage: eine Ferienwohnung mit Garten an der Noosa Parade, fußläufig zur Hastings Street und zum Noosa Main Beach gelegen. Also perfekt. Louisa fühlt sich ausgesprochen wohl und macht erst mal ein Mittagsschläfchen, während wir ein richtiges Mittagessen auf unserer sonnigen Terasse genießen. Herrlich.
Frisch gestärkt machen wir uns nachmittags auf, den Noosa National Park zu erkunden. Ein Boardwalk führt uns immer an der Küste entlang durch Eukalyptus- und Palmenwälder bis zum Hell's Gate Aussichtspunkt. Wir passieren malerische Buchten, gucken den Surfern beim Wellenreiten zu, entdecken Define und sehen einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Pazifik. Die angekündigten Koalabären sehen wir ebensowenig wie die Buckelwale, aber das ist bei so viel Naturschönheit wirklich zu verschmerzen.
Für den nächsten Tag haben wir einen Strandtag vorgesehen. Den Vormittag lassen wir entspannt angehen, wir haben schließlich Urlaub. Um die Mittagszeit sind wir am für australische Verhältnisse gut bevölkerten Noosa Main Beach und schlagen dort unser Lager samt Picknick-Decke und Buggy (zwecks Schatten) auf. Das Meer ist kristallklar und nicht besonders kalt, so dass es uns nacheinander ins kühle Nass zieht, Wellenhüpfen und Fische beobachten. Sogar Louisa traut sich mit Papa ans Meer. Eigentich sollte sie nur mit den Füßen rein, aber sie ist so begeistert und die Wellen sind so hoch, dass sie schließlich bis zum Bauchnabel drin ist. Alle sind glücklich.

Endlich mal Platz zum Laufen üben. Wir haben jetzt eine Wohnung, die nicht rollt, in der es aber faszinierende Klettergerüste gibt: Einen schwarzen und einen weißen Designer-Stuhl. Ich laufe drumherum, klettere hinein und sitze wie ein König darin. Hier wollen wir bleiben!! Zu der Wohnung gehört auch ein Meer, und das ist wirklich besser, als immer im Waschbecken zu baden.

Abends gehe ich mit Mama und Papa die Hastings Street entlang. Unter beleuchteten Bäumen gibt es zahlreiche doppelstöckige Lauflerngerüste, und ich darf alle ausprobieren. Dann treffe ich noch fünf nette Frauen, deren Eis ich zu gerne probieren würde. Ich lege den Kopf schief und lächele sie an, es läuft gut. Sie sagen lauter nette Sachen zu mir - aber Eis bekomme ich dann doch nur von Mama..
Am nächsten Tag bummeln wir die Gympie Terrace rauf und runter. Der von Restaurants und Cafes gesäumte Promenadenweg führt unter schattigen Bäumen am Noosa River entlang. Wir schauen den zahlreichen Booten und Stand-up Paddlers auf dem River zu, legen eine Pause am Spielplatz ein und beobachten einen Angler, der seinen frisch gefangenen Fisch ausnimmt und mit den Fischabfällen die Pelikane füttert - nicht nur für Fabi ein ganz besonderes Spektakel.

Nach einem weiteren Nachmittag am Strand heißt es für uns am nächsten Tag Abschied nehmen von Noosa - schön war's hier! Aber jetzt ist es auch wieder an der Zeit, die Nacht unter "freiem" Himmel zu verbringen - es geht für uns "on the road".

Teil 12: Bester Fahrtag aller Zeiten ←|→

06. Juli 2017 - Woodgate

Wir haben am Abend festgestellt, dass wir immer noch irgendwie im Großraum Brisbane rumdaddeln. Das bestätigt sich bei der Auffahrt auf den Bruce Highway: von den ursprünglich 1670km bis nach Cairns liegen noch 1600 vor uns. Das muss sich definitv ändern! Wir nehmen uns mal direkt einige Hundert Kilometer bis Town of 1770 vor. Leider (oder zum Glück) gibt es hier keine Autobahn und ich muss versuchen die 5-6 Stunden irgendwie Baby-tauglich zu gestalten. Zum Glück gibt es bei Wiki Camps zu jedem Örtchen Kommentare und Bewertungen. Auf dieser Basis wähle ich einen verschlafenen Ort am Meer namens Woodgate als Mittagspausenstop. Volltreffer!
Endlich haben wir trotz Ferien unserern menschenleeren Traumstrand gefunden. An der Promenade ist alles was man für eine tolle Mittagspause braucht: saubere Toiletten (und Duschen), jede Menge Tische und Bänke und natürlich die in Australien obligatorischen Barbeque-Grillplatten. In den Bäumen sitzen die Papageien und riesige exotische Schmetterlinge flattern durch die warme Meeresbrise. So kann man es aushalten.
Wir nehmen ein entspanntes Mittagsmahl ein und machen einen ewig langen Spaziergang auf dem gepflasterten Strandpfad. Natürlich darf Louisa auch ausgiebig im Sand buddeln und an den Bänken laufen üben.
Steffi möchte gar nicht mehr weg, aber heute will ich Kilometer reißen und so brechen wir am späten Nachmittag wieder auf. Eigentlich wollten wir auf unseren altbekannten Platz bei Captain Cook, aber dort ist bei unserer voraussichtlichen Ankunft niemanden mehr anwesend. Also buchen wir für morgen und versuchen unser Glück in einem Bushcamp mit Kangooroo Sanctuary bei Agnes Water. Bis dahin muss ich aber noch zwei Stunden mit unserem Hitop im Linksverkehr durch die australische Nacht schippern. Der nagelneue Kleinbus ist technisch in etwa auf dem Stand der 90er und überzeugt mit einem Motor ohne jegliches Drehmoment, einer willkürlich hin- und herschaltendern 6-Gang-Automatik und einer Straßenlage, die keinen Vergleich mit einem Eselgespann scheuen muss. Das zehrt etwas an den Nerven. Dazu tauchen gelegentlich Känguruhs am Straßenrand auf und die sind definitv schneller als meine Bremsen. Wir kommen aber heile an und: schon wieder Volltreffer.
Der Campground liegt am Ende einer holprigen Schotterpiste oben auf einem lichten Hügel umgeben von Wildnis. Zwischen den Zelten und Vans hüpfen Känguruhs hin und her und noch so einige andere Tiere. Wir sind alle schwer begeistert. In der Camp-Kitchen machen wir uns noch ein Abendessen und unterhalten uns mit den anderen Anwesenden. Viele Australier sind hier nicht, aber die Stimmung ist extremm chillig. In der Dunkelheit des australischen Bushes lassen wir den Abend mit einer Flasche Wein am Lagerfeuer ausklingen.

Teil 13: Ein erster Hauch von Wildnis ←|→

07. Juli 2017 - Town of 1770

Ei.

Das ist ein Känguruh Mäuschen, da können wir nicht Ei machen.

Ei.

Ich glaube nicht, dass Mama das so toll finden würde, Mäuschen. Das sind wilde Tiere.

Ei.

Wir machen Ei bei dem Känguruh, das direkt vor unserer Schiebetür steht, als wir diese morgens öffnen. Das ist echt der Hammer. Die Känguruhs sind immer noch da und zeigen größtenteils keinerlei Scheu vor uns. Es handelt sich, wie wir später herausbekommen, um Findlinge, die hier aufgezogen werden und dann einfach bleiben. Zäune gibt es nicht. Es ist einfach ein entspanntes miteinander. Gemeinsam genießen Camper und Känguruhs unter dem Geschrei der weißen Kakadus den Fernblick auf den Pazifik, über dem gerade die Sonne aufgeht. Einen so wundervollen Ort kann man sich einfach nicht ausdenken.
Wir ziehen unserern Besuch bis zum späten 11h-Check-out. Dann müssen wir leider weiter und peilen unserern vorgebuchten Captain-Cook-Platz an, mit dem wir tolle Erinnerungen verbinden - unter anderem haben wir hier unser erstes wildes Känguruh gesehen. Der Platz wurde zwar weiterentwickelt, aber mit etwas Suchen findet Steffi fast genau den gleich Platz mit Weitblick, an welchem wir vor einigen Jahren schonmal standen. Wir stehen auch wieder etwas schief, aber das macht die Erinnerung lebendiger.
Ein Kingfisher landet vor unserer Nase und begeistert uns mit seinem Gesang (oder wie immer man das nennen soll). Das hört sich in etwa so an, wie eine Horde Affen im Zoo. Da steht man ertmal mit offenem Mund und ist baff. Ist auf jeden Fall ein super Wecker. Wir bleiben mal für zwei Nächte.

Teil 14: Erinnerungen ←|→

08. Juli 2017 - Town of 1770

Trotz der leichten Schieflage schlafen wir traumhaft. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und marschieren durch den 1km langen Dschungelpfad zum Meer runter. Steffi schlägt sich ganz wacker. Immerhin: 20km Traumstrand begrüßen uns mit einer salzigen Brise und außer uns ist hier so gut wie niemand. Da die Sonne ziemlich knallt baue ich für Louisa aus Strandgut und Steffis Multituch ein kleines Sonnensegel, das dem strammen Wind standhält. Das sieht aus wie bei Robinson Crusoe und so fühlt man sich hier auch.
Auf dem Rückweg läuft uns tatsächlich wieder eine Kragenechse über den Weg, obwohl sie laut dem Vermieter um diese Jahreszeit nur selten zu sehen sind. Diesmal bleibt sie sogar nach dem ersten Schreck am Wegesrand sitzen und wir können einen näheren Blick darauf werfen.
Am Nachmittag fahren wir nach Town of 1770 und suchen uns ein schönes Fleckchen zum Chillen. Hier ist es deutlich windstiller als auf der anderen Seite. Wir verweilen unter einem großen Baum am Strand und genießen die Nachmittagsonne mit Blick auf die Ebbe vor uns. Surfen ist hier leider zur Zeit nicht möglich und weiter nördlich auch nicht so richtig. Das fällt dann dieses mal aus.
Stattdessen machen wir Abends noch eine kleine Wanderung auf einen Aussichtshügel und betrachten romantisch gemeinsam den Sonnenuntergang. Am nächsten Tag heißt es dann wieder Kilometer reißen.

Teil 15: Noch ein Fahrtag ←|→

09. Juli 2017 - On the road

Nach meinem neuen Lieblingsfrühstück (wie Mama mag auch ich Oatmeal sehr gerne) fahren wir laaaange Auto. Mit Keksen, Rolf Zukowski und Katzenbüchern geht die Zeit irgendwie vorüber. Mama kann die Liedertexte auch schon richtig gut mitsingen. Dann kommen wir in Rockhampton an und gehen Einkaufen. Das ist wie Baden und Schaukeln zusammen!! In dem großen Geschäft gibt es eine riesige Spielzeugabteilung, und ich darf mit Bällen und Schüsselchen spielen und richtig viel Laufen und Klettern üben. Ein Regal ist leer, also klettere ich hinein und spiele dort mit einem grünen Ball. Leider müssen wir irgendwann wieder gehen und nochmal ins Auto steigen. An einer einsamen Straße machen wir eine weitere Pause, und hier stelle ich mich das erste Mal ganz alleine und ohne Festhalten hin. Mama und Papa lachen und klatschen ganz laut! Abends bekomme ich meine derzeitige Lieblingsgeschichte von einer Bauernhof-Katze vorgelesen. Es fällt mir noch etwas schwer, aber ich kann schon sagen, wie die Katze heißt: Molly.

Teil 16: Und.... noch ein Fahrtag ←|→

10. Juli 2017 - Cape Hillsborough

OK, einen Fahrtag müssen wir noch. Aber erstmal drehe ich noch eine kleine Runde durch das direkt vor unserem Campground liegende Naturschutzgebiet und da ist richtig was los. In dem Feuchtgebiet tummeln sich Magpie Gänse, Pelikane, schwarze Schwäne und diverse andere Wasservögel. Schlangen sehe ich leider keine, obwohl deutlich auf deren Anwesenheit hingewiesen wird.
In der Luft wird ein Brahminy Kite gerade von einem Maskenkiebtiz attackiert. Außerdem kann ich bewundern wie ein Pelikan aus mir völlig unerklärlichen Gründen beim Landeanflug sanft durch die Luft gleitet statt einfach senkrecht runterzufallen.

Dann geht's aber weiter. Einen tollen Zwischenstopp legen wir eher zufällig in Mackay ein. Eigentlich wollen wir uns nur ein wenig die Füße vertreten, aber der botanische Garten ist zauberhaft und wir verweilen ein wenig zwischen obskuren Blüten und flatternden Tropenfaltern.
Deutlich vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Ziel: den Cape Hillsborough Nationalpark. Der Park ist bekannt für am Strand sitzende Känguruhs und bereits bei der Anfahrt sitzen die ersten Walllabies am Straßenrand rum. Beim Check-in bekommen wir auch gleich passende Anweisungen, wann wir wo zu sein haben. Das wird hoffentlich richtig gut morgen. Der Strand und die verwachsene Anlage am Dschungel sind auf jeden Fall schonmal zauberhaft.

Zauberhaft ist gar kein Ausdruck. Campground und Strand trennen nur 10m Palmenwald - als wir aus dem dunklen Dickicht heraustreten, empfängt uns der perfekte Beach. Umrahmt von einigen kleineren, vorgelagerten Inseln erstreckt sich der von Palmen gesäumte breite Sandstrand sanft in den Pazifik.
Life is a beach.
Wir sind angekommen.
Und wollen hier bleiben.

Teil 17: Känguruh-Wonderland ←|→

11. Juli 2017 - Cape Hillsborough

6am. Der Wecker klingelt, und bei wirklich wichtigen Anlässen hören wir ihn auch. So ein Anlass ist heute: Bei Sonnenaufgang sollen sich die Kängurus des Nationalparks am Strand versammeln - ein einzigartiges Naturschauspiel.
Da Louisa trotz des Weckers und des allmorgendlichen Teekochens noch friedlich schläft, beschließen wir, sie weiter schlafen zu lassen und zu zweit zum Strand zu gehen. Die Reichweite des Babyphones beträgt 300m, das sollte reichen - trotzdem bin ich etwas unruhig. Es ist das erste Mal, dass wir Louisa allein im Auto lassen. Ausgestattet mit Babyphone und Kamera gehen wir die paar Schritte zum Strand herunter. Uns bietet sich ein faszinierender Anblick: in der Bucht sitzen ca. 15 Kängurus verstreut am Strand und scheinen auf den Sonnenaufgang zu warten. Zunächst wirken sie auch noch verschlafen und etwas träge, aber je mehr Licht über den Pazifik fällt, desto aktiver werden die Kängurus. Das mag allerdings auch an den vielen anderen Beobachtern liegen, die sich zu uns gesellt haben. Leider beherzigen nicht alle Gäste den Hinweis, genügend Abstand zu den hier wild lebenden Kängurus zu halten. Den Kängurus wird es irgendwann zu viel, und die kleineren Tiere machen sich auf den Weg ins schützende Dickicht. Trotzdem - was für ein Erlebnis. Louisa meldet sich, und ich sprinte zurück zum Auto. Natürlich ist alles gut, aber jetzt muss schnell ein Fläschchen her.
Den weiteren Tag verbringen wir weitestgehend am Strand. Umgefallene Palmen und angespültes Treibgut bieten hervorragende Lauflern-Geräte, die von Louisa dankend angenommen werden. Und natürlich müssen die Füßchen auch hier in den Pazifik gehalten werden. Dafür läuft Louisa bei mir an der Hand die gesamte Bucht herunter und wieder hinauf, für so kleine Beinchen schon ein beachtlicher Weg. Danach ist sie so erschöpft, dass sie 2 Stunden Mittagsschläfchen im Camper macht. Endlich mal Gelegenheit, in Ruhe die Wäsche zu waschen. Ja, auch das muss sein, mit Baby allemal. Leider haben wir kaum Wäscheklammern, am Pazifik keine gute Idee. Also hüpfe ich - zur Belustigung der erfahreneren australischen Camper - unter den Wäscheständern der vom Wind heruntergewehten Wäsche hinterher...

Abends machen wir noch den obligatorischen Spaziergang zum Spielplatz und fallen nach dem Essen todmüde in unsere Betten. Zum Glück bleiben wir noch einen weiteren Tag, denn es gibt noch viel zu entdecken.

12. Juli 2017 - Cape Hillsborough

6am. Dieses Mal brauchen wir schon gar keinen Wecker mehr. Wir gehen noch im Dunkeln an den Strand, die Kängurus sind schon da. Wie wir allerdings später vom Nationalpark-Ranger erfahren, versammeln sich die Kängurus zumindest nicht ausschließlich aus romantischen Motiven, um den Sonnenaufgang zu bewundern, sondern vor allem, um die von der Flut angespülten und aufgeweichten Baumsamen zu fressen.

Nachdem wir uns gestern ausgeruht haben, steht heute einer kleiner Trail auf dem Programm: bei Ebbe durch die Bucht nach Wedge Island wandern und von dort aus den kleinen, mit Regenwald bewachsenen Berg erklimmen, von dem aus sich tolle Ausblicke bieten sollen. Also los! Der neue Plan ist, dass ich Louisa auf dem Rücken trage, damit Fabi die Hände zum Fotografieren frei hat. Leider funktioniert der Plan überhaupt nicht. Unsere Tochter hasst es einfach nach wie vor, am Bauch oder am Rücken getragen zu werden. Nur die Frontaltrageweise wird akzeptiert. Also trägt Fabi Louisa und ich die Kamera. Geht auch ganz gut. Die etwa 2,5 stündige Wanderung ist herrlich: wir haben tolle Ausblicke auf die Bucht von Cape Hillsborough und sehen von einem Aussichtspunkt aus sogar riesige Meeresschildkröten durchs Wasser planschen.

Nach einem weiteren ruhigen Nachmittag mit Ausflügen zum Strand und zum Spielplatz klingt der Abend mit Rotwein und Pasta in der Camp Kitchen aus. Wir lernen eine nette Familie aus Sydney/Byron Bay kennen und tauschen uns über das Reisen mit den Kleinen aus - die Themen sind halt rund um den Globus die gleichen...

Teil 18: Zurück in den Dschungel ←|→

13. Juli 2017 - Broken River

6am. Heute will ich auch mal mit. Als ob ich in den vergangenen Tagen nicht mitbekommen hätte, dass sich Mama und Papa in aller Herrgottsfrühe aus dem Auto schleichen.. Was es bloß so früh zu sehen gibt? So. Aufstehen. Dazu am besten der Mama den Pillefuß hinters Ohr schieben und ein bißchen an den Haaren ziehen und... voilà! Funktioniert immer!

Heute heißt es Abschied nehmen von meinem neuen Lieblingsort in Australien. Wir sagen den Kängurus und der traumhaft schönen Bucht 'Auf Wiedersehen' und machen uns auf den Weg zum Euganella National Park.
Vor 8 Jahren habe ich hier meinen persönlichen Australien-Albtraum erlebt mit Schlangen im Klo und riesigen Insekten-Urzeitgetümen, die auf dem Camping-Platz um uns herumkrabbelten. Aber ich bin ja mutig und tapfer und so und stelle mich meinen Ängsten! Also willige ich mit trockener Kehle ein, noch einmal in diesen Nationalpark zu fahren. Hoffnung macht mir, dass wir im australischen Winter unterwegs sind und deutlich weniger Gekrabbel unterwegs ist, als bei unserem letzten Urlaub. Wir fahren zunächst zum Broken River, einem Creek, in dem die seltenen Schnabeltiere zu sehen sind. Wir wandern den kurzen Weg zur Viewing Platform hinab, und nach wenigen Minuten haben wir auch schon eines entdeckt. Diese merkwürdigen Tiere in freier Wildbahn zu sehen ist wirklich ein Highlight. Wir sind fasziniert und bleiben einige Stunden am Creek. Auch Louisa bekommt nicht genug davon, sich an der Viewing Platform entlang zu hangeln.

Leider dämmert es schon recht bald, und wir haben noch keinen Plan für die Nacht. Für mich ist klar, hier campe ich nicht noch einmal. Da wir uns schon länger kennen, ist das auch Fabi klar. Also checken wir im Broken River Mountain Resort ein. Wir bekommen eine kleine Hütte mitten im Regenwald, aber mit Insektengitter, Bad und eigenem Holzofen, denn nachts kann es jetzt kalt werden.

Während ich mich gedanklich schon auf einen gemütlichen Abend einrichte, erfährt Fabi an der Rezeption, dass im Übernachtungspreis auch eine geführte Nachtwanderung durch den Regenwald mit inbegriffen ist. Trotz leichter Panikgefühle beschließe ich, dass das wohl eine gute Idee ist, und so brechen wir um 20 Uhr mit Taschenlampen und einem urigen australischen Naturkenner zu unserer kleinen Wanderung auf. Louisa ist natürlich auch mit dabei. Die Tour ist sehr beeindruckend, unser Guide kennt sich gut aus und vermittelt mir die erforderliche Sicherheit, um nachts hier lang wandern zu können. Wir sehen Schnabeltiere im Wasser herumtollen, Kängurus und andere Beuteltiere davon hoppeln, aber zum Glück keine Spinnen. Da macht es auch nichts, dass mir im Regenwald irgendetwas in den Ausschnitt fällt und mich beisst - na gut, ein bißchen panisch bin ich schon, aber ich halte mich gut. Richtig giftig ist hier nichts was von den Bäumen fällt, also genießen wir lieber den Rest der Wanderung und machen uns anschließend in unserer kleinen Hütte noch ein Feuer an. Seeeehr gemütlich. Ist doch ganz nett hier im Euganella National Park. Meine "Bisswunden" begleiten mich allerdings noch einige Tage...
14. Juli 2017 - Finch Hatton Gorge

Nach der Nachtführung bekommen wir heute morgen von dem selben Guide auch noch eine Morgenführung auf der Suche nach seltenen Vögeln im Nationalpark. Wir sind die einzigen, die sich um 8:30 Uhr am Jeep einfinden, also wird das eine Privatführung, super! Leider will die Sonne nicht so richtig durchkommen (wir sind hier im Cloudforest, nicht im Rainforest), und deshalb ist die Suche nicht so recht von Erfolg gekrönt. Aber wir lernen sehr viele interessante Dinge und bekommen tolle Insider-Tips für unseren weiteren Weg. Vor unserer Abfahrt gehen wir aber nochmal auf die Schnabeltierpirsch und sind hier wieder erfolgreich. Steffi entdeckt sogar eine Wasserschlange und ist ganz hin und weg.
Bevor wir Eungella wieder verlassen, wollen wir aber nochmal auf einen Dschungelpfad. Das heißt, ich will und alle machen mit. Wir versuchen das Wheel of Fire zu erreichen und stellen fest, dass wir hier schonmal waren. Das ist nämlich direkt an unserem alten Dschungelcamp. Wir nehmen aber diesmal eine andere Abzweigung am Fluss und laufen fortan bergauf durch dichten Tropenwald. Der Weg ist anfangs einfach, wird aber mit zunehmender Steigung immer rutschiger. Als wir den Fluss auf den rutschigen Steinen überqueren sollen, müssen wir abbrechen. Das ist mit Baby in der Trage einfach zu riskant. Enttäuscht steigen wir zurück und nehmen einen kleinen Pfad zum Fluss. Jeglicher Trübsal ist umgehend vergessen. Zwischen zwei Stufen des Wasserfalls befinden sich auf einer Plattform diverse einladende Wasserbecken, die sogar zum Schwimmen geeignet wären. Wir machen eine erfrischende Pause und verlassen diesen tollen Ort nur schmerzlich, da wir noch keine Unterkunft für die Nacht haben und Steffi für das Bushcamp irgendwie nicht zu begeistern ist...

Teil 19: Beach Hopping nordwärts ←|→

15. Juli 2017 - Bowen

Etwas schweren Herzens skippen wir gleich zwei Highlights der Küste: die Whitsunday Islands bedeuten einen mehrstündigen Pazifik-Törn mit der Kleinen und Magnetic Island wird derzeit von einem Mega-Festival in Beschlag genommen. Das bedeutet keine Koalas mehr... Zum Glück haben wir beides schon gesehen. Also nehmen wir uns mehr Zeit für den hohen Norden, was mir sehr entgegen kommt, und fahren noch ein bißchen. Damit es nicht zu stressig wird, machen wir mittags wieder eine lange Pause. Diesmal landen wir in Bowen in der Horseshoe-Bay. Die heißt genauso wie die auf Magnetic und es ist mal wieder traumhaft schön. Wir hängen nur so am Strand rum und ich verbessere meine Surfen-ohne-Board-Fähigkeiten im Pazifik. Leider haben wir kein Schnorchel-Equipment, das wäre hier auch ganz gut möglich gewesen. Stattdessen fahren wir noch zum Flagstaff Hill, einem schönen Aussichtspunkt auf die Inseln vor der Pazifikküste.
Abends erreichen wir eher zufällig Alva Beach, als wir keine Lust mehr haben weiterzufahren. Der eigentlich ganz schöne Campingplatz ist schon wieder ziemlich voll. Eigentlich sollten die Ferien doch bald mal vorbei sein...
16. Juli 2017 - Saunders Beach

Unser heutiges Tagesziel ist Mission Beach. Wir brettern also an Townsville (und Magnetic Island) vorbei und verbringen die Sonnenstunden des Tages am Saunders Beach. In dieser Gegend ist das Baden im Pazifik nicht mehr sicher, da überall Stinger (tödlich giftige Quallen) und Salzwasserkrokodile auftauchen können. Stingersaison ist allerdings zur Zeit nicht. Ein gutes Zeichen ist es immer, wenn die Locals ihre Kinder an irgendwelchen Flussmündungen im Wasser spielen lassen, die eigentlich als Croc-Hotspot ausgewiesen sind. Wir lassen Louisa aber trotzdem nicht rein, sondern laufen lieber den endlos langen Strand rauf und runter und sammeln Muscheln und Schnecken. Anschließend gibt es noch Steffis Spezial-Sandwiches als Stärkung, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Der Strand war zwar ziemlich leer, aber die Picknick-Area ziemlich voll. Klar, auch Australier haben ihr verdientes Wochenende...

Teil 20: Die Spur der Cassowaries ←|→

17. Juli 2017 - Mission Beach

Es ist zur Abwechslung mal richtig cool morgens aufzuwachen und zu wissen: hier bleiben wir erstmal. Wir sind in Mission Beach und haben in der Nacht noch mit Mühe und Not einen völlig überteuerten Platz auf einem der Campingplätze gefunden, der allerdings auch ziemlich gut ausgestattet ist. Da wir es mittlerweile gewohnt sind, wachen wir früh auf und ich schaffe es locker zum Sonnenaufgang an den Traumstrand vor unserer Nase. Hier steht alles voll Kokospalmen und der Regenwald reicht bis ans Meer. Es fühlt sich ziemlich tropisch an.

Um für die nächsten zwei Tage vorbereitet zu sein, schlendern wir erstmal auf einem kleinen Boardwalk zur Touri-Info und werden reichlich mit Informationen versorgt. Besonderes Interesse hege ich an den Cassowaries, großen Laufvögeln, die hier im Dschungel leben und zur Nahrungssuche gelgentlich mal herausschauen. Im angrenzenden Naturschutz-Zentrum erwerben wir gleich noch ein Bestimmungsbuch, um die zahlreiche grünen, roten und blauen Vögel einordnen zu können, welche hier auf den Bäumen sitzen.
Danach geht's aber erstmal an den Strand. Hier gibt es natürlich wieder Stinger und Krokodile. Das scheint angesichts der ganzen Kinder im Wasser aber eher ein theoretisches Problem zu sein, also hüpfe ich auch mal wieder gegen ein paar Pazifikwellen. Steffi und Louisa beschränken sich allerdings auf ein bißchen Wassertreten.

Am Nachmittag geht es dann los. Wir haben die brandheiße Information bekommen, ein paar Cassowaries liefen zur Zeit immer nachmittags an einer Müllkippe vorbei. Generell sollten wir am besten einfach auf der Straße hin- und herfahren, dann sähen wir schon welche. Für dieses Vorgehen sprechen auch die ca. 500 Warnhinweise, die rund um Mission Beach an jeder Straße stehen.

Wir fahren zu der empfohlenen Stelle und cruisen so hin und her und sehen auch ein paar Wallabies, aber keine Cassowaries. Im Vorbeifahren bemerke ich einen kleinen Radweg durch den Dschungel und da Louisa so langsam keine Lust mehr auf Auto hat, halten wir an und machen einen kleinen Spaziergang. Die auf dem Weg liegenden Haufen deuten auf einen häufig von Cassowaries frequentierten Weg hin. Wir laufen so konzentriert und aufmerksam, wie mit einer 15 Monate alten Frohnatur halt möglich, den Weg bis zum Ende und sehen... nichts. Etwas enttäuscht gehen wir zurück und plötzlich bricht 50m vor uns ein großes schwarzes Knäuel mit langen Beinen aus dem Dschungel, gefolgt von zwei etwas kleineren schwazen Knäueln. Ein Männnchen mit zwei Jungen. Die Tiere verharren und beoachten uns aufmerksam, aber ohne Angst. Ich zücke natürlich meine griffbereite Kamera und... nichts. Die Kamera streikt, geht einfach nicht an. ICH BIN KURZZEITIG ETWAS ÄRGERLICH ##!??!, ...aber der Augenblick überwiegt dann doch. Nach wenigen Sekunden verschwinden die Tiere wieder im Dickicht.

Später stellt sich heraus, dass wir großes Glück hatten die Cassowaries überhaupt zu sehen. Sie machen sich zurzeit etwas rar. Und die Kamera geht auch plötzlich wieder. Ich weiß bis jetzt nicht, warum sie ihren Dienst in diesem beeindruckenden Moment einfach versagt hat.

Teil 21: Fast wie daheim ←|→

18. Juli 2017 - Mission Beach

Geburtstag :-) Eigentlich hat mein Geburtstag schon gestern angefangen, denn die Cassowaries in freier Wildbahn zu sehen, war ein einzigartiges Erlebnis. Ein kleines Geburtstagsgeschenk vorab sozusagen. Pünktlich zum Sonnenaufgang bin ich am Strand und genieße es sehr, meinen Geburtstag so traumhaft beginnen zu können.

Als ich zum Campingplatz zurückkomme, wartet schon eine Überraschung auf mich: mein Geburtstagstisch! Gedeckt mit einer Tropical-Strength Anti-Moskito Geburtstagskerze und lauter Köstlichkeiten: Lindt- und Kinderschokolade, und das mitten im australischen Regenwald! Während ich noch vor dem Frühstück eine Lindt-Lindor-Praline verdrücke, kommt mir der Gedanke, dass es wohl kaum einen besseren Start in den Geburtstag geben kann.

Eigentlich wollte ich anlässlich meines Geburtstags mit Fabi und Louisa schick abends Essen gehen, aber da Louisa abends immer recht früh recht müde wird, haben wir beschlossen, lieber schick Frühstücken zu gehen. Wir finden ein gechilltes Café mit Blick auf den Pazifik und ich genieße einen Cafe Latte (=Cappuchino) und ein Stück Bananenbrot. Wir sind wohl in den Tropen angekommen..

Nach dem Frühstück gehen wir noch ein bißchen Spazieren und legen uns nach den Anstrengungen des Vormittags an den Strand - herrlich. Die Sonne scheint, der Pazifik rauscht, Louisa spielt im Sand (und schläft dann darüber ein) und ich lese ein Buch. Das ist für die Mutter eines 15monatigen Kleinkinds schon der Erwähnung wert.. Bei der Büchertauschbörse eines Campingplatzes habe ich einen abgegriffenen Grisham erstanden und erfreue mich nun sehr an dem Page Turner. Julie Zehs Unterleuten (das Buch, das ich sonst gerade lese) ist bestimmt ein wichtiger Gesellschaftsroman, aber am Strand liest sich 'King of Torts' einfach geschmeidiger. Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang brechen wir schließlich zu unserer Nachmittagsunternehmung auf: wir wollen noch einmal Cassowaries beobachten. Leider ist unsere Suche dieses Mal nicht von Erfolg gekrönt, dafür entdeckt Fabi einen Huntsman, eine Riesenspinne, die völlig harmlos ist, aber nicht so aussieht... Uaahh! Nicht so mein Fall.
Als es dämmert, fahren wir unserem nächsten Ziel entgegen: Paronella's Park. In den 1930er Jahren hat hier ein spanischer Einwanderer mitten im Dschungel eine Art Gartenschlossanlage errichtet und sie der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Nicht nur der Zahn der Zeit hat an der Anlage genagt, sondern auch mehrere Überflutungen und Zyklone, so dass nun nur noch Ruinen übrig sind, die aber sehr sehenswert sein sollen. Wir kommen pünktlich zur Abendführung an und sind überwältigt: Ein dezent angestrahltes, von Moos überwachsenes Dschungelschloss, das an einem Wasserfall gelegen ist, hat keiner von uns bislang gesehen. Allerdings erkennen wir die spanische Herkunft des Architekten - die Gartenanlage erinnert uns an die Alhambra.. ein schöner Ausklang für einen wunderbaren (Geburts-)Tag.

Teil 22: Schönheiten des Rainforests ←|→

19. Juli 2017 - Atherton Tablelands

Fabi hat bei der gestrigen Nachtführung in Erfahrung gebracht, dass unsere Eintrittskarte uns dazu berechtigt, den Park auch schon vor der offziellen Öffnungszeit um 9 Uhr zu besichtigen. Also machen wir uns gegen 7 Uhr auf, das Dschungelschloss bei Sonnenaufgang zu erkunden. Und erneut sind wir fasziniert von diesem Ort: Die Naturschönheit, die das Schloss umgibt, kommt erst bei Tageslicht so richtig zur Geltung. Und das beste ist: wir sind ganz allein im Park. Louisa und ich spielen Prinzessin und tun so, als wäre der Park nur für uns errichtet worden.

Als um 9 Uhr der Park öffnet, haben wir eigentlich alles schon gesehen. Praktischerweise öffnet um 9 Uhr auch das Cafè, so dass ich mir gleich einen Kaffee samt Scones ordere. Das macht einfach glücklich. Den weiteren Vormittag verbringen wir ebenfalls in der großen Parkanlage und sehen zum ersten Mal den wunderschönen Ulysses-Falter: ein riesengroßer, blau leuchtender Schmetterling, der leider sehr fotoscheu ist.
Unser nächster Stop ist ein Regenwald-Trail, diesmal aber elevated: auf Boardwalks laufen wir auf verschiedenen Ebenen durch den Regenwald mit tollen Ausblicken auf die uns umgebenden Atherton Tablelands. Leider haben wir Louisas Schnuller im Auto vergessen, und das war ein Fehler: Sie wird müder und müder und braucht/vermisst ihren Schnuller anscheinend sehr. Wir fühlen uns alle zermürbt und um 12 Monate zurückversetzt.. Natürlich kehren wir um, holen den Schnuller und machen den Walk noch einmal. Wie entspannt es im Regenwald doch sein kann. Abends fahren wir weiter in den Mini-Ort Millaa Millaa und verbringen den Abend entspannt in der Camp Kitchen, wo wir uns noch sehr nett mit einer niederländischen Dame unterhalten.

Teil 23: Wasserfälle ←|→

20. Juli 2017 - Atherton Tablelands

Wir sind gar nicht so früh wach wie sonst. Irgendwie gehen die Uhren in Millaa Millaa langsamer als anderswo.. Kurz nach 10 Uhr rollen wir gemächlich vom Camping-Platz und beginnen den sogenannten Waterfall-Circuit mit einem Besuch der Millaa Millaa Falls, dem perfekten tropischen Wasserfall. Anders als bei unserem ersten Besuch vor 8 Jahren scheint dieses Mal sogar die Sonne, so dass ich spontan beschließe, in dem kleinen Wasserloch unterhalb des Wasserfalls Schwimmen zu gehen. Fabi ist etwas überrascht von soviel Courage, aber schließlich habe ich morgens Kaffee getrunken. Das Wasser ist so kalt, dass es mir den Atem raubt. Aber es ist großartig!

Das mit dem Baden im Wasserfall kann ich so nicht hinnehmen, da aber noch zwei weitere kommen, ziehe ich schon mal meine Badehose an. Die mächtigen Zillie Falls kann man leider nur von oben ansehen und ich traue mich nicht die geschätzten 30m runterzuspringen. Trotzdem sind die Wassermassen ziemlich beeindruckend. Wir folgen weiter dem Wasserfall-Rundweg durch die auenhaften Atherton Tablelands und landen schließlich bei den Elinjaa Falls, die einfach zauberhaft sind. Das Wasserbecken unter dem Wasserfall ist aber keinen Meter tief. Ich nehme diese Niederlage (vorerst) in Kauf und begnüge mich, wie die Übrigen, mit einem erfrischenden Fußbad.

Da das vom 10 Jahre alten Lonely Planet wärmstens empfohlene Cafe heute geschlossen hat, fahren wir für eine Mittagspause nach Milla Milla. Der verschlafene Ort mutet an, als sei er geradewegs dem wilden Westen entsprungen. Wir dinieren köstlich in dem ortsansässigen Saloon (anders kann man das nicht nennen) und verbringen dann erstmal etwas Zeit im Kinderparadies, das hier irgendwie deplatziert wirkt. Das stört Louisa aber nicht im geringsten.
Auf unserer weiteren Tablelands-Route passieren wir bald Malanda, wo der nächsten Wasserfall auf uns wartet. Der ist zwar nicht ganz so spektakulär, hat aber quasi ein Schwimmbecken unten drunter. Natürlich habe ich meine Badehose nicht mit. Und die Baumkänguruhs auf dem Dschungelpfad sehen wir auch nicht. Die Tour macht aber trotzdem einen Riesenspaß. Das nächste Highlight ist ausnahmsweise kein Wasserfall, sondern ein Baum. Es gibt hier wirklich viele unglaublich tolle Bäume, die alle einen Kommentar wert sind, aber dieser hier sticht nochmal heraus. Der 750 Jahre alte Curtain Fig Tree hat aus hunderten Fallwurzeln einen breiten Vorhang gebildet - schwer beeindruckend. Nach diesem letzten Lichtblick müssen wir etwas Gas geben, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Port Douglas anzukommen und dort eine Unterkunft zu organisieren. Das stellt sich als ziemlich unmöglich heraus. Es ist alles so ausgebucht, dass wir zurückfahren und außerhalb der Stadt übernachten müssen. Irgendwas haben wir hier noch nicht gecheckt mit den Saisonzeiten...

Teil 24: Ein bißchen Luxus ←|→

21. Juli 2017 - Port Douglas

Wir werden leicht unsanft von einem Gelbhaubenkakadu geweckt, der morgens irgendwelche völlig unbekannten Früchte samt daran hängender Äste auf unser Autodach wirft. Aber ansonsten ist es ein traumhafter Tag. Wir stehen erstmal auf und versuchen, unser gestriges Vorhaben der Unterkunftssuche in Port Douglas zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Eine Ferienwohung zu humanen Preisen ist allerdings nicht ansatzweise zu bekommen. Etwas irritiert packen wir zusammen und fahren erstmal ins Zentrum. Port Douglas ist eine riesige Ferienmeile entlang des zugegeben wunderschönen 4-Mile-Beach. Aber irgendwie hatte ich mir was anderes vorgestellt. Da Steffi aber gerne nochmal etwas Urlaub vom Urlaub hätte, führen wir eine kurze dreistündige Diskussion und buchen dann im Sheraton ein. Ich denke, ich habe die Diskussion verloren, bin aber nicht sicher...

Auch wenn man sich vorher gründlich kundig macht und über die australischen Schulferien bestens im Bilde ist, kann einem noch etwas dazwischen kommen. So zum Beispiel lokale Feiertage. Die Großstadt Cairns hat heute (Freitag) einen Feiertag und fährt natürlich (!) nach Port Douglas, dem nächstgelegenen Ferienort. Das ist dann etwa so wie Himmelfahrt in Timmendorf. ALLES ist ausgebucht und überteuert. Dann wenigstens was Anständiges für sein Geld bekommen. Das Sheraton war eines der ersten Resorts in Port Douglas. Alles ist großzügig anlegegt, und der eigene Strandabschnitt am Four Mile Beach ist riesig. Da es aber gefährlich ist hier zu baden (Krokodile, mitunter tödliche Quallen), verfügt das Hotel außerdem über eine großzügige Lagunenlandschaft mit acht Pools, Sandstrand, kleinen Brücken, Wasserfall und natürlich jeder Menge schattiger Plätzchen. Die Poolbar serviert dazu leckeren Sekt und kleine Snacks - so lässt es sich aushalten..

Super ist es hier! Zuerst war ich mit Mama im Pool schwimmen, dann habe ich Pommes gegessen und bin auf den Liegen herumgekraxelt. Dabei habe ich Sophie aus Sydney kennengelernt, die genauso alt ist wie ich. Zum Glück unterhalten sich unsere Eltern blendend, dann brauchen wir uns nicht um die zu kümmern. Lieber verdrücken wir gemeinsam Sophies Rosinen und spielen mit ihrem Sandspielzeug. Und dann finde ich auch noch einen herrenlosen blauen Ball mit Sternen, der rot und blau leuchtet, wenn man ihn prellt..

Mama und Tochter glücklich = Papa glücklich.

Teil 25: Tropenfeeling ←|→

22. Juli 2017 - Daintree Village

Am nächsten Tag fahren wir in den Daintree Nationalpark. Hier haben wir mit viel Mühe noch eine Unterkunft für zwei Nächte ergattern können, aber auch das war alles andere als einfach. Wie wir später erfahren, hat die Region des Daintree Nationalpark am Montag ebenfalls einen lokalen Feiertag... Warning! Local holidays may cause overbookings (and severe damages to your bank account..) Bevor wir uns auf den Weg in den Dschungel machen, genießen wir aber noch einmal ausgiebig den Vormittag in unserer 5-Sterne-Hütte und machen einen kleinen Strandspaziergang. Am frühen Nachmittag erreichen wir dann das unglaublich idyllische Örtchen Daintree Village. Nach Schickimicki und Trubel in Port Douglas befinden wir uns hier in einer anderen Welt. Der Daintree River schlängelt sich durch eine liebeliche Hügellandschaft, die bei uns gleich Erinnerungen an das Auenland weckt. Auf den weitläufigen Weiden stehen afrikanisch anmutende Riesenbäume, um die herum anscheinend glückliche Kühe weiden. Nur hin und wieder verschwindet mal ein Kalb im Fluss...
Wir spazieren entspannt zu eben diesem Fluss hinunter und buchen für den nächsten Tag eine Bootsfahrt den Daintree River hinab. Hier wollen wir neben seltenen Vögeln auch Krokodile beobachten. Kaum vorstellbar, dass dieses Idyll eine der am dichtesten von Krokodilen besiedelten Gegenden Australiens sein soll.

Abends kehren wir auf Rat unserer Gastgeber im örtlichen Pub ein. Der ist schnell gefunden, denn es gibt nur eine Straße in Daintree Village. Der urige Pub/Saloon liegt oberhalb des Daintree River mit schönem Blick über das Auenland. Fenster gibt es übrigens nicht, denn hier wird es einfach nicht kalt. Wir sitzen abends im T-Shirt auf der Terasse des Pub mit kühlem Bier bzw. Sauvignon Blanc in der Hand (bzw. lauwarmen stillem Wasser im Fläschchen), und all das mitten im Winter. Wir bleiben so lange, bis es draußen stockduster ist und wir unseren Weg zur Unterkunft nur mit Taschenlampe finden können. Über uns leuchten hell die Sterne der Südhalbkugel, da fällt es uns leicht, das Southern Cross zu entdecken. Auch die Nacht ist tropisch - wir schlafen bei offener Tür (natürlich mit Fliegengitter) und hören beim Einschlafen dem Zirpen der Grillen zu (oder sind das doch die Geckos?).

Teil 26: Auf dem Korokodilfluss ←|→

23. Juli 2017 - Daintree Village

Wir bekommen ein frühes Frühstück auf der Terrasse unserer Gastgeberin Lynn. Der Obstteller ist riesig, exotisch und lecker. Da Lynn auch ganz gerne erzählt, verpassen wir fast unser Boot auf dem Daintree River. Heute wollen wir Krokodile entdecken. Wir befinden uns zwar im Süßwassergebiet des Flusses, hier leben aber trotzdem die riesigen Salzwasserkrokodile. Sie können bis zu 6m lang werden (der Rekord liegt bei über 8m) und haben eigentlich keine natürlichen Feinde, sondern ausschließlich Beute. Das würde auch für die kleineren Süßwasserkrokodile gelten, deshalb gibt es hier keine. Das erfahren wir alles von unserem bestens informierten Guide, während wir gemütlich losschippern. Mehr Infos? Im unteren Salzwasserbereich des Flusses fressen die Krokodile auch Haie. Und ab 2,5m Körperlänge nehmen sie auch Menschen als Beute.

Aber zurück zu unserem Tag. Wir schippern gerade so etwa 50m auf die andere Uferseite und schon liegt da ein über 3m langes Reptil halb am Ufer und fängt die ersten Sonnenstrahlen ein, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Es sieht einfach aus, wie aus einer anderen Zeit. Man merkt richtig, wie es uns beobachtet, aber Boote werden hier nicht angegriffen. Reine Energieverschwendung. Gleiches gilt für die am Ufer weidenden Kühe, die einfach zu groß sind. Einfacher sind da Wildschweine zu ergreifen und gelgentlich mal ein Hund. Und letztes Jahr eine Frau aus Neuseeland, die Abends schwimmen wollte. Nachdem wir uns alle 10 Minuten gegenseitig beobachtet haben, nimmt das Boot wieder Fahrt auf. Es zieht leider langsam zu - keine gute Aussicht, da die Krokodile nur rauskommen, wenn sie sich in der Sonne aufwärmen können. Ansonsten lauern sie lieber unsichtbar unter der Wasseroberfläche. Um es kurz zu machen, es bleibt das einzige Krokodil des Morgens. Aber wir sehen noch bunt schimmernde Kingfisher und Bienenfresser und lernen auch etwas über den Darter, einen Tauchvogel, der seine Fischbeute mit dem Schnabel aufspießt.
Am Mittag wollen wir einen kleinen Regenwald-Trail begehen, an dessen Ende laut unserer Gastgeberin ein schöner Wasserfall sein soll, die Tranquility Falls. Wir müssen erstmal 10km holprige Schotterpiste überwinden, das ist eigentlich der schwierigere Teil. Am Parkplatz angekommen, erwartet uns ein einfacher, 10-minütiger und wunderschöner Pfad entlang eines kleinen Creeks flussaufwärts. Die Tranquility Falls sind einfach umwerfend. Nicht nur viel größer, als wir angenommen haben, sondern auch wunderschöne zerteilt und mit einem großen Becken darunter, dass nach einem erfrischenden Bad schreit. Ich schwimme also doch noch unter meinen Wasserfall und nehme eine kurze aber intensive Massagedusche.

Abends wollen wir nochmal auf den Fluss, und zwar diesmal im unteren Salzwasserbereich. Unser Ticket gilt theoretisch 30 Tage, bis dahin können wir so oft auf dem Fluss schippern, wie wir möchten. Das muss natürlich ausgenutzt werden. Leider fahren wir am unteren Anleger vorbei und verpassen so die Abfahrt. Sch....ade. Wir wollen nämlich eigentlich am nächsten Tag weiter. Wir ärgern uns ziemlich über uns selbst. Da hilft nur Abends auf ein Bier (bzw Wein) in unseren Pub. Danach geht's wieder.

Teil 27: Soweit die Straße uns trägt... und zurück ←|→

24. Juli 2017 - Cape Tribulation

Am nächsten Morgen beschließen wir kurzerhand die verpasste Flussfahrt nachzuholen und erst danach Richtung Norden aufzubrechen. Wir springen also wieder nach dem Frühstück aufs Boot und werden prompt belohnt. Diesmal sehen wir zwei der riesigen Echsen und eine zeigt sich sogar komplett in der Sonne dösend auf einer Sandbank. Natürlich döst das Tier nicht, sondern versucht lediglich die optimale Körpertemperatur zum Jagen zu erreichen, während es völlig regungslos die potentielle Beute in dem vorbeiziehenden Boot begutachtet... So kann ein Tag im Dschungel losgehen.

Mit der Rückkehr endet unsere Episode im Daintree Village leider schon wieder. Wir wollen noch weiter im Norden nach Cape Tribulation. Dort endet auch die befestigte Straße und damit unsere Versicherung. Ein gutes Tagesziel. Auf dem Rückweg kommen wir aber hier nochmal vorbei, man weiß ja nie...
Durch die Bootstour etwas verspätet erreichen wir gegen 11 Uhr die Fähre über den Daintree River. Oder besser gesagt die Schlange vor der Fähre. Vermeidet die Fährzeiten zwischen 10 und 14 Uhr, dämmert es im Hinterkopf. Irgendwer hatte uns das gesagt. Immerhin kann Louisa ein bißchen mit mir Auto fahren üben, während wir uns zentimeterweise der Rampe nähern. Nur eine Stunde später überqueren wir den Daintree River und machen uns gemeinsam mit allen anderen auf den Weg zum Daintree Nationalpark. Es gibt nämlich nur eine urig verwachsene Straße, die sich an der Küste entlang gen Norden durch den Dschungel schlängelt. Wir stückeln die 35 Kilometer mit verwachsenen Dschungelpfaden, wild-romantischen Strandabschnitten und einem Halt an der einzigen Tankstelle diesseits des Flusses, welche glücklicherweise Sonntags geöffnet hat.

Am Nachmittag erreichen wir unseren Campground. Das Publikum ist hier deutlich jünger und internationaler als auf den Plätzen weiter südlich und es gibt einen kleinen Pub, der am Abend gut besucht ist. Ziemlich entspanntes Örtchen. Wir machen ein bißchen Familienzeit und lümmeln am Strand herum. So langsam rückt die Tatsache ins Bewusstsein, dass es bald vorbei ist.

25. Juli 2017 - Cape Tribulation

Den heutigen Tag haben wir uns für 85 Doller gekauft. Eigentlich hatten wir vor das Auto einen Tag früher abzugeben, in einem Hotel in Ruhe zu packen und dann abzufliegen. Aber jetzt wollen einfach jede Sekunde auskosten und haben deshalb den Campervan einen Tag verlängert. Und wir sind schon jetzt so glücklich über diese Entscheidung.

Nach einem entspannten Morgen folgen wir der Straße, bis es nicht mehr weiter geht und kehren schließlich um, als das Auto mehr hüpft als fährt. Schade, dass wir keinen Jeep haben... Den Rückweg zum Fluss gestalten wir, wie den Hinweg, mit kleinen Abstechern auf Dschungelpfade und kleine Strände. Es ist traumhaft wild und schön und wir saugen alles auf, was geht. Als wir am Fluss ankommen, liegen wir recht gut in der Zeit. Kurzerhand nutzen wir unser 30-Tage-Ticket und springen auf das nächste Boot. Diesmal sind wir im Salzwasserabschnitt des Daintree River, also näher am Meer und außerdem ist es später Mittag und nicht Morgen. Ohne große Umschweife: es ist voll von Krokodilen. An jeder zweiten Sandbank sitzt eins und tankt Sonnenenergie. Diesmal sehen wir sogar den Chef des Flussabschnittes. Scarface ist etwa 5m lang und heißt nicht ohne Grund so, wie uns der Bootsführer trocken mitteilt. Der sieht übrigens auch so aus, als ob er regelmässig mit Krokodilen ringt. Jedes andere männliche Croc, an dem wir vorbeikommen, hat in den letzten Tagen irgendeine Abreibung von Scarface bekommen und hält jetzt respektvollen Abstand. Das toppt unsere anderen Flussfahrten nochmal deutlich.

Ei

Das geht wirklich nicht, Mäuschen. Das sind Krokodile.

Ei

Die beißen Dir in die Hand, wenn Du Ei machst, Mäuschen.

Ei

Wir machen Ei bei dem großen Plastikkrokodil am Ufer. Aber nicht vorher.
Man muss sich als Eltern auch mal durchsetzen.
Nach diesem geschenkten Traumtag gilt es am Nachmittag zum letzten Mal einen schönen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Wir suchen uns was in der Nähe von Cairns, damit wir am folgenden Flugtag nicht mehr so lange fahren müssen. Leider bleiben die Tropen auch weiterhin ausgebucht. Mit Mühe und Not bekommen wir noch ein Plätzchen in der Nähe des Highways und Steffi findet die letzte kleine Nische mit Meerblick und ohne nenneswerten Straßenlärm. Ein netter Aussie leiht uns seinen mobilen Barbecuegrill. Heute gibt es nochmal frittierte Süßkartoffeln mit Zwiebelringen und Würstchen. Was man in Aistralien halt so isst. Immerhin sind wir unserer letzten Devise treu geblieben: jeden Tag eine Avocado. Später sitzen wir am Strand und genießen unseren letzten Pazifikabend voller Freiheit.

Teil 28: Die Rückreise ←|→

26. Juli 2017 - Cairns

Der Morgen begrüßt uns mit Nieselwetter. Als ob er uns den Abschied erleichtern möchte. Dann kommt dummerweise die Sonne raus und ein paar Delfine schwimmen vorbei, damit hat sich das mit dem Erleichtern wieder erledigt. Wie trinken trotzdem tapfer unseren Australian Afternoon Tea (zum Frühstück, der hat einfach mehr Power) und peilen einen kleinen Strand vor Cairns an, um die drei Reisetaschen, zwei Handtaschen (in der Größe von Reisetaschen), Rücksäcke, Fototasche und Buggy mit Baby wieder für die Flugreise mit Zwischenstopp umzustrukturieren.

In Cairns angekommen nieselt es wieder. Wir fahren auf den Hof von Apollo, unserer Campervermietung, und fangen an auszuräumen. Im Gebäude gibt es einen Tauschtisch, auf dem abreisende Urlauber den ankommenden noch verwendbare Lebensmittel und Equipment hinterlassen können. Obwohl wir seit einer Woche versuchen unsere Vorräte aufzubrauchen, ist der Tisch ziemlich schnell voll. Da können sich die nächsten Mieter über eine kostenlose Erstaustattung freuen. Die Übergabe ist problemlos und entgegen unserer Befürchtungen wird die 5000-Dollar-Kaution ziemlich schnell wieder freigegeben. Das ist schon erleichternd. Mit dem Taxi fahren wir zum winzigen Flughafem in Cairns. Das wars erstmal wieder. See ya Australia

27. Juli 2017 - Singapur

Schon wieder war der Flug problemlos. Louisas Essen war etwas zu heiß, aber ich konnte Steffi gerade noch rechtzeitig erklären, dass es durch selber essen nicht abkühlt, sondern lediglich verschwindet. Und dann kam zum Glück auch schon unser Essen - es haben also alle was abbekommen. Diesmal landen wir mittags in Singapur. Es sind 30 Grad (wie immer) aber mit Sonne und der hohen Luftfeuchtigkeit wirkt es deutlich drückender, als beim letzten Mal. Wir schnappen uns wieder ein Taxi in die Purvis Street, wie vor 5 Wochen, und betreten unser gebuchtes, kleines Hotel, welches direkt neben unserem alten liegt. Leider liegt keine Reservierung vor. Oh nein, nicht schon wieder, das ist doch Singapur! Ist es auch, es wurde nur mein Vorname mit meinem Nachnamen verwechselt. Da mir das bei chinesischen Namen auch immer so geht, verkneife ich mir eine Bemerkung. Es sind ja auch alle schon wieder so nett.

Unser Zimmer ist winzig aber stylisch und durchdacht - vielleicht mal abgesehen von der frei im Raum stehenden Toilette. Aber wir sind ja jetzt Nähe gewohnt. Als der Concierge uns erzählt, dass jedes der geschätzte 8 Quadratmeter großen Zimmer einstmals von 8-10 chinesischen Gastarbeitern bewohnt wurde, nehmen wir aber maßvoll von weiterem Genöle Abstand und versuchen stattdessen unsere westlich geprägte Schamggrenze etwas in Richtung Asien zu drücken.

Es ist gerade mal Vormittag, sun is shining, Zeit für sightseeing. Aus diversen Möglichkeiten wählen wir nach Rücksprache mit dem Concierge Chinatown als lohnenswertes Besichtigungsziel. Praktischerweise passiert der Weg dorthin auch gleich den historischen Kern von Singapur. Wenn ich mal Béla Réthy zitieren darf: Die Temperatur ist hier mit Sauna nur unzureichend beschrieben. Es ist wirklich heiß. In der Stadt herrscht ein geordneter aber ordentlicher Trubel und wir entfliehen baldmöglichst den großen Straßen. Nach der Durchquerung der gut erhaltenen Altstadt aus der Jahrhundertwende erreichen wir relativ zügig Chinatown.

Steffi würde hier gerne eine Packung richtig guten Tee erwerben. Die ausschließlich chinesischen Schriftzeichen an den Geschäften sind aber nicht zweifelsfrei zu deuten. Schließlich entdeckt Steffi doch noch ein Teegeschäft, mit lauter kleinen Papierbeuteln, die ordentlich aufgereiht in den langen Holzregalen stehen. Wir bestellen einen schwarzen Tee, immerhin sprechen hier ja alle Englisch, ernten aber nur eine kritische Nachfrage "Black tea?" und Blicke voller Unverständnis. Nachdem wir uns nicht einigen können, verlassen wir die Apotheke also wieder erfolglos, dafür mit Lachflash. Das ist nicht so einfach mit diesen chinesischen Schriftzeichen.

Das beeindruckendste an Chinatown ist eindeutig der buddhistische Tempel. Und damit meine ich nicht den umwerfenden goldenen Gebetsraum, sondern die Mönche. Während in anderen Gotteshäusern auf Zurückhaltung der Besucher großer Wert gelegt wird, ruhen die buddhistischen Mönche völlig ungerührt der touristischen Scharen in ihrer Meditation. Das monotone Brummen der Gesänge erfüllt einen völlig unmittelbar mit Ruhe. Ein Geschenk in einer Stadt wie Singapur.
Wir begeben uns bald auf den Rückweg, da wir noch versuchen wollen das Ausmaß unseres Jetlags mit etwas Schlaf einzugrenzen. Das klappt erstaunlich gut. Morgen früh geht es nach Hause.

28. Juli 2017 - Frankfurt

Wir landen Abends in Frankfurt, zu spät, um noch einen Zug nach Hause zu erwischen. Also noch eine Hotelübernachtung. Auf der Straße herrscht immer noch ein geschäftiges Treiben aus Taxen, Bussen und SUVs. Wofür braucht man die hier eigentlich, in einer Welt voll perfekt asphaltierter, vierspuriger Straßen? Über uns zieht ein Riesenflugzeug nach dem anderen durch den Nieselregen davon. Louisa findet es super, ich denke: Im Regenwald war es auch schön. Zum Glück geht es morgen ins beschauliche Göttingen. Ende der Reise.

Epilog ←|→

29. Juli 2017 - Göttingen

Wie knüpft man an an ein früheres Leben? Wenn man aus einem Traum voll real anmutender Herausfoderungen erwacht, in eine Welt zwischen Whatsapp, Terminen und gelangweiltem Überfluss? Ich sitze auf dem Sofa, alles ist geregelt und ich fühle mich irgendwie leer, nutzlos. Ich greife zum Smartphone, Zeit wieder all diese Posts und Katastrophen-Nachrichten zu lesen.

Nein. Noch nicht.

So lange ich kann werde ich mich dem noch entziehen. Lieber die Sonne untergehen und den Mond aufgehen sehen. Lieber jedem Vogel zuhören, der sein Lied für mich singt. Lieber würzige Waldluft tief in mich hineinsaugen. Bis der unausweichliche Trott sich wieder eingestellt hat.

Aber noch nicht.

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